„Und wir wollen schlafen, gute Nacht." zickt die Braunhaarige, drückt Kylies Anruf einfach weg, kurz darauf auch mein Handy und nimmt mich in den Arm, um wenige Sekunden später einzuschlafen.
Verträumt streiche ich über die umgemachten Haare meiner Freundin, während ich den Ausblick genieße und laut ausschnaufe.
Womit hab ich das verdient... Unsere Beziehung läuft so, wie es sich jeder wünscht. Keine Streite, keine verschiedenen Meinungen. Gleiche Interessen und trotzdem unterschiedlich wie Tag und Nacht. Wie konnten wir uns finden? Wie konnte sie in die Psychiatrie geraten und auf mich treffen? Wie konnte sie meine jahrelang aufgebrauste Maske innerhalb weniger Stunden einfach brechen? Wie konnte sie mir Selbstvertrauen schenken, obwohl dies schon im Minusbereich stand? Sie hat mein Leben gerettet.
„Du träumst." murrt es plötzlich neben mir, weshalb ich zu dem Mädchen sehe, die auf den Bauch gedreht auf der weichen Matratze liegt.
„Wie auch nicht, bei dem Ausblick." antworte ich und sehe wieder auf, bis sich der Braunschopf in meine Sicht schiebt, was mich lächeln lässt.
„Noch besser." knurre ich und ziehe sie zu mir, löse mich aber gleich wieder von ihr, da wir beide unser Gesicht etwas verziehen.
„Wir sollten uns fertig machen... oder zumindest die Zähne putzen..." kichert Evelyn und fährt mir mit einer Hand über die Wange, während sie eingehend mein Gesicht mustert.
„Los gehts?" frage ich etwas verwirrt nach, doch ihr Blick bleibt starr auf mein Gesicht gerichtet.
„Hallo?" versuche ich es weiter, worauf sie auch sofort reagiert und kurz den Kopf schüttelt, um mich danach anzulächeln.
„Ja, los." lächelt sie und steht auf, als ob es diese kurze Situation nie gegeben hätte.„Warum hast du mich so angestarrt?" frage ich nach, als ich mich kurz im Spiegel ansehe, um mich dann etwas über die Kleinere zu lehnen und die Zahnpasta von einem Schrank zu ergattern.
„Bist einfach geil." grinst sie, was ich durch ihre Ausstrahlung und der Besorgnis in ihren Augen vorhin nicht wirklich abkaufen kann.
„Sicher?" frage ich nach, woraufhin sie nur knapp nickt.„So.. frischer Atem und kein Körpergeruch mehr. Noch etwas Prinzessin?" lächle ich, als wir in das riesige Wohnzimmer treten und ich sie sanft zu mir ziehe, um ihr in die Augen sehen zu können.
„Lass das, ich bekomm da Herzrasen." schmollt sie, unterbricht unseren Blickkontakt und legt ihren Kopf an mein Schlüsselbein, was mich dazu verleitet mein Kinn auf ihrem Kopf abzulegen.
Was ist los mit dir... So bist du sonst nicht...
Plötzlich reißt sie sich aus meinen Armen und sieht mich geschockt an, während ich versuche meinen Blick so neutral wie möglich zu halten.
„Ich habe gerade so einen Ohrwurm..." lacht sie auf einmal, während sie ihr Handy von der Couch fischt und sich mit der eingebauten Anlage zu verbinden.
Am Anfang hört man nichts, als plötzlich das Lied ruckartig beginnt durch die Lautsprecher zu dröhnen.
„I wanna Boom bang bang with your Body oh..."
„Was ist das jetzt für eine Anspielung?" lache ich tief, doch das Mädchen kichert nur durchgehend und springt auf mich zu.
„Keine, ich finde dieses Lied bringt einfach ne schöne Stimmung." erklärt sie und als der Refrain erneut zu hören ist, packt sie mich an der Hand und zwingt mich förmlich mit zu hüpfen, was ich jedoch nicht so intensiv tue wie sie.„Ich glaube ich weiß, wo du gut aufgehoben bist..." flüstere ich ihr ins Ohr, als das nächste Lied in der Playlist beginnt, muss aber kurz schmunzeln als ich das Lied erkenne.
„Das war mal ein Hit in den Clubs." lächle ich, während mich das Mädchen nachdenklich mustert.
„Wie alt warst du, als du feiern gegangen bist?" grübelt sie, woraufhin ich auch kurz nachdenke.
„14... 15." überlege ich, was ihren Blick unverständlich werden lässt.
„Wie bist du da rein gekommen?" fragt sie, da es eigentlich nur die Träume der meisten Jugendlichen ist, in eine richtige Party in einem Club zu kommen.
„Türsteher bestochen. Für 500€ pro Person und ein dickes Versprechen, dass wir aufpassen, ist man schneller drin als man denkt." sage ich schulterzuckend und laufe in einen kleinen Nebenraum des Schlafzimmers, während ich den kleinen Schritten hinter mir lausche.
Stumm starre ich in den riesigen Schrank, bis ich mir einen fast knielangen, schwarzen Mantel, einen weißen, dünnen Pullover und eine schwarze Jeans aus diesem zuziehen. Dazu nehme ich noch weiß-schwarzen NMD's vom Schrankboden und drehe mich um, wo meine Freundin steht und meine Klamotten eindringlich mustert.
„Was machen wir?" fragt sie, was mich nur grinsen lässt.
„Überraschung." lache ich liebevoll und küsse sie kurz auf den Haaransatz, um dann aus dem Raum zugehen und mich anzuziehen, da es da doch ein wenig zu eng für mich ist.Als ich mich angezogen habe, höre ich die Scharniere einer Tür hinter mir quietschen und als ich mich zu dieser drehe, bleibe ich perplex stehen.
„Dir ist bewusst, dass es Minusgrade sind?" frage ich die Braunhaarige, die nur in einem knappen Rock vor mir steht, jedoch werden ihre Schultern von einem flauschigen, rosa Pelz bedeckt wird.
„Hab doch eine Feinstrumpfhose an." schmollt sie, doch ich schüttle nur sanft meinen Kopf.
„Ich bin die ältere Seite von uns beiden. Und naja... Ich bitte dich eine Hose anzuziehen..." sage ich, während ich auf sie zugehe und das untere Ende ihres Rockes erfasse.
„Sonst kommen noch böse Männer... oder notdürftige Weiber und greifen dir einfach drunter." grinse ich und fahre langsam unter dem Roch ihren Oberschenkel hoch.
„Bevor jemand an uns ran kommt, hast du den doch schon mit Blicken getötet." kichert sie und verschränkt ihre Hände hinter meinem Nacken.
„Bitte..." jammere ich, worauf sie sich geschlagen gibt und zurück in das kleine Nebenzimmer schreitet.
Kurz nachdem sie im anderen Raum verschwunden ist, fühlt es sich an, als ob mein Brustkorb nach innen zusammenklappen würde. Schwere Atemzüge verlassen meinen Mund, während ihre Worte durch meinen Kopf schallen.
„Bevor jemand an uns ran kommt, hast du den doch schon mit Blicken getötet."
Kurz darauf warst du Tod... ich muss aufpassen... besser auf dich Acht geben... dich nicht mehr aus dem Auge lassen...„Wollen wir los?" fragt sie freudig, als sie aus dem Türrahmen schreitet und ihren schwarzen Rock durch eine blaue Skinnyjeans ersetzt hat.
„Ja, wollen wir." grinse ich, um mir ja nichts anmerken zu lassen.
Ruhig schlendern wir in die Lobby, wo ich kurz an den Tresen gehe und eine Blondine dahinter mustere.
„Die Schlüssel?" frage ich leise, was sie nicken lässt und mir die kleinen Schlüssel reicht, die ich sofort mit meiner Hand umschließe und wieder zu meiner Freundin laufe, die mich interessiert mustert und nach meiner Hand greift, um sie zu öffnen, ohne Erfolg.
„Siehst du gleich." lächle ich und ziehe sie aus dem Hotel, wo das 125er Motorrad steht, was jedoch wie eine viel größere Maschine aussieht.
„Du hast keinen Führerschein." erwähnt meine Freundin, was mich lachen lässt.
„Keinen echten..." und ziehe den perfekt gefälschten Führerschein für die Klasse AM und A1 aus meiner Tasche.
„Du Gangster-Girl." kichert sie, während sie nach einem Helm greift und sich diesen aufsetzt.
„Naja, wenn ich jetzt dealen gehen würde, dann wäre ich Gangster. Aber nicht, weil ich einen Führerschein habe. Den habe ich mir doch super ehrlich erworben." antworte ich, setze mir einen anderen schwarzen Helm auf und schwinge mich auf das Gefährt, was mich meine Freundin nach macht und sie sich sofort an mir fest klammert.
„Ich hoffe du vertraust mir." sage ich etwas lauter, da der Motor den Auspuff laut scheppern lässt.
„Ich vertraue dir mehr als jedem anderen, bei Kylie wäre ich nicht auf ein Motorrad gestiegen, wenn sie nur einen falschen Führerschein hätte." antwortet sie.
Das wäre auch eine Beleidigung gewesen.
Knapp nicke ich, um dann absichtlich einen kleinen Hochstart zu machen und mich gekonnt in den chaotischen Verkehr einzufädeln.
Wie ich das vermisst habe.
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Psycho and Cutie-After closed doors
Teen FictionTeil 1: Psycho and Cutie/gxg (abgeschlossen) Teil 2: Psycho and Cutie-After closed doors Den ersten Teil zu lesen, ist empfehlenswert, weil ihr sonst bei Personen, Insidern etc. nicht durchblicken könnt. Nach einem Jahr Aufenthalt in der Psychiatrie...