Die Kraft der Sonne

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Soundtrack:

José Gonzalez -  Stay alive

Ein neuer Tag brach heran und ließ die Sonne über die Berge linsen.
Erfreut an den Farben, die die Wolken zu früher Morgenstunde in ein rotes Lichtermeer tauchten, blieb ich noch eine Weile am Fenster stehen und legte mich dann wieder hin.
Es war so schön wieder in einem Bett zu schlafen..., neben Toby..., nicht mehr umringt zu sein von morschen Bäumen auf einem Aschefeld..., sich einfach einmümmeln zu können in eine Decke... Das hatte mir gefehlt.
Doch trotz der Erschöpfung, die noch immer was an mir nagte, kreisten die Gedanken in meinem Kopf und hielten mich davon ab wieder einzuschlafen.
Seit ich um vier auf Toilette gegangen war, lag ich nun wach an Tobys Seite und dachte darüber nach, was mir gestern alles so passiert war. 

Der Morgen nach dem Feuer, das Erwachen auf schwarzem Land, der Kampf gegen Chito und seine Lakaien, und der Gedanke er könnte meine Kräfte verraten, Sparks Rettung vor einem Bären und einem Bienenschwarm... Das war sehr viel gewesen.
Doch erst das Gewitter am Abend hatte mich wirklich Energie gekostet, sodass ich mich noch immer fragte wie ich all diese Blitze in die Berge umgeleitet hatte, die sonst in die Bäume um uns rum eingeschlagen wären.

Wie konnten meine Händen bloß sowas bewerkstelligen, dass ich auf einmal ein Vakuum erzeugte und Energie mit so einer großen Spannung umleitete? Hätten die Blitze mich nicht töten sollen? Wie einen normalen Menschen? Oder war ich längst nicht mehr so menschlich wie ich dachte....?

All diese kosmische Energie des Medaillons, die mich stärker und schneller machte, die mir diese Fähigkeiten schenkte, von denen ich als Kind nur hätte träumen können, sie erfüllte mich, als hätte ich nie etwas anderes gespürt und doch verunsicherte sie mich, da ich nicht wusste wo die Grenze war und wie sehr ich mich noch verändern würde.
Ich hatte noch immer große Angst wieder die Kontrolle zu verlieren, anderen weh zu tun ohne es zu wollen, und so beschloss ich in den nächsten Wochen noch härter zu trainieren, um meine Kräfte zu meistern und noch Unbekannte zu erschließen.             
 Li konnte mir dabei helfen, wenn er diese Woche nicht wieder nach China zurückreisen musste. Aber bei den Problemen, die sich hier angesammelt hatten, blieb er bestimmt noch was länger und half mir vielleicht noch dabei die Pferde zu finden. Seine Wärmebildkameras konnten das. Er brauchte sie nur an Drohnen festzumachen und sie zu steuern oder einen Satelliten zu hacken, um das Land vom All aus nach bestimmten Wärmesignaturen  abzusuchen. Aber heute war er wohl anderweitig beschäftigt als sich Jace und seiner Truppe anzuschließen.

Gegen zehn, nachdem sich Toby schon vor Stunden aus meinem Zimmer geschlichen und mir auf meinem Kissen einen Zettel hinterlassen hatte, auf dem stand, dass er ihnen bei der Suche in den Wäldern helfen würde, kam Li zu mir ins Zimmer und setzte sich an mein Bett. Eifrig am Tippen wie immer merkte er nicht, wie ich mich aufrichtete und erschrak, als ich mir die Decke von den Beinen nahm und  mich schon fertig angezogen in Shirt und Jeans ihm gegenübersetzte. ,,Nanu? Schon wach?,"wunderte er sich und hatte fast seinen Laptop fallen gelassen, wenn meine Hand ihn nicht aufgehalten hätte.
,,Ja. Schon lange," raunte ich und wartete, bis er sein Gerät wieder sicher auf seinem Schoß platziert hatte. ,,Nun dann kann ich es dir ja sagen,"murmelte er und öffnete gleich eine Datei in einem Ordner.

,,Anhand deiner Blutwerte hast du einen hohen Vitamin D Mangel. Du solltest heute auf jeden Fall mehr in die Sonne gehen..."  - ,,Was? Wieso? Ich versteh das nicht! Die Ärzte haben mir wegen der Narben davon abgeraten mich höherer Sonneneinstrahlung auszusetzen."
- ,,Die wussten ja auch nicht, dass du irgendwann ein Artefakt tragen wirst, das dir bei größerem Kraftaufwand so viel Energie entzieht, dass es deine Zellen angreifen könnte."  - ,,Oha... Und was schlägst du vor?",stockte ich ihn und zuckte ergeben mit den Schultern. ,,Dass du viel in die Sonne gehst, wenn du so ein großes Vakuum erzeugt hast oder für etwas eine Menge Energie verbraucht hast, oder eine von diesen starken Vitamin D Tabletten nimmst, die ich letzte Nacht für dich aus pflanzlichen Stoffen hergestellt habe, um den Stein aufzuladen,"  er hielt mir eine Schmale Packung hin.  ,,Okay?! Und wo bekomme ich Neue her, falls die aufgebraucht sein sollten?!"
Nun grinste er und wühlte was in seiner Tasche.
,,Von deinem neuen Mp3 Player, "antwortete er stolz und reichte mir ein neues Gerät, das dem Alten fast ähnlich sah. Die Farbe war neu, das Gehäuse auch. Statt einem üblichen Blauton hatte er eine metallisch dunkelrote Farbe, die zufällig meine Lieblingsfarbe war.  ,,Wow! Woher wusstest du?", wollte ich ihn das schon fragen, aber er war schneller: ,,Von deinem Kleiderschrank,"sagte er und wies mit seinem Blick auf den Kleiderhaufen auf meinem Stuhl, der überwiegend aus dunkelroten Sachen bestand.
Schmunzelnd musste ich bei seinem Anblick lachen und testete das Gerät in meiner Hand.
Es hatte jetzt noch mehr Funktionen als der Alte und in einem Ordner waren noch alle meine Scans und Outfits gespeichert, die mir bei dem Brand auf dem Alten scheinbar verloren gegangen waren.

Burning Scar - Von Flammen umzingeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt