Kapitel 52: „Kontrolle"

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Das sieht doch gut aus...

Kurz klingle ich an der Tür meiner Freundin, um mich sofort an den Türrahmen zu lehnen und cool auf einem Zahnstocher herum kaue.
Schnell öffnet sich die Tür, wo meine Freundin steht und mich mit schief gelegtem Kopf mustert.
„Packen sie Ihre Sachen zusammen junge Dame, in zehn Stunden sitzen wir in einem Flieger." lächle ich, spucke das kleine Holzstück zur Seite und lege meine Arme um ihre Hüfte.
„Ähm..." beginnt sie, als sich plötzlich mein viel zu großer Welpe zwischen uns drängt und an mir hoch hüpft.
Kurz sehe ich ihn warnend an und schnaufe laut aus, was ihn sofort hinsetzen lässt, weshalb ich ihn zum Lob streichle.
„Ja, was ist mit den Hunden?" fragt sie, worauf ihre Mutter hinter ihr antwortet: „Die nehme ich, jetzt pack deine Sachen und mach dich raus aus meinem Haus."
„Ach, anscheinend ist sie schon eingeweiht." sagt Evelyn überrascht und sieht wieder zu mir.
„Wohin denn?" erkundigt sie sich.
„Jamaika." grinse ich, was ihre Augen größer werden lässt.
„Wie viel hast du denn bezahlt?" fragt sie, doch ich winke ab und streiche ihr eine Strähne hinter ihr Ohr.
„Manu braucht Ablenkung. Er hat mir alles erklärt und ja.. ich glaube ihm..." hauche ich, woraufhin sie nickt.
„Dann packe ich mit, ich will die Auflösung des Dramas auch hören." meldet sich Amelie zu Wort, weshalb wir uns alle nach oben in Evelyns Zimmer begeben.

„Kyra ist ein Dreckstück.." flüstert meine Freundin, als ich alles erklärt habe.
„Sie hat schon als sehr kleines Kind oft versucht alles und jeden zu manipulieren. Und das tun Kinder im Regelfall nicht, also ich glaub Manuel auch." bestätigt ihre Mutter.
„Also wir könnten los.." lächelt Evelyn zuckersüß, was mich förmlich dahin schmelzen lässt.
„Dann komm.." hauche ich, während ich ihren Koffer in meine Hand nehme und die andere ihr hinstreckte, die sie sofort annimmt.
„Tschau mein Schatz, viel Spaß. Und du, pass auf sie auf." warnt mich Amelie, woraufhin ich nicke.
„Bevor sie stirbt, sterbe ich." beruhige ich sie.
„Am besten ist es wenn keiner von euch stirbt." lacht sie und klopft mir auf die Schulter, wobei sie mich etwas aus der Tür schiebt und uns noch zum Abschied winkt.

„Wie lange eigentlich?" fragt sie, als wir uns ins Taxi setzen.
„16 Tage." antworte ich und muss schmunzeln, als ihr der Mund aufklappt.
„Wie luxuriös?" stöchert sie weiter.
„12 von 10." kommt es wieder von mir, weshalb ich einen kleinen Schlag gegen meine Wange bekomme.
„Das ist nicht fair." meckert sie.
„Was ist schon fair im Leben?" lächle ich, worauf ich einen Kuss auf die Lippen bekomme.
„Halt die Klappe und hab nicht immer das letzte Wort." murmelt sie in den Kuss, den ich ohne Beschwerde annehme und zufrieden nicke.
So geht das also...

„Wollen wir gleich durch den Zoll?" frage ich in die Runde, als wir vom Check-In weg treten.
„Würde ich schon. Oder habt ihr noch Hunger?" fragt mein Bruder, worauf sowohl Evelyn als auch ich mit dem Kopf schütteln.
„Ihr müsst jetzt keinen Abstand halten. Es ist alles okay." sagt er etwas lachend, als er merkt, dass wir einen Sicherheitsabstand halten, um ihn nicht in irgendeiner Hinsicht traurig oder unsicher zu machen.
„Danke." stöhnt meine Freundin auf und hüpft mit auf den Rücken, dass ich sie Huckepack nehme.
„Bin nämlich müde." murmelt sie und macht es sich bequem, was mich nur vor mich hin schmunzeln lässt.
Wie ein kleiner Koala. Einfach putzig.

„Alle Sachen da rein legen und einmal da hinstellen bitte." werde ich aufgefordert, was ich auch mache.
Entspannt stelle ich mich in die Maschine, die mich einmal komplett durch röntgt.
„Keine metallischen Gegenstände, gehen Sie weiter."
Langsam packe ich mein Zeug wieder in meine Taschen, als ich ein Pfeifen vernehme.
Leicht sehe ich nach oben, wo eine der Kontrolleurinnen mit Augenkontakt und verschiedener Mimik etwas an die Frau deutet, die an der Maschine steht. Diese nickt nur und zeigt meiner Freundin, wie sie sich stellen muss.
Leise piepst das Ding auf und auf dem Monitor erscheinen an der Hüfte Punkte, die anscheinend ihren Gürtel anzeigen.
„Einmal kontrollieren lassen bitte." sagt sie nur und schickt sie zu der Dame, die eben stumm mit ihr kommuniziert hat.
Lächelnd nimmt sie die Kurzhaarige in Empfang, was mich etwas kritisch die Situation beäugen lässt.
„Anscheinend ist Evie ein Verbrecher." lächelt mein Bruder, bis er meinen Blick bemerkt.
Kurz sieht er zu der Frau, um dann mit dem Kopf zu schütteln.
„Wie notgeil kann man sein.." flüstert er und beobachtet alles mit mir.

Langsam fährt sie Evelyn am Hosenbund entlang, wobei sie ihr förmlich den Kopf auf die Schulter legt und ihr gegen den Hals haucht.
Ich glaub's nicht.
Ihr Lächeln wird breiter und sie fährt behutsam ihre Beine vorn nach unten ab, um dann hinten wieder hoch zu fahren und auf ihrem Hintern zu verweilen, in den sie kurz rein kneift.
Auch Evelyn scheint sich jetzt deutlich unwohl zu fühlen, weshalb sie sofort zu mir sieht und erleichtert ausatmet, als sie sieht, dass ich alles beobachte.
„Du kannst doch nicht hetero sein." sagt sie plötzlich hinter ihr, was sie stumm bleiben lässt.
„Vergebene Lesbe." antworte ich für sie, anscheinend etwas zu laut, denn einige Sicherheitsleute sehen auf.
Leise lacht die junge Frau, die maximal 25 sein dürfte.
„Traurig, ich sehe selten so hübsche Mädchen in meiner Umgebung." knurrt sie ihr ins Ohr und entlässt sie mit einem Streifen über die Hüfte.
Mit einem Schlag ist meine Laune im Eimer, während ich sie mustere.

„Haben Sie sich nicht so, mit so einem hübschen Mädchen an seiner Seite, hat man das doch täglich." lacht sie herzhaft, worauf ich nur weiter in ihre Augen sehe.
„Layla, komm." haucht Evelyn, weshalb ich zu ihr sehe und sie kurz mustere.
Ich wundere mich wirklich nicht.
„Angefasst wurde sie noch nie, weil ich sonst eingreifen kann. Seien Sie froh, an was für einer Stelle Sie gerade stehen." knurre ich, als ich ihr etwas näher trete.
„Layla, komm jetzt." fährt mein Bruder mich an und packt mich am Arm, woraufhin auch die Kontrolleurin interessierter wirkt.
„Layla Adams?" fragt sie und mustert uns beide.
„Komm." wiederholt er sich, weshalb ich mich geschlagen gebe und mich mitziehen lasse.

„Ich liebe dich." lächelt Evelyn in meine Richtung, was mich auch nur grinsen lässt.
„Ich dich auch."

Psycho and Cutie-After closed doorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt