Kapitel 92: Das offene Buch zur Seele

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So so, Stellalein Ich bin also atemberaubend?

-eine Woche vor dem Abschlussball-

"Ich bin 18 Manuel, ich kann entscheiden, was ich mache." fahre ich meinen Bruder genervt an, der mich nur wutentbrannt mustert.
"Solange du unter meinem Dach lebst nicht! Bitte hör auf zu rauchen, Layla, das ist so unnötig." fleht er mich an, doch ich verdrehe nur die Augen.
"Es tut mir leid Manu..." flüstere ich und lasse mich von dem Älteren in den Arm nehmen.
"Bitte rasiere dich mal wieder, das sticht." lache ich und will mich von ihm weg drücken, doch er reibt provokant seine Wange weiter an meiner.
"Mach keinen Unsinn." lächelt er noch, bevor er mir meinen Autoschlüssel zuwirft und mich somit aus dem Haus entlässt.

"Wir kommen zu spät du blöde Kuh!" motzt mich Kylie an, als ich vor ihrer Haustür zum Stehen komme
"Das denkst auch nur du." grinse ich und trete nach einem Schulterblick voll auf das Gaspedal, weshalb der brandneue BMW i8 in weniger als fünf Sekunden auf 100 km/h beschleunigt.
"Reiß dich zusammen Layla, du bist Fahranfänger!" kreischt Kylie neben mir, was mich sofort zum Bremsen bringt.
"Würde ich sowas machen, wenn ich nicht wüsste, was ich mache?" frage ich grinsend nach, worauf sie nickt.
"Bei dir kann man sich da nie sicher sein!" lacht sie gehässig, wovon ich mich aber nicht wieder provozieren lasse und geschmeidig weiter fahre.
"Genau richtig." grinse ich die Blonde an, als wir uns mit dem Klingeln an unserem Tisch fallen lassen.
"Wenn man zu spät los fährt, reichen auch keine 375 PS." grinst der junge Mann vor mir.
"Ach Nicki, die reichen voll und ganz aus." antworte ich, verstumme aber, als der tadelnde Blick unseres Lehrers auf uns fällt.
"Layla Adams, ins Sekretariat." erklingt es durch die Lautsprecher, weshalb mich alle verwirrt ansehen.
"Bestimmt, weil du falsch geparkt hast." neckt mich der Blonde vor mir, woraufhin er einen Schlag gegen den Hinterkopf bekommt und ich mich schweigend erhebe und zu besagtem Ort begebe.

"Ja?" frage ich freundlich, als ich eintrete und erneut die Dame erkenne, deren bauchfreies Shirt über der Oberweite hängt.
"Der Direktor möchte Sie sprechen." lächelt sie und deutet auf die massive Holztür, welche ich sofort öffne.
"Setzen Sie sich bitte." gibt er von sich.
"Sie wechseln also die Schule.." stellt er fest, worauf ich nur nicke.
"Haben Sie sich das gut überlegt? Ein Wechsel zwischen der elften und zwölften Klasse kann schwer werden, zudem gehen sie in ein ganz anderes Bundesland." liest er die Fakten vor, wieder nur ein Nicken meinerseits.
"Hat es etwas mit Evelyn Brown zutun?" harkt er nach, was mich zum lachen bringt.
"Wie bitte? Um Gottes Willen, nein. Absolut nicht. Das ist nun sechs Monate her, darüber bin ich hinweg." lächle ich.
'Bist du nicht.'
Sollte ich aber.
"Ich wollte mir nur sicher sein." verteidigt er sich.
Unverständlich.., trotzdem nicke ich wieder nur knapp und werde aus dem Raum entlassen, wieder genau mit dem Klingeln.
"Was wollte er schon wieder von dir?" fragt Kylie inzwischen genau so genervt wie ich, da es die letzten Wochen immer öfter geschah, dass er mich aufrufen lies.
"Ob ich wirklich wechseln will." antworte ich noch immer verwirrt, was Kylie auflachen lässt.
"Dein heimlicher Verehrer." kichert sie, woraufhin ich sie nur mit vor Ekel verzogenem Gesicht ansehe.
"Kylie... bitte." jammere ich, nehme ich meinen Ranzen ab und begebe mich mit der Blonden zur nächsten Stunde.

Bisher ein ganz normaler Schultag. Keiner macht mehr etwas, da es nur noch eine Woche zu den Sommerferien sind. Alle zerschmelzen auf ihren Stühlen, starren auf das Whiteboard und verfolgen den Film, der sich um den 2. Weltkrieg dreht.
Wie viele Jahre behandeln wir dieses Thema eigentlich schon?
"Hallo Leute!" kommt plötzlich eine aus der zwölften Klasse in den Raum gestürmt und stoppt ohne zu fragen den Film.
Ihre Zeugnisse und Prüfungen haben sie bestanden, jetzt müssen sie nur noch den Abschlussball planen und dann sind sie erstmal durch mit dem Mist.
"Falls jemand von euch zu dem Traumpaar gewählt wird, müsst ihr dieses Lied singen." sagt sie etwas hastig, da alle Augen auf ihr liegen, während sie auch schon die Zettel austeilt.
"Ich brauch keinen, danke." lächelt das braunhaarige Mädchen in der ersten Reihe, was mich interessiert zu ihr sehen lässt.
Vor allem, als sie sich still und heimlich aus dem Raum schleicht.
"Darf ich mal auf Toilette?" frage ich meine Lehrerin, die nur nickt, was mich aufspringen und dem Mädchen langsam folgen lässt.

"Was ist mit dir?" frage ich sie, als ich sie an dem Waschbecken gestützt tatsächlich auf der Toilette finde.
"Wieso solltest du das wissen wollen? Du ignorierst mich seit einem halben Jahr." harkt sie zickig nach, worauf ich nur meine Arme in die Luft hebe.
"Du ignorierst mich." korrigiere ich sie und wasche meine Hände.
"Wie kannst du so standhaft bleiben?" fragt sie nach, weshalb ich sie ansehe, meine Hände abtrockne und mich mit der Hüfte gegen das Waschbecken lehne.
"Wieso ich mich immer noch um dich sorge? Naja, ich habe dich ein Jahr lang beschützt. Und das mit meinem Leben." antworte ich, doch meine Augen liegen nicht auf ihren, sondern an den dreckigen Fließen der Wand.
"Bist du noch mit Stella zusammen?" will sie mehr wissen, worauf ich nur knapp nicke.
"Warum läufst du weinend auf die Toilette?" frage nun ich nach, was sie verdutzt zu mir sehen lässt.
Jetzt sehen wir uns in die Augen, das haben wir schon lang nicht mehr.
Meine Gefühle werden wohl nie schwinden.
"Ich habe nicht geweint. Ich will nur nicht zu dem Ball." wird sie plötzlich wieder distanziert.
"Warum?" versuche ich es, doch sie lacht ironisch auf.
"Geht dich nichts an." fährt sie mich an, doch ihre Augen sind so von Angst und Trauer geprägt.
"Wann wirst du es verstehen..." beginne ich und laufe auf sie zu.
"Deine Augen sind wie ein offenes Buch zu deiner Seele. Du kannst vor mir nicht stark tun. Dafür kenne ich dich zu gut." flüstere ich ihr ins Ohr beim Vorbeigehen, was ihr Gänsehaut über den Rücken fahren lässt.
"Und auch wenn du versuchst mich zu hassen, wirst du es nie können. Denn ich gab dir etwas, was bis jetzt noch keiner tat. Unendliche Liebe und Befriedigung." fahre ich fort, lege meinen Zeigefinger auf ihre Lippen und sehe in ihr so unschuldigen Augen.
"Er wird dich betrügen. Dann weißt du, wie sich das wirklich anfühlt. Denn du weißt genau, so genau, dass ich so etwas nur über meine Leiche getan hätte." flüstere ich, laufe auf den Flur und lasse sie somit einfach stehen.
Tu etwas Böses, so widerfährt dir nichts Gutes.

Psycho and Cutie-After closed doorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt