Kapitel 60: Allein

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Hoffentlich stirbt sie mir morgen vor Schmerzen nicht weg.

Nach weiteren Stunden und knurrendem Magen beschließe ich dann für uns etwas zum Essen zu kochen.
Außer Tiefkühlpizza nichts da... Wird wohl nichts mit kochen...
Schnell schmeiße ich zwei Pizzen in den Ofen, als plötzlich mein Handy klingelt und ich mich so erschrecke, dass ich mir meinen Finger in der automatisch schließenden Tür einklemme.

"Ja Prinzessin?" stöhne ich erschrocken auf und halte den Finger unter kaltes Wasser.
"Wo bist du wirklich?" fragt sie ruhig nach, was mich schmunzeln lässt.
"Macht sich da jemand Sorgen um mich? Oder ist da jemand eifersüchtig?" grinse ich und lehne mich gegen die Küchenzeile.
"Ein wenig von beidem." stellt sie fest, wobei ich mir ihren nachdenklichen Blick mit den süßen Fältchen auf der Stirn genau vorstellen kann.
"Ich bin bei Kylie. Ich musste die ganze Nacht ihr Zimmer aufräumen.. Als ich sie gestern aus dem Club geholt habe... Ich kannte dieses Mädchen nicht... Sie war wie eine Hure, aber eine Richtige. Nicht auf ihre normale Art." erkläre ich und mustere meinen Finger, der leicht blau anläuft.
"Wie schlimm war es?" kommt es belustigt von der anderen Seite.
"Erstmal musste ich leider jemanden umschlagen, weil er es bei mir versucht hat und dann musste ich die Hölle in den Himmel verwandeln. Zwölf von zehn." versuche ich die Geschichte kurz zufassen, worauf das Mädchen am Telefon nur einen verständlichen Ton von sich zu geben.
"Bist du noch bei ihr?" fragt sie nach, weshalb ich nur ein kurzes Brummen von mir gebe, was sie anscheinend versteht.
"Lass sie nicht allein... Sie war es schon die letzten Wochen.." flüstert sie, hängt noch ein: "Ich liebe dich.", hinten dran und legt auf.
Ich dich auch..

Plötzlich piept auch schon der Timer, weshalb ich schnell das Essen nach draußen hole und es auseinander schneide.
"Was willst du denn hier?" erklingt eine kratzende Stimme hinter mir.
"Und warum bist du halb nackt?..." fragt sie erschrocken und ihr scheint alles aus dem Gesicht zu fallen.
"Weil ich auf einem Kondom in deinem Zimmer ausgerutscht bin und ich fast kotzen musste." erkläre ich knapp und schnappe ihr die Whiskeyflasche aus der Hand, als sie ansetzen will.
"Layla, lass es." knurrt sie und springt an mir hoch, doch ich schüttle nur den Kopf.
"Du bist jetzt noch nicht mal richtig nüchtern." sage ich ernst und stelle die Flasche auf den höchsten Schrank in der Küche, damit sie ja nicht ran kommt.
"Ich will es auch nicht sein. Kannst du froh sein, dass du mir Essen gemacht hast.." fährt sie mich an, um sich dann schlagartig an den Schädel zu fassen und nach vorn zu kippen, wovon ich sie gerade so bewahren kann.
"Reiß dich jetzt zusammen." schnauze ich das Mädchen an, nehme sie über die Schulter und trage sie zur Couch.
"Nimm." fahre ich fort und werfe ihr eine Tablette hin, um ihr daraufhin ein Glas Wasser zu reichen.

"Mir ist klar, dass du deinen Bruder jetzt verteidigen willst und so, aber ich werde niemanden von euch auch nur ein Wort glauben. Ich hab mich nicht verguckt." stellt sie gleich klar, als sie nach der Zigarettenpackung greift, sich eine raus zieht und sie zurück werfen will.
Sofort nehme auch ich die Packung zwischen die Finger, ziehe mir einen Lungenzerstörer heraus und zünde mir diesen an.
"Ähm.. Layla.." murmelt sie, was ich ignoriere und mir den Rauch in die Lunge ziehe.
"Lass das..." fährt sie fort und will mir die Zigarette aus der Hand nehmen, die ich aber rechtzeitig von ihrer Hand weg bewege.
"Du darfst also und ich nicht?" frage ich nach, während ich erneut einen Zug nehme.
Augenverdrehend legt sie die Zigarette auf einen Aschenbecher, was ich ihr nach mache und sie ansehe.
"Ich verteidige hier niemanden. Ich denke ihr seid alt genug um das selbst zu klären. Aber Kylie, wenn du ihn zu sehr fertig machst, ist dir hoffentlich klar, auf welche Seite es mich zieht." erkläre ich nun. woraufhin sie nickt.

"Weißt du, wie das weh tut?" fragt sie nun nach und starrt an mir vorbei aus dem Fenster.
Verneinend schüttle ich den Kopf und mustere meine verknoteten Hände: "Ich hab niemanden geliebt, dafür war ich mir nicht gut genug."
"Ich habe bis jetzt auch noch nicht geliebt. Weil ich mir zu gut für alle war. Aber Manu... Manu war eine Herausforderung." murmelt sie und man hört, dass sie den Tränen nah ist.
"In wie fern?" harke ich nach, worauf ihr eine Träne über die Wange rollt.
"Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so rund um perfekt war... Seine Art, sein Aussehen... Dieses freche Grinsen, bei dem ich jedes Mal loskreischen könnte. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich dieses Mal nicht gut genug gefühlt. Jeden Abend an dem ich neben ihm lag, hätte ich ihn einfach Stundenlang nur ansehen können. Ich habe mich tatsächlich gefragt, wie er es mit mir aushält." erklärt sie mir, wobei ihr immer mehr Tränen über die Wange laufen.
"Hör auf." hauche ich und ziehe das Mädchen zu mir, wo ihr der erste Schluchzer entfährt.

"Ich wollte nicht weich werden... Ihr habt mich auch allein gelassen..." murrt sie und stößt mich leicht von sich.
Ja, das haben wir.. Deswegen auch die ganzen verschiedenen Typen..
"Es tut mir leid... Aber ich dachte du brauchst erstmal Ruhe..." antworte ich ehrlich, worauf sie nur neben mir leise auflacht.
"Die ersten zwei Tage ja, ich saß nur heulend in meinem Zimmer. Aber irgendwie sehne ich mich nach so vielen Stunden wieder nach menschlichen Kontakt, egal auf welche Art und ja... Sex lenkt sehr gut ab." sagt sie traurig und sieht zum Boden.
"Ich weiß eigentlich nur noch wenig von den letzten zwei Wochen. Nur, dass ich am liebsten einfach verschwunden wäre. Ich wollte mich nie verlieben, genau deswegen. Man wird schwach." fährt sie fort und spielt an ihrem Shirt herum.

"Dann lass es einfach." grinse ich und sehe zu ihr, doch sie sieht mich verwirrt an.
"Was?" fragt sie nach, weshalb ich aufstehe und ihr hoch helfe, dass sie nur wenige Zentimeter vor mir steht.
"Du machst dich jetzt fertig, suchst mir auch ein paar Klamotten von dir raus, die ich auch anziehen kann, wir sammeln Evelyn ein und machen die Stadt unsicher." antworte ich motiviert, wofür ich anfangs einen leicht eingeschüchterten Blick bekomme, der sich aber schnell in ein breites Lächeln verwandelt und sie mir genau in den Ausschnitt sieht.
"Also ich muss sagen, dass Evelyn dich für ihre ersten Erfahrung genommen hat kann ich ihr nicht verübeln... Dein Körper sieht ja fast besser aus als meiner." knurrt sie kichernd und fährt meine leichten Bauchmuskeln nach.
"Junge Junge, da werde ich ja fast Bi..." fährt sie fort, sieht mir dann in die Augen.
"Aber ich brauch einfach einen Schwanz in der Beziehung." lacht sie plötzlich und rennt nach oben ins Badezimmer.
Eindeutig Hetero.

Psycho and Cutie-After closed doorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt