Kapitel 73: Das Gute am Homo sein

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Ich rede morgen mit ihr.

Viel zu früh klingelt der Wecker, den ich nur etwas widerwillig ausschalte und müde an meine Decke starre.
Grummelnd begebe ich mich aus meinem Bett, hole einige Klamotten aus meinem Schrank, um mich anschließend unter die Dusche zu stellen und einfach das warme Wasser auf meiner kühlen Haut zu genießen.
Als ich keine Mittel mehr hatte, mir die Haut aufzuschneiden, habe ich es immer so heiß gedreht, dass es einfach nur noch brannte. Nie hatte ich es genossen, war immer nur auf diese Selbstzerstörung aus.
Nach ungefähr zehn Minuten begebe ich mich fertig angezogen in die Richtung des Erdgeschosses, versteife jedoch kurz von Manus offener Zimmertür, als ich Kylie in seinem Bett an ihn ran gekuschelt erkenne.
Das dauert wohl auch nicht mehr lang.
Leise verlasse ich das Haus mit meinem Hund, um den Kopf etwas frei zu bekommen.
Der Himmel ist leicht orange gefärbt, da die Sonne sich langsam auf unsere Erdhalbkugel gesellt und den Mond somit zur Seite drängt.
Wären Sonnenaufgänge nur nicht so früh... Dann könnte man sie ja öfter mal genießen. Aber ich stehe doch nicht noch früher auf als nötig...
Als ich dann endlich dort angekommen bin, wo ich hin wollte, sehe ich nur kurz meinen Hund an, der sich augenblicklich hinlegt und ruhig die leeren Straßen begutachtet.

Lächelnd betrete ich das Geschäft, wo mir gleich ein wohliger, dennoch eigenartiger Geruch in die Nase steigt.
"Wie kann ich Ihnen helfen?" lächelt die Kassiererin freundlich, während ihr Blick an mir herunter gleitet.
"Ich bräuchte einen Blumenstrauß, in dem unbedingt Lilien... am besten in weiß." stottere ich etwas, da ihr stechender Blick mich etwas nervös macht.
"In welcher Preisklasse?" fragt sie nach, worauf ich mit einem schlichten: "Egal." antworte.
Innerhalb weniger Minuten hat sie einen wunderschönen Strauß zusammengebastelt, in dem zwar sehr viele Lilien, doch auch Rosen, einzelne kleine Blümchen und etwas grün hinzugefügt ist.
"Das ist wohl das Gute daran Homo zu sein. Man weiß immer wie man seinen Partner nach einem Streit besänftigen kann." lacht sie herzhaft und übergibt mir die Blumen, worauf ich auch nur lächle.
"Wie viel kostet der jetzt?" frage ich nun nach, weshalb sie das Gemisch kurz mustert.
"Wir machen 30 Euro. Weil du extra so früh aufgestanden bist." antwortet sie, was mich mein Portmonee zücken lässt und ich ihr einen 50er hinlege.
"Passt so, danke." somit verabschiede ich mich auch schon, fordere meinen Hund vor der Tür auf mir zu folgen und begebe mich wieder Nachhause.

"Das ist ja süß!" kreischt Kylie, die inzwischen unten auf der Couch sitzt.
Vor Schreck verschüttet mein Bruder plötzlich seinen kompletten Kaffee auf dem Küchenboden, was uns Mädchen nur lachen lässt.
"Ich wünschte, ich hätte auch einen so aufmerksamen Freund in Zukunft." lächelt Kylie verträumt, weshalb mein Bruder interessiert zu ihr sieht.
"Naja, lange suchen brauchst du ja nicht. Wer will dich nicht?" grinse ich und mustere Manu, dessen Miene sich etwas verdunkelt.
"Du." schmollt sie mir entgegen, worauf ich mit den Schultern zucke.
"Wer sagt das?" lache ich, laufe zu ihr und gebe ihr einen Kuss, halb Wange, halb Mund.
"Moment mal!" meckert mein Bruder lachend und zieht mich nach hinten, was Kylie nur mit zufrieden strahlenden Augen beobachtet.
"Was? Sie ist Single." verteidige ich mich, weshalb mein Bruder eine Augenbraue hochzieht.
"Du aber nicht." sagt er ernst, worauf ich meine Augen verdrehe.
"Sie ist mir zu blond, das weißt du." antworte ich, woraufhin er nickt.
"Deine Freundin aber nicht." erwidert er, was mich zum verstummen bringt.
Das stimmt wohl...

Etwas nervös komme ich immer näher an die Schule heran.
Hoffentlich wartet sie vor der Tür auf mich...
Und tatsächlich, abgelenkt starrt sie auf ihr Handy, während sie dort am Zaun angelehnt steht.
"Guten Morgen Prinzessin..." lächle ich fröhlich, damit sie aufsieht und mich mit großen Augen mustert.
"Du bist so ein Schleimer." kichert sie und nimmt den Strauß an sich, um sich kurz zu mir rauf zu strecken und mir einen Kuss auf die Lippen zu hauchen.
"Mit Lilien..." grinst sie freudig und mustert jede Blume, um dann wieder zu mir aufzusehen.
"Das wäre nicht nötig gewesen... ich hab dir schon verziehen, als du meintest, dass ich dir das Wichtigste bin." murmelt sie wieder gegen meine Lippen, worauf ich lächeln muss und ihr kurz wieder meine aufdrücke.
"Dafür war der Abgang sehr dramatisch..." flüstere ich zwischen einigen Küssen, weshalb sie kichert.
"Du solltest ja auch mal nachdenken..." antwortet sie liebevoll, streicht mir kurz über die Wange, um mich dann an der Hand ins Gebäude zu ziehen.

"Ihr hattet wohl Streit?" fragt plötzlich jemand hinter mir, weshalb ich meinen Spind viel zu laut zuschlage und mich erschrocken umdrehe.
"Was interessiert es dich?" frage ich verwirrt nach, doch Nick zuckt bloß mit den Schultern.
"Vielleicht kann man ja irgendwann den Kriegsfuß zwischen uns ruhen lassen. Dafür muss ich aber Konversationen anfangen." lächelt er freundlich, worauf ich meine Augenbraue hochziehe.
"Kannst du das auch buchstabieren?" grinse ich, bekomme jedoch nur einen verwirrten Blick ab.
"Konversation, viel zu gut für deinen Wortschatz." erkläre ich, weswegen er einen Schmollmund zieht und mir leicht gegen die Schulter boxt.
"Fick dich." murmelt er beleidigt, doch ich lache nur.
"Dafür hab ich deine Ex." provoziere ich, was auch ihn wieder herzhaft lachen lässt.
Verwundert werden wir von allen im Gang gemustert, denn unser Gelächter scheint nicht wirklich zu verstummen, bis meine Freundin zu uns trifft und uns ansieht wie ein Auto.
„Was ist so witzig?" fragt sie verwirrt und reißt die Augen etwas erschrocken auf, als wir noch heftiger lachen.
„Also ich muss über deinen schlechten Geschmack von damals lachen." kommt es stockend über meine Lippen.
„Und ich über deinen jetzigen." hängt Nick hinten dran, worauf wir uns kurz ansehen, verstummen, jedoch wieder lauthals Lachen, was nun sehr viele Blicke auf uns zieht.

„Komm mal mit..." murmelt die Braunhaarige, zieht mich am Handgelenk letztendlich bis zur Toilette hinterher.
„Was wird das denn jetzt zwischen euch?" fragt sie kritisch, während sie mich mit wütend funkelnden Augen mustert.
„Alles gut Prinzessin, ich hab ihn halt als dumm bezeichnet. Das wird nichts Enges." erkläre ich und drücke sie sanft in eine Kabine, um hinter uns abzuschließen.
„Er ist nicht dumm, er ist absolut zurück geblieben." flüstert sie, kommt mit ihren Lippen immer näher an meine und starrt mir auffordernd in die Augen.
„Ernsthaft?" grinse ich, als ich ihr über ihr Bein streiche, da sie nur einen fast knielangen Rock an hat.
Laut stöhnt sie auf, als ich ihr über die Innenseite ihres Oberschenkels streiche, weshalb ich ihr grinsend eine Hand auf den Mund drücke.
„Nicht so laut, wenn das ein Lehrer hört, könnte es unangenehm werden." hauche ich gegen ihren Hals, um diesen kurz zu küssen.
„Die wären maximal deprimiert, so gut wie du ist wahrscheinlich niemand..." zittert sie etwas, um dann ihren Kopf in den Nacken zu legen.
Merk dir das ja.

Psycho and Cutie-After closed doorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt