Kapitel 25: Was ist los mit ihr?

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Stumm laufen mir Tränen über die Wange, während ich die tiefe Schusswunde an ihrem Herzen zuhalte und ihren so beruhigenden Puls nicht mehr spüren kann...

Sie muss ins Krankenhaus!" brüllt plötzlich Kylie hinter mir, doch ich sitze nur in einer Schockstarre da.
„Nein! Dann kommt sie zurück in die Klapse! Wir rufen keinen Krankenwagen!" durchdringt jetzt auch Manus Stimme die Gasse.
Stumm sehe ich auf, als ich meinen Erzeuger nicht mehr erblicken kann und ein dumpfer Schrei meine Kehle verlässt.
„Ist mir jetzt scheißegal Manuel, ich bring die jetzt ins Krankenhaus! Sieh sie dir an!" schreit Kylie aggressiv und zerrt mich an den Schultern von meiner Freundin weg.
„Nein! Was ist mit ihr?!" brülle ich lauter als jemals zuvor, während ich mich mit aller Kraft gegen Kylie wehre, jedoch inne halte, als etwas undefinierbares passiert.
Langsam bröckeln von den ganzen Häusern die Fassaden ab und laute Geräusche von zerbrechendem Glas durchschallen die Stadt.
Schreiende Menschen, Panik, Manuel und Kylie, die sich anschreien, bis ich plötzlich vom Erdboden verschluckt werde und tief in die Schwärze falle...
————
„Was ist los mit ihr?" fragt eine altbekannte Stimme ruhig, während sie meinen Brustkorb herabfährt.
„Sie.. ich weiß nicht..." diese Stimme... Also...
Sofort schlage ich meine Augen auf, was nicht leicht funktioniert, denn sie sind förmlich verklebt und meine Wangen brennen wie Feuer, was ich aber vergesse, als ich meinem Mädchen in die Augen sehen kann, welche pure Sorge Ausstrahlen.
Wie angestochen setze ich mich hin und falle meiner Freundin um den Hals, während ich laut anfange zu schluchzen.
„Ich liebe dich, verstehst du mich? Ich liebe dich mehr als ich jemand anderen jemals lieben könnte. Bitte pass auf dich auf... Bitte reagiere nicht unüberlegt in gefährlichen Situation... Bitte bleib bei mir!" weine ich in ihre Schulter, wobei ich die überforderten Gesichter der anderen förmlich spüren kann, doch meine Freundin streicht mir ruhig über den Hinterkopf und nickt sanft.
„Für immer..." flüstert sie und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.

„Hol mal bitte ein Kühlakku Manu, sie ist ganz heiß... also das ist sie auch so, aber ihre Temperatur..." wendet sie sich nun an meinen Bruder, der anscheinend sofort aufspringt und verschwindet.
„Es muss schlimm gewesen sein... sie hatte einige Sekunden kaum Puls. Ich würde sie untersuchen lassen, das könnte eine andere Ursache als Psyche haben.." meint plötzlich eine Stimme, die ich nicht so oft höre.
„War nur ein Alptraum Stella..." antworte ich leise, wodurch ich kaum verstanden werde.
„Scheint ja harmlos gewesen zu sein... Wenn man vor der Tür stand, dachte man du wirst umgebracht. So laut hast du Geschrien." lacht sie ironisch, zieht meinen Kopf von Evelyns Schulter und legt ihre Hand auf meine Stirn, wobei sie mein Gesicht genau mustert.
„Du siehst aus wie eine Leiche." sagt sie besorgt, während ein komischer Schimmer in ihren Augen liegt.
„Ich wünschte gerade ich wäre eine." antworte ich erschöpft, bevor ich den Kopf wieder auf die Schulter meiner Freundin lege.
Unsicher sehen sich die zwei Frauen an, während Kylie sich errötet aus dem kompletten Gespräch raus hält und mich die ganze Zeit ansieht.

„Ich mache mir wirklich nie Sorgen Püppchen, aber du hast mich echt fast zum heulen gebracht du dumme Kuh." knurrt sie nur und legt ihre Hand auf meine.
„Vor allem, als wir im Bett lagen und du dich unter mir gekrümmt hast, da waren die Sorgen alle verschwunden." wirft Stella kalt dazwischen, womit ich mich aber gerade nicht beschäftigen kann, da mir einfach unheimlich schlecht ist.
Wie sie da lag... Ihre nichts sagenden Augen... Der zusammengesackte Körper...
Ohne Vorwarnung schubse ich Stella bei Seite und übergebe mich von meinem erhobenen Bett nach unten auf den teuren Teppich.
Naja, den Teppich zu ersetzen wird nicht das Problem...
„Hat sie sich irgendwo geschoßen?" fragt meine alte Betreuerin und begutachtet mich mit kritischem Blick.
„Nein, eigentlich nicht..." antwortet meine Freundin und streicht mir sanft über den Kopf.
‚Nimm die Warnung an. Mehr darf ich nicht sagen.'
Wie? Was? Warnung? Jonathan, wenn du nicht mehr sagst schwöre ich bei Gott, hole ich dich da weg wo du gerade bist und bringe dich nochmal um!
‚Du kannst mich zu allem zwingen, du kannst jede Seele zu allem zwingen. Aber hierbei wird dir keiner weiter helfen. Du bist intelligent, denk einfach nach.'

„Was sagt er?" fragt Evelyn ruhig, während sie mir über den Rücken streichelt.
„Hoffentlich erzählt er, dass ich wegen ihr geheult habe!" sagt mein Bruder plötzlich, zieht mich zu sich, als er sich gesetzt hat, und legt mir den Kühlakku auf die Stirn.
„Ich brauch Ruhe..." flüstere ich kraftlos, löse mich aus meinem Bruder seinen Armen und lege mich auf den Rücken auf mein Bett.
„Dann gehen wir." versichert meine Freundin und will aufstehen, doch ich packe sie schlagartig am Handgelenk und schüttle den Kopf.
„Ja nicht." knurre ich, nicht aggressiv... eher deutlich besorgt und bettelnd, weshalb sie sich neben mich legt.
„Dann gehen alle, ich nicht. Stella, bleib bitte noch da. Danke, dass du so schnell kommen konntest." flüstert dieses wunderbare Mädchen in meinem Arm, woraufhin alle nicken und aus dem Zimmer verschwinden.
„Wirst du je erzählen, was du geträumt hast?" fragt sie ruhig, während sie sanft meinen Körper herab fährt.
„Ich werde es nie können, weil ich an Tränen ersticken würde..." antworte ich mit kratzender Stimme, was sie nicken lässt und sie ihren Kopf auf meine Schulter legt.

Warnung... In welcher Hinsicht? Wenn sie bei mir ist, tötet er sie? Das ist zu simpel... Das würde jeder Idiot sehen, beziehungsweise wäre sie ja schon tot... Das kann nicht der Grund sein... Dafür hatten wir jetzt schon zu lang Zeit... oder erst recht jetzt? Erst recht, wo sie mir stärker ans Herz gewachsen ist, als diese Monster es jemals waren? Eifersüchtig sind sie nicht, sie hassen mich, das merkt man. Sie hassten Joonie, sie hassten alles, was nicht das Idealmaß war... Muss ich sie umbringen? Aber dann bin ich auch weg, das wäre nicht Jonathans Plan... Das würde er nicht zulassen... Warnung... aber was? Was für eine Warnung? Wovor? Es ist total unrealistisch... mein Erzeuger würde niemals Blut an seine Hände lassen... Für diese „Drecksarbeit" ist er sich zu fein... Zu intelligent... Zu hinterlistig...

„Hey Babe, alles gut.." haucht der Braunschopf plötzlich neben mir und wischt die tausenden Tränen von meiner Wange.
„Noch..." flüstere ich, lege mich auf die Seite und mustere mein Mädchen komplett, um ihr dann diese bestimmte Strähne hinters Ohr zu streichen.
„Du bist das Beste, was mir je passiert ist, Evelyn Brown..." wispere ich, bevor ich unsere Lippen kurz vereine, was salzig schmeckt, denn auch sie hatte angefangen lautlos zu weinen.
„Und du erst, Layla Adams. Unersetzbar..." haucht sie, woraufhin ich sie zu mir ziehe und sie eng an mich drücke.

Psycho and Cutie-After closed doorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt