¤Am Leben¤

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Sarah P.O.V.

Es war Glück oder mehr ein Wunder, dass ich überlebte... Mit grausamen Bildern in meinem Kopf brachten sie mich zurück und hinterließen in mir einen Traum der Verwüstung, den sich niemand derart vorstellen konnte: Es war immer dieselbe Szene, der gleiche Schmerz, der sich in meinem Herz breit machte, es zerbarste und meine Seele immer wieder aufs Neue auf die Probe stellte:
In dem Traum sperrten sie mich zum Feuer in eine Kammer ein, aus der es kein Entrinnen gab. Wie mich mit meinen Eltern damals im Einkaufszentrum, so wollten sie mich brennen sehen und zündeten das Feuer an. Aus allen Winkeln schossen Flammen auf mich zu, umzingelten mich und zehrten an meinem Körper. Binnen von Sekunden spürte ich, wie meine Haut verbrannte, meine Narben gleich mit und von irgendwoher hörte ich meine Eltern schreien. ,,Lauf um dein Leben! .... Lauf Sarah!,"riefen sie noch, doch es gab hier kein Entrinnen. Ich schrie... mit aller Macht mir das Kraft aus dem Leib, versuchte ich mich gegen die Wände zu stemmen und die Türen irgendwie aufzubekommen, doch sie waren zu dick. Ich stöhnte, hustete, versuchte es immer wieder, auch wenn die Flammen meine Hände zerbarsten, doch irgendwann ging mir die Luft aus und sie hatten gesiegt. Ich erstickte und schlug ein letztes Mal die Augen auf. Doch anstatt eines riesigen Feuers sah ich in ein grelles Licht vor mir, das mich blendete. Blinzelnd hielt ich die Augen halb geschlossen und hörte neben mir eine Stimme reden, die mir sehr bekannt vorkam: ,,Sarah, ich...hm... habe es dir nie erzählt, aber ich war damals da, als du nach der Prügelei im Krankenhaus warst. Du hast noch geschlafen, als ich mich heimlich in dein Zimmer geschlichen habe... Aber ich war da, auch wenn du es vielleicht nicht gemerkt hast... Ich habe deine Hand gehalten und dir gesagt, dass es mir leid tut..." Gerührt und verwirrt von diesen Worten zugleich spürte ich, wie mein Herz schneller schlug, und wollte den leichten Händedruck erwidern, den mir jemand gab. Aber mir fehlte die Kraft dazu. Schwach konnte ich neben mir einen Schatten erkennen, dann fielen meine Augen wieder zu und ich schlief weiter.

Doch so viel Erschöpfung in mir auch war, der Albtraum kam irgendwann wieder und riss ich aus dem Schlaf, sodass ich in einem neuen Albtraum erwachte. Ich stöhnte, hustete und bekam irgendwie keine Luft, bis eine Frau mich von einem Schlauch befreite, der in meinem Hals drinsteckte. Röchelnd machte ich die Augen wieder auf und sah Toby vor mir stehen, der mich mit großen Augen anstarrte. Gebannt von seinen Augen, die mich blau anfunkelten, sah ich ihn an und erkannte eine Spur Erleichterung in seinem Blick, mit der er mich anlächelte.
Still versuchte ich es zu erwidern, doch als ich mich regte, spürte ich nichts als Schmerzen in meinem Gesicht. Alles brannte so heftig wie am ersten Tag und ein unwohles Gefühl überkam mich, als ich die Lampen des Krankenzimmers über mir sah... Das helle Licht, das Piepen der Apparate... Das alles erinnerte mich an den Tag meines Erwachens zurück und ich fühlte nichts als Schmerzen in meinen Gliedern... Es war, als würde ich diesen Moment nun ein zweites Mal miterleben, die verbundenen Hände, das steife Gesicht, der brennende Körper... Alles schmerzte mit jeder Regung und ich sah die Bilder wieder vor mir, was zuvor mit meinen Eltern geschehen war, wie sie da in der Ecke gesessen und meinen Namen gerufen hatten, bevor die Flammen auf sie zuschossen... Unruhig war ich am Atmen und versuchte die Schmerzen zu ignorieren, die aus allen Gliedern sprossen und die Bilder aus meinem Kopf zu verbannen, aber trotz meiner Anstrengung kam ich nicht von los, begann zu weinen und bekam keine Luft... Toby, der sich bestimmt fragte, was gerade in mir passierte, versuchte mich zu trösten, indem er mich sanft an den Schultern packte... Aber diese Berührung löste in mir noch mehr Schmerzen aus, sodass ich unter Tränen aufstöhnte und seine Hände von mir stieß. Besorgt zog er sich zurück und sah den Leuten entgegen, die im selben Moment hereinkamen und ich erkannte Dr. Browns Stimme wieder, die sich im Eilschritt dem Bette näherte: ,,Sarah! Sie ist wach! Schnell! Holen sie ihre Tante!".
Schritte entfernten sich, während andere näher kamen und ich spürte, wie sich jemand an meiner Hand zu schaffen machte und was einspritzte, während ich vor lauter Tränen mich verkrampfte und alles verschwommen sah.

Burning Scar - Von Flammen umzingeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt