Kapitel 22: Nils

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Die beiden zusammen zu bringen war vielleicht doch nicht unsere beste Idee, die benehmen sich wie notgeile Teenager... naja, sind sie denn was anderes?

„Habt einen schönen Tag ihr zwei, du natürlich auch meine Schönheit." lächelt er erst uns, dann Kylie an, die ihm sanft gegen den Brustkorb boxt und ihn kurz küsst, bevor sie mit uns auf den Hof läuft.
„Na Kylie, neues Spielzeug?" lacht ein Mädchen und sieht Manus Wagen hinterher, was Kylie mitbekommt und wutentbrannt auf sie zu läuft.
„Guck ihn noch einmal so an du hässliche Schlampe und ich schwöre bei Gott, ich schneide dir ne Glatze. Bei den eklig blondierten Haaren wäre das sogar noch ne Belohnung." brüllt sie sie an, was die andere belustigt auflachen lässt.
„Du wirfst ihn doch eh in ner Woche weg Schatz, danach kann ihn doch nehmen." lacht sie und trotz, dass ich Kylie nur von hinten sehe, sehe ich ihre Augen durch ihre Körperhaltung komplett in Flammen aufgehen.
„Du dumme Fotze, halt deine beschissene Fresse!" kreischt sie, schnappt nach den Haaren des Mädchens und zerrt sie an diesen zu Boden.
Als das Mädchen brüllend am Boden liegt, setzt sie Kylie auf sie drauf und grinst frech.
„Wie lang hast du für dein Make-Up heute gebraucht Bitch? Und wie viel kostet dein hübscher Lippenstift?" fragt Kylie, fährt ihr erst sanft über die Wange, bevor sie mit ihrer Hand durch ihr komplettes Gesicht fährt und alles gemalte zerstört.

„Auseinander!" brüllt einer der Sportlehrer und zieht Kylie vorsichtig von dem Mädchen, doch das unterdrücke Grinsen kann man kaum übersehen.
Ein sehr junger, gut aussehender Lehrer, und das sage ich als Lesbe... Jeder weiß, dass sein Bauch von einem Sixpack geziert wird und trotzdem sieht er durch diese Brille auf seiner Nase aus wie ein kleiner Streber, auch wenn er 1,95 Meter groß ist..
„Du Hure! Meine Klamotten... Mein Gesicht! Ich bring dich um!" kreischt sie und will auf Kylie los, doch der Lehrer stelle sich dazwischen und hält sie somit auf.
„Janine, keine Morddrohungen! Ins Direktorat!" sagt der Lehrer fest und laut, dass sie kurz zusammenzuckt, dann widerwillig den Weg ins Sekretariat antritt.

„Sie können froh sein, dass sie mein Lehrer sind. Sonst hätte ich ihnen jetzt die Augen ausgekratzt." sagt Kylie schnippisch, während sie ihren Rucksack aufsetzt.
„Weiß ich doch, danke Herr im Himmel, dass du mir diesen Beruf geschenkt hast." lacht er, klopft Kylie auf die Schulter und verschwindet so schnell wie er gekommen war.
„Und wenn das Manu gesehen hätte, wären seine Augen trotz Beruf ausgekratzt wurden." lache ich, als Kylie zu uns kommt, lege jeweils einen Arm um eins meiner Mädchen und ziehe sie mit.

„Und schon fickt sie zwei Weiber, du kleiner Player!" meint nun auch Samuel, der aufgedreht an uns vorbei hüpft und sich zu uns dreht.
„Die gehört jetzt meinem Bruder." antworte ich grinsend und deute auf Kylie, was Samuel einige Gesichtszüge aus dem Gesicht fallen lässt.
„Wie jetzt?" fragt er und trotz seiner dunklen Hautfarbe, ist er beinahe kreidebleich.
„Sam, du weißt, dass du nur ein guter Freund bist?" fragt Kylie nun nach, weshalb er nickt.
„Jetzt schon." lächelt er traurig, dreht sich um und geht schnell voraus ins Schulgebäude.

„Och Nein... Ich dachte er ist schwul..." beschwert sich Kylie, dreht sich aus meinem Arm und hält sich die Hände ins Gesicht.
„Da warst du nicht die Einzige." antwortet meine Freundin und lehnt sich gegen mich.
„Daran merkt man, dass ihr kein Radar dafür habt." lache ich und muss etwas mehr lachen, als sie mich wie Autos ansehen.
„Nur weil er Gentleman ist, heißt es nicht, dass er schwul ist." antworte ich, küsse meine Freundin zart auf die Stirn.
„Was heißt das?" fragt Kylie mit dümmlich gestellter Stimme und springt aufgedreht zur Tür, um sie zu öffnen und sie vor unserer Nase zuzuknallen.
„Das zum Beispiel nicht." grinse ich als ich die Tür öffne, schubse sie unsanft in die Schülermasse, wodurch sich eine lange Kette an stolpernden Schülern bildet, was die meisten aber ignorieren und einfach weiter laufen.
„Ich fand das sehr angemessen, Opfern hält man die Tür nicht auf." sagt Kylie mit stark verstellter Stimme, mustert ihre Fingernägel, macht den Weltberühmten Bitch-Move mit ihren Haaren und entfernt sich von uns.

Mit Evelyn an der Hand laufe ich in Richtung des Fachraumes, bis ich aufmerksam auf schreiende Fünftklässler werde, die gerade einen korpulenten Jungen an den Spind drücken und seine Brotbuchse samt Portmonee plündern.
„Ich dachte sowas gibt es nur in Filmen." sage ich leise, obwohl das nicht hätte nötig sein müssen, denn die große Menge an Schülern um die Kinder, die ihr Handy auf das Schauspiel richten, sind nicht gerade leise.
„Das ist Nils, den Armen kann keiner leiden, weil sein großer Bruder eine Behinderung hat. Sogar Kylie hat ihn schonmal verteidigt, dass er sogar eine Woche in ruhe gelassen wurde. Dann alles wieder von vorn." erklärt sie mir mit einem mitleidigen Blick auf den Jungen, was mir das Herz bricht.
Ich habe kein Mitleid mit Fremden, aber in dieser Situation hat keiner Recht darauf, so mit jemandem umzugehen.

Nach langer Diskussion in meinem Inneren, was für und dagegen spricht, kommt mir wieder der traurige Blick meiner Freundin vor die Augen, weshalb ich ihre Hand loslasse und auf die kleinen Mobber zugehe.
„Gibt es hier irgendein Problem?" frage ich Nils, nachdem ich die kleinen Spinner von ihm weggedrückt habe.
„Nein... Alles gut..." flüstert er eingeschüchtert, doch ich schüttle nur den Kopf.
„Gebt ihm sein Geld zurück." sage ich ernst, doch die Kinder lachen nur dämlich und schütteln mit dem Kopf.
„Hahaha." äffe ich sie dämlich nach und sehe wieder zu dem Jungen, der mit gesenktem Kopf vor mir steht.
„Wie viel Geld hattest du dabei?" frage ich ruhig, während meine Hand schon zu meiner Arschtasche fährt, wo ich mein Portmonee raus ziehe.
„Zwanzig Euro..." flüstert er mit gebrochener Stimme, da er sich höchstwahrscheinlich das Weinen unterdrücken muss.
Kurzerhand ziehe ich einen 50er aus der kleinen Ledertasche und drücke sie ihm in die Hand.

„Und wenn ich irgendjemanden von euch nochmal an Nils sehe und ihr wollt ihm nichts Gutes, gibt es ein Problem. Oder soll jeder erfahren, dass dieses Shirt eindeutig gefälscht ist? Das ist so unsauber bestickt, das würde ich ja besser hinbekommen." lache ich am Ende und deute auf das Shirt eines Jungens, wo fett /ADAMS/ drauf steht.
„Und wenn ihr nicht gleich alle eure Handys weg packt, schlag ich es jedem einzeln in die Fresse!" hängt sich jetzt Kylie rein, wo auch immer sie schon wieder herkommt.
„Los jetzt, die Show ist vorbei." hänge ich noch dran und sehe auffordernd in die Menge, weshalb einige gehen, was aber auch an dem beginnendem Unterricht liegen kann.
„Komm ich helf dir." sage ich sanft, als der kleine Junge seine Sachen einsammelt.

„Warum hast du mir geholfen?" fragt er leise nach und sieht mir zum ersten mal in die Augen, wodurch ich kurz erschrecke.
Diese Farbe... Wie...
‚Er hat allgemein viele Ähnlichkeiten mit mir, ich war auch mal dick. Und er wird schwul.. sie ihn dir an, diese Hose...'
„Du hast nichts falsches gemacht, du hast das nicht verdient." lächle ich ihn ruhig an und reiche ihm einige seiner Bücher, was ihn lächeln lässt.
„Danke... Und das Geld, das gebe ich dir zurück! Versprochen!" sagt er hektisch, was ich nur mit einem Kopfschütteln kommentiere.
„Lass stecken Kleiner, ich hab davon nicht nur einen." zwinkere ich, ziehe einige 500er aus meiner Tasche, was ihn kichern lässt.
„Danke..." wiederholt er sich, sattelt seinen Rucksack auf und läuft um die nächste Ecke.

„Du bist so süß!" kreischt Evelyn, fällt mir um den Hals und küsst mich.
„Die 500er in deiner Tasche auch..." grinst Kylie, geht an meine Hosentasche und zieht einen davon heraus.
„Viel Spaß damit." lache ich, bevor ich die Mädchen schnell in den Unterricht ziehe.

Psycho and Cutie-After closed doorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt