Kapitel 89: Liebe die, die es verdienen

1K 85 19
                                    

Ach deswegen so freundlich..

-nächster Tag-

"Ich möchte, dass ihr alle die Tische und Stühle an die Wand schiebt. Heute machen wir den Unterricht mal etwas anders." lächelt die Lehrerin freundlich.
"Heute spielen wir wohl Spielchen." grinst Kylie, während sie mit mir unseren Tisch an die Seite schiebt.
"Also wenn die mit mir Spielchen spielen würde, wäre ich dabei." lacht Nick und schmeißt sich auf unseren Tisch.
Durch das plötzliche Gewicht stolpern wir beide förmlich auf den jungen Mann drauf, was wir nur lachend hinnehmen.
"Wasch dich, du stinkst!" pruste ich los, was er nur mit einem Schmollen kommentiert.
"Kommt Kinder, genug rumgealbert." ertönt es von der Tafel, weshalb wir uns wieder aufrappeln und den Tisch endlich an die Wand schieben.
Kinder... Entschuldigung, wir befinden uns in der elften Klasse...
"Stellt euch in einer Reihe auf." befiehlt sie, was alle einfach mal hinnehmen.
Was wird das jetzt?
"Wir spielen etwas wie 'Ich hab noch nie'. Wenn ich eine Frage gestellt habe und ihr so etwas schon mal getan habt, tretet ihr einen Schritt nach vorn." erklärt sie das Prinzip.
Oh je.
"Was hat dieses Spiel mit Ethik zutun?" fragt jemand aus der Klasse nach.
"Ein guter Einstieg in das neue Thema 'Ehrlichkeit'." lächelt die Dame, was alle so akzeptieren.
"Fangen wir leicht an... Ich habe noch nie jemanden geküsst." beginnt sie.
Irgendwie komisch mit einem seiner Lehrer darüber zu reden.
Fast alle gehen einen Schritt nach vorn, einige Ausnahmen gibt es ja immer.
"Gut... Wer muss sich eventuell Sorgen machen, auf der Straße beleidigt zu werden, aufgrund seines Partners?" geht es weiter.
Nur Samu und ich gehen einen Schritt nach vorn.
"Du bist ne Schwuchtel?" fragt einer von hinten.
"Problem damit?" mischt sich Kylie ein, worauf der Junge verstummt.

Lange geht das Spiel weiter, mit harmlosen Fragen, bis jeder aus der Klasse eine Frage stellen soll, welche dann nicht mehr so unschuldig bleiben.
"Ich hatte noch nie Anal." grinst einer breit, weshalb ich nur die Augen verdrehe.
Scheiß Kleinkinder.
Samu tritt einen Schritt nach vorn, weshalb die nächste Frage gestellt werden sollte, doch alle sind von Evelyn überrascht, die auch nach vorn schreitet.
"Wer es glaubt." lacht Kylie.
Oh nein, bitte nicht.
"Was willst du von mir?" zickt die Braunhaarige zurück, was Kylie nur noch heftiger zum Lachen bringt.
"Mit Layla hattest du es auf jeden Fall nicht. Und dein Neuer ist doch froh, wenn er dich in Unterwäsche sehen darf." erklärt sie sich, worauf Evelyn genervt die Augen verdreht.
"Vielleicht ist er ja besser?" knurrt sie.
Dann ist es doch schön für dich.
"Bei Layla hast du die ganze Nachbarschaft auf trapp gehalten mit deinem Gejaule, ich glaube härter würde es gar nicht mehr gehen." grinst die Blonde, bis Evelyn wie eine Gestörte auf sie zu rennt.
Sofort laufe ich zu den beiden und zerre sie von Kylie weg, welche von Nick festgehalten wird.
"Reiß dich zusammen." sage ich ruhig.
Wutentbrannt sieht sie mich an und schlägt mir einmal mit der flachen Hand ins Gesicht.
Entsetzt sehe ich sie an, der Schock steht ihr ins Gesicht geschrieben, und sofort rennt die Jüngere nach draußen.
Instinktiv will ich ihr hinterher laufen, sie nun endlich zur Rede stellen, was sie sich damit erhofft, doch Kylie hält mich zurück.
"Renn ihr jetzt ja nicht hinterher, hörst du?" fragt sie gefährlich, worauf ich nicke.
"Stellt die Tische wieder normal hin... Ich gehe zu ihr." beruhigt mich die Lehrerin, bevor sie ebenfalls nach draußen geht.

"Wieso willst du ihr immer noch hinterher rennen wie ein Küken seiner Mutter?! Erklär es mir bitte!" schnauzt sie mich an.
Stumm sehe ich sie an.
Sie war die Erste, bei der ich es Liebe nennen konnte.
"Komm runter Kylie, Gefühle verschwinden nicht in wenigen Wochen. Sie waren über ein Jahr zusammen, hab Verständnis." mischt sich Samu ein, worauf der wütende Gartenzwerg nichts mehr sagt und mithilft, die Tische zurecht zu rücken.
"Layla Adams, bitte ins Sekretariat." erklingt es durch die Lautsprecher, weshalb ich verwundert aufsehe.
"Na los, geh." klopft mir Nick auf die Schulter, woraufhin ich mich auf den Weg mache.

"Guten Tag." sagt die Dame, die mir das letzte mal mein Handy zurück gegeben hatte und auch heute war sie eindeutig zu knapp für eine Schulsekretärin angezogen.
"Gehen Sie bitte zum Direktor durch." bittet sie mich und deutet auf eine Tür, an die ich gleich klopfe und herein gelassen werde.
Sofort erkenne ich Evelyns Rücken, schweife mit meinem Blick weiter, wo ich direkt in die starren Augen des Direktors sehe.
"Guten Morgen." begrüße ich ihn, was er mit einem Brummen annimmt und auf einen Stuhl deutet.
"Es gab wohl eine Auseinandersetzung, Evelyn Brown soll Sie geschlagen haben." sagt der Mann, während sein Blick auf dem Mädchen liegt, welches auf den Boden starrt.
"Ich könnte mich nicht daran erinnern." antworte ich nachdenklich, worauf mich sofort zwei Augenpaare mustern.
"Sie müssen Evelyn nicht in Schutz nehmen, die Strafe wäre nicht..." beginnt er, doch ich unterbreche ihn höflich.
"Ich nehme niemanden in Schutz, ich wüsste nur nicht, wann derartiges geschehen sein soll.." beginne ich, doch diesmal unterbricht er mich.
"Sie haben sich vor kurzem getrennt, das weiß wohl die ganze Welt. Kleine physische Übergriffe einer Frau können öfter nach Trennungen vorkommen." will er mich beruhigen.
"Das ist Sexistisch und unlogisch. Ich wurde nicht geschlagen. Ich danke Ihnen, dass sie sich Sorgen machen, aber es ist alles okay. Wir verstehen uns noch immer." lächle ich und lege eine Hand auf die Schulter des Mädchens, das den Direktor nur freundlich anlächelt.
"Sie können gehen." gibt er sich geschlagen, weshalb wir aufstehen und verschwinden.

"Du musst mich nicht mehr beschützen, das ist nicht mehr deine Aufgabe." murrt sie und will voraus laufen, jedoch halte ich sie auf, indem ich meine Hand um ihren Unterarm schließe.
"Ich schubse niemanden ins kalte Wasser, den ich liebe. Das solltest du wissen." antworte ich neutral.
Ruckartig dreht sie sich zu mir und starrt mir in die Augen.
"Dann stell deine Liebe ab, die will keiner. Zumindest ich nicht mehr." sagt sie mit einer eisige Kälte in der Stimme, die mir eine Gänsehaut über den Rücken zieht.
Sofort lasse ich ihren Arm los, woraufhin sie etwas stolpert, da ich ihr damit etwas Halt gegeben hatte.
"Such dir jemand anderen zum verarschen, ich lass mich nicht nochmal betrügen." kommt es von ihr bevor sie sich umdreht und geht.

Als sie aus meinem Blickfeld verschwindet, laufe ich sofort zur Toilette.
JETZT ist es vorbei... JETZT kann ich jede Hoffnung aufgeben..
Mein Blick gleitet zum Spiegel, so emotionslos, dass ich mich selbst nicht erkenne. Jedoch jemand anderen, mich vor einigen Jahren... Mein Herz schmerzt nicht, es existiert nicht mir.
Das Mädchen, dem ich mein restliches Leben versprach, das ich liebte bis in die Unendlichkeit, hat mich wieder zurück geschubst. An den Anfang, wobei ich dem Ende so nah war...
"Ich sollte dir einen guten Rat geben." erklingt es hinter mir, weshalb ich erschrocken herum fahre und in die Augen meines Psychologen sehe.
"Ich komm damit klar." antworte ich, doch er sieht mich verletzt an.
"Tu es nicht, fall nicht zurück. Es fehlt nur noch ein Stück, nur ein kleines Stück... Nimm die Herausforderung an, es wird nun schwerer, aber nicht unmöglich." und schon ist er verschwunden.
Eine Träne rollte mir über die Wange, die ich erstaunt weg wische und auf meine Hand sehe.
Liebe die, die es verdienen...

Psycho and Cutie-After closed doorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt