Kapitel 67: Manuel, Oh Manuel!

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"Ich dich auch, Bruderherz."

Es wurde gestern relativ spät, weshalb Kylie über Nacht geblieben ist.
Nun sitzt sie da an unserem Küchentisch und frisst das Nutella mal wieder pur aus dem Glas, wobei sie etwas aussieht wie ein kleiner Gollum.
"Guten Morgen..." stottert Manu etwas, als er Kylie erblickt.
Gerade will er etwas sagen, doch Kylie hebt nur knapp ihren Zeigefinger und schüttelt mit dem Kopf.
"Lass es lieber sein." schmatzt sie, worauf mein Bruder nur knapp nickt und sich in die Küche begibt, um sich sein Frühstück zu machen.
"Darf ich?" fragt er die Blonde, die sich wie eine Hyäne zu ihm dreht und einen Vogel gegen die Stirn zeigt.
"Du wirst fett. Ich nicht." knurrt sie, während sie die Nougatcreme mit ihren Armen umschließt.

"Guten Morgen?" dringt die nächste Stimme durch den Raum, auf die ich gern reagiert hätte, doch mir hängt schon eine klatschnasse Zunge im Gesicht.
"Arko!" brülle ich erschrocken, weshalb der Riese von mir weg springt, ich mich jedoch sofort zu ihm beuge und ihn ordentlich begrüße.
"Morgen." grinse ich, um meiner Freundin einen Kuss auf die Lippen zu drücken, doch sie sieht nur verwirrt zu den zwei Anderen.
"Ihr...?" fängt sie an, doch Kylies Blick lässt das Mädchen verstummen und nur nicken.
"Hab halt auch mal bei meiner Zukünftigen geschlafen." murmelt die Blonde, worauf Manu uns drei mustert wie ein Schäferhund seine Herde im Blick hat.
"Wenn es so weiter geht ist sie das wahrscheinlich wirklich..." flüstert sich das Mädchen neben mir selbst zu, was ich aber trotzdem verstehe, jedoch stumm bleibe.
Nicht hier.
"Komm mal mit..." versuche ich es, doch sowohl Kylie, als auch Manu mustern uns wie ausgesetzte Welpen, weshalb wir doch in der Küche bleiben und gemeinsam Frühstücken.

"Du liebst ihn." lächle ich, während Kylie sich an ihren Spind begibt und ich mich gegen einige andere Lehne.
"Ich bitte dich..." fängt sie an und schließt das kleine Fach, um sich nah vor mich zu stellen.
"Die Einzige, die ich liebe, bist du." haucht sie grinsend, streckt sich zu mir und gibt mir einen Kuss auf die Wange.
"Ah ja..." murrt meine Freundin und will sich an uns vorbei quetschen, doch ich packe sie am Arm, um sie vorsichtig zu küssen.
"Ich hab doch zwei Hände, alles gut." lache ich, als wir uns wieder lösen und halte beide Arme nach oben, wobei ich jeden Finger außer Zeige-und Mittelfinger anwinkle.
"Sehr witzig." kichert meine Freundin augenverdrehend.

"Kylie?" fragt plötzlich eine piepsige Stimme, weshalb Kylie sich umdreht und einen genervten Ton von sich gibt.
"Paula, verschwinde. Ich habe gerade Pause, somit Freizeit. Und die möchte ich nicht mit dir verbringen." sagt sie kalt und schließt genießerisch die Augen, da ihr die Sonne ins Gesicht scheint.
"Mit deinem Freund ist doch Schluss, da haben wir doch bei ihm jetzt freie Bahn, oder?" fragt sie weiter, worauf auch ich mich umdrehe und sie kritisch mustere.
"Also bitte, wieso sollte man von der Königin auf ein paar Mägde herab sinken?" lacht sie auf, weshalb sich Evelyn an ihrem Trinken verschluckt und sich das Lachen verkneifen muss.
"Mein Arsch ist um einiges größer als deiner." versucht sie zu kontern, doch Kylie sieht sie niedermachend an.
"Dementsprechend aber der Umfang jeder anderen Körperteile auch." lächelt sie, worauf das Mädchen empört Luft auspustet und mit ihrer kleinen Clique davon trabt.

"Ruhe!" schallt es durch den Raum, was die ganze Klasse verstummen lässt und alle zu der jungen Frau sehen.
"Ich hab gestern vergessen die Feier am Ende des Jahres zu erwähnen." fängt sie an, worauf die ganze Klasse ein Jubelruf von sich gibt.
"Was soll ich da noch erklären? Die Zwölfer organisieren ihn, ihr geht hin. Ende." gibt sie schulterzuckend von sich.
"Und wenn nicht?" fragt Kylie nach, doch die Dame lächelt nur.
"Verpasst ihr kostenlosen Alkohol, der immer rein geschmuggelt wird." erklärt sie, was natürlich alle dazu bringt, sich wie bescheuert in die Hände zu klatschen.
Wie Affen... Wahnsinn..

"Bekomm ich das?" fragt meine Freundin mit ihren Welpenaugen, als sie auf das Kaktuseis zeigt.
"Selbstverständlich." lächle ich, beuge mich an ihr vorbei und hole das vergrabene Wassereis heraus, natürlich nicht ohne meine andere Hand an ihre Hüfte gleiten zu lassen, um auch ja nicht rein zu fallen.
"Ich will auch so eins." jammert Kylie und tritt mir gegen den Oberschenkel, dass ich fast das Gleichgewicht verliere.
Reflexartig greife ich nach der Blondine neben mir und statt dass ich nun in der Tiefkühltruhe stecke, hängt das Mädchen halb drin, was einige Passanten schief beäugen.
"Hier ist es ja!" lächelt sie und hält ein anderes Eis in die Luft, damit die Leute aufhören uns anzustarren.
"Das bereust du noch.." knurrt sie und fährt mir mit ihren Fingernägeln am Hals entlang, weshalb ich ihre Hand sofort weg schlage und Kylie Richtung Kasse schubse.
"Woher weiß sie das?..." fragt meine Freundin ruhig, weshalb ich meinen Arm um ihre Schulter lege und ihr einen sanften Kuss auf die Stirn zu hauchen.
"Sie ist aus versehen mal an meinem Hals entlang und ja... du bist natürlich die Einzige, bei der ich da absolut schwach werde." beruhige ich mein Mädchen, womit sie sich zufrieden gibt.

Stumm sitzen wir vor dem Einkaufcenter auf einer Bank und warten auf meinen Bruder, beide Mädchen neben mir stark konzentriert darauf, ihr Eis zu essen, was ich nur grinsend beobachten kann.
"Warum glotzt du denn so blöd?" fährt mich die Blondine an, was mich auflachen lässt.
"Wenn man euch so zuguckt... da wird mein Interesse nach einem männlichem Glied ziemlich stark..." lache ich leise, woraufhin sich die beiden alarmiert ansehen, um mich dann wieder zu betrachten.
"Oh mein Gott.. yes!" kreischt Kylie, springt auf und hockt sich vor mich.
"Du wärst so ein perfekter Typ! Wahrscheinlich noch perfekter als... Samuel..." stottert sie zum Ende hin, weshalb Evelyn und ich nur breit grinsen.
"Der Samuel... der hat dich ja komplett um den Verstand gebracht." grinse ich und erhebe mich langsam von der Bank, um mich vor die Blonde zu stellen.
"Nein, er ist einfach der perfekte Mann. Das bringt ihn halt immer wieder in die Friendzone." bestätigt sie die Aussage, worauf ich nur lachend nicke.
"Sicher, dass du nicht Manuel stottern wolltest?" frage ich nach, was mir nur einen entsetzten Blick von Kylie verschafft.
"Sei still, du hast doch keine Ahnung!" knurrt sie und mustert mich bedrohlich, doch ich fahre grinsend fort.
"Manuel, oh Manuel! Warum bist du Manuel? Verleugne deinen Fehler und entsage deinem Namen... oder wenn du das nicht willst, so schwöre mir nur ewige Liebe und ich will keine Jones mehr sein!" texte ich das Weltbekannte Zitat etwas um, weshalb Kylie mich wie eine Angestochene anspringt und meinen Pullover an der Schulter zwischen ihre Hände nimmt.
"Wenn du nicht sofort leise bist, stopfe ich dir das Maul." versucht sie es weiter, ich denke jedoch nicht mal daran.
"Nicht du, bloß ein Missverständnis ist mein Feind. Du würdest du selbst sein, wenn du gleich kein naiver Vollidiot wärst. Wie konnte ein solches Missverständnis auftreten? Weder sah er die Schwester noch hörte er den Unterschied in den Stimmen, weder realisierte er, wer vor ihm steht, noch hatte er überhaupt Reaktionszeit. Was hast du bloß getan, oh Manuel? Ließt die liebliche Hand eine Deiner führen, mit dem Gedanken, dass deine Zukünftige die sanften Berührungen an deinem Körper verteilte. Doch war es das Biest an Zwilling, welches nichts Gutes mit sich brachte. Ohne jegliches Gewissen war es ihr Ziel, dich zu ihrem Bette zu führen. Hättest du doch nur eine Sekunde länger gehabt, Manuel, hätte es dich zurück zu deiner wahren Liebe geschlagen. Doch kaum konntest du dich lösen, erlitt dein Weib den Anblick, der ihr Herz in tausend Stücke brechen ließ. So hattet ihr euch verloren, einer mehr mitgerissen als der Andere." versuche ich die Erklärung zu verpacken, doch das Mädchen stößt sich nur von mir ab und schüttelt mit dem Kopf.
"Lass mich in Ruhe..." haucht sie, schnappt ihre Sachen und läuft schnellen Schrittes Richtung ihrer Heimat.
Verdammt Mädchen!

Psycho and Cutie-After closed doorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt