Ich denke dran.
„Ich hab ein schlechtes Gefühl..." sagt meine Freundin plötzlich, als wir vor ihrer Haustür ankommen.
„Was soll schon sein, los jetzt." rammt uns Kylie halb um, macht die Tür auf und läuft in das Einfamilienhaus, was wir ihr dann auch nach machen.
„Was machst du denn hier?" fragt Kylie, als sie ihre Mutter neben Amelie sitzen sieht.
Traurig sieht die Frau zu ihrer Tochter, die sie nur mit großen Augen mustert.
„Was ist denn?!" fragt sie lauter, während ihre Stimme voller Sorge ist.
Bitte nicht noch ein großes Ding.
„Kylie... dein Vater..." beginnt sie, doch die Blonde unterbricht sie mit einem Schnaufen.
„Juckt mich nicht." sagt sie genervt und dreht sich von ihr weg.
„..Ist Tod..." beendet sie, woraufhin eine drückende Stille im Raum liegt, nur Kylie scheint diese Aussage nicht wirklich zu treffen.
„Und jetzt? Bekomm ich was von seinem Erbe?" fragt sie unbeeindruckt.
„Kylie!" schnauzt sie ihre Mutter an, doch sie schüttelt nur lachend den Kopf.
„Was Kylie? Weißt du... Ich habe eine Zwillingsschwester. Zwilling. Sie lebt bei ihm. Und er gratuliert mir zwei Wochen zu früh zum Geburtstag. Nein, es ist mir egal." sagt sie abweisend und will wieder den Raum verlassen.
„Deine Schwester kommt in den Sommerferien. Sie wird auf dem Internat bleiben, wird aber alle zwei Wochen und jedes mal wenn Ferien sind her kommen." hält sie ihre Mutter auf.
„Solang ich sie nicht beachten muss, ist mir das auch egal." knurrt Kylie desinteressiert und läuft nach oben.
Überfordert sieht Manu ihr nach, bis ich ihm mit einem Nicken deute, dass er ihr nachlaufen soll, was er auch gleich tut.„Dieses Mädchen... Sowas gibt es doch gar nicht..." schüttelt ihre Mutter den Kopf und starrt aus dem Fenster ihr gegenüber.
„Man sollte sie verstehen. Man interessiert sich nicht für jemanden, der einen schon immer ignoriert hat. Sie hat eine Schutzhülle gegen ihn aufgebaut, weil er sie zu lang verletzt hat." verteidige ich Kylie, während mich die Erwachsenen mustern.
„Natürlich. Aber etwas Mitgefühl... Sie wollte nicht mal wissen, was passiert ist..." flüstert sie enttäuscht.
Es trifft dich viel zu sehr... Er hat euch verlassen...
„Erzähl es mir, mich interessiert es." sage ich und laufe mit meiner Freundin an der Hand zu den beiden Frauen und lasse mich auf den Stuhl fallen, worauf sich Evelyn auf meinen Schoß setzt.„Es war ein Autounfall. Er war schon immer ein Motorradfreak... Er hat sich ein neues Motorrad gekauft, ein neues Sportmotorrad von BMW. Das hat er natürlich sofort auf der Autobahn ausprobiert. Er scherte nach links aus, als ein LKW viel zu schnell aus einer Einfahrt auf die Autobahn ausscherte... Der Fahrer war stock besoffen... er fuhr immer weiter nach links und er konnte nichts mehr tun... Innerhalb weniger Sekunden lag er unter den Reifen des LKW's. Kein Körperteil war noch ganz. Er war auf der Stelle Tod... Was erwartet man auch? Er ist mindestens 280 km/h gefahren..." erklärt sie, bis sie am Ende hin in ein Schluchzen übergeht.
Leise schnaufe ich aus, lege sanft eine meiner Hände auf ihre, die eiskalt sind, obwohl sie gerade noch eine warme Tasse Tee in der Hand hielt.
„Es ist passiert und man kann es leider nicht ändern. Aber man darf es nicht zu sehr an sich ran lassen. Sonst endet man wie ich." versuche ich sie zu beruhigen, doch sie sieht mich mit ihren braunen Augen an.
„Um so zu sein wie du, würden viele einiges geben. Kylie kann niemanden leiden, den sie neu kennenlernt. Aber du und dein Bruder... Wie sie über euch spricht... Mit dieser Liebe in den Augen... das habe ich noch nie gesehen..." lächelt sie zaghaft.
„So redet sie auch über dich." hauche ich, woraufhin sie leicht nickt.
„Wäre schlimm wenn nicht." sagt sie schwach.
„Man muss in Todesfällen auch etwas positives sehen. Immerhin darfst du deine andere Tochter wieder sehen. Würde ja jetzt einige Jahre von ihm verboten." rede ich es positiv, was sie lächeln lässt.
„Du hast recht..."Stunden vergehen, die wir einfach zu viert in Evelyn's Zimmer verbringen. Über jeden Scheiß lachen und uns wie Gestörte verhalten.
„Sag mal... Bruderherz? Kommst du dir mit deinen 19 Jahren nicht blöd vor, mit Minderjährigen abzuhängen?" grinse ich und stupse ihm in die Seite.
„Ich häng genug im Fitnessstudio mit anderen ab, ich lieb euch Zicken doch." lacht er, zieht mich in seine Arme und verwuschelt meine Haare.
„Darf ich heut bei dir schlafen?" fragt Evelyn, als ihr Blick auf die Uhr fällt.
„Klar, wir sollten aber wirklich langsam los." antworte ich prüfend, da es relativ spät ist.
„Ich bleib hier." meint Kylie, woraufhin meine Freundin nur grinsend nickt.
„Dann verabschiedet ihr zwei euch schon mal, wir gehen runter, oder?" lache ich und Strecke meiner Freundin die Hand entgegen.
„Aber klar." antwortet diese nur, setzt sich aber plötzlich auf meinen Schoß und lässt sich plötzlich gegen meinen Oberkörper fallen, weshalb ich nach hinten auf den Boden kippe.
„Sehr gemütlich." kichert sie und kuschelt sich an mich.
„Du bist fett."
„Los jetzt." lächle ich, schiebe sie vorsichtig von mir runter und stehe mit ihr auf.„Da bist du ja endlich!" necke ich meinen Bruder, der nach zwanzig Minuten dann auch ins Auto einsteigt.
„Weiß nicht ob du zu dem Angebot, das ich bekommen habe, nein gesagt hättest." grinst er frech, was die Augen meiner Freundin größer werden lässt.
„Aber nicht in meinem Bett!" kreischt sie, was Manu nur lachen lässt.
„Ach Quatsch. Was denkt ihr denn von mir? Ich muss mein Mädchen doch zeigen, wie sehr ich sie die Nacht vermissen werde." jammert er und fährt los.„Ich brauch ein Shirt von dir Babe." ruft meine Freundin, woraufhin ich von meinem Bett nach unten sehe, wo sie mit wartendem Blick steht.
„So gefällst du mir aber viel besser." schmunzle ich, da sie komplett Oberkörperfrei da steht.
„Du tust so, als ob du mich das erste mal so siehst. Mach dich da jetzt runter du faules Stück und gib mir ein tolles Shirt von dir..." schmollt sie, weshalb ich laut ausatme und zu ihr herunter klettere, wo sie mich aufhält.
„Weißt du..." haucht sie und zieht mich zur Couch, wo sie mich drauf schubst und sich über mich lehnt.
„Vielleicht brauch ich auch noch keins." flüstert sie gegen meine Lippen, um sie sofort auf meine zu legen.
„Niemand liebt dich."
Sofort schiebe ich sie von mir runter und sehe sie entschuldigend an.
„Jetzt nicht.. Ich bin verdammt müde." hauche ich und streiche ihr eine Strähne hinters Ohr, doch sie mustert mich mit einem undefinierbaren Blick.Ohne was weiteres zu sagen stehe ich auf und laufe zu meinem Kleiderschrank, um dem Mädchen ein Shirt rauszusuchen, wo ich aber am Spiegel hängen bleibe.
Langsam ziehe ich meinen Pullover nach oben, damit ich meinen Bauch sehen kann, wo ich auch sofort das Fett erkenne.
Fassungslos ziehe ich an meiner Hüfte die Masse etwas von meinem Körper weg, bis ich die Silhouette des Mädchen hinter mir sehe, die mich nur anstarrt.„Evelyn..." hauche ich, während ich mich umdrehe und einen Schritt auf sie zu mache, doch sie weicht nach hinten.
Suchend sieht sie sich um, bis sie einen benutzten Pulli findet und sich diesen schnell über den Kopf zieht.
„Es ist nicht so wie es aussieht..." versuche ich es weiter, doch ihr steigen nur Tränen in die Augen.
„Ich glaub schon..." haucht sie und rennt aus dem Schrank, während ich einfach stehen bleibe, bis ich meine Zimmertür höre und realisiere, was sie vor hat.
„Evie!" brülle ich hastig und renne ihr hinterher, doch sie schreit schon durchs ganze Haus den Namen meines Bruders.
Scheiße...
„Du bist aber auch dumm."
„MANU!" reißt mich die Stimme meiner Freundin von der aus meinen Gedanken weg.
Durchflutet von Adrenalin tragen mich meine Beine noch schneller, dass ich das Gefühl habe, gleich mein Herz explodieren zu hören.
Und obwohl Evelyn einen deutlichen Vorsprung hatte, schaffe ich es sie in der Eingangshalle am Arm zu packen und zu mir zu drehen.
„Lass los Layla, du tust mir weh!" kreischt sie.
Als ich einen Impuls in meinem rechten Arm spüre, lasse ich sie entsetzt los.
Ich wollte sie schlagen...
„Solltest du auch."
Ein lauter Schrei verlässt meine Kehle, während ich mir an den Kopf fasse.„LAYLA!" brüllt Manuel, nachdem er aus dem Wohnzimmer kam und will mich zu sich ziehen, doch ich weiche seinem Griff aus, sprinte zur Haustür, wo ich noch meine Schuhe ergattern kann und nach draußen renne.
Das laute Rufen der Personen und die folgenden Schritte ignoriere ich und renne. Schnell, zu schnell...
Ich bin eine Gefahr...
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Psycho and Cutie-After closed doors
Teen FictionTeil 1: Psycho and Cutie/gxg (abgeschlossen) Teil 2: Psycho and Cutie-After closed doors Den ersten Teil zu lesen, ist empfehlenswert, weil ihr sonst bei Personen, Insidern etc. nicht durchblicken könnt. Nach einem Jahr Aufenthalt in der Psychiatrie...