Die Wahrheit

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Wie gestern lag noch alles hier, jede einzelne Notiz auf dem Klavier und wartete darauf wie ein Puzzle zu einem Song zusammengesetzt zu werden. Doch aufgewühlt legte ich gleich meine Finger auf die Tasten und begann zu spielen.

Wie in Trance ließ ich alles raus, was ich in den letzten Monaten an Schmerz empfunden hatte, und vollendete diesen Song mit zitterndem Stift kurz auf dem Papier, bevor es weiterging und ich ihn noch einmal ganz von vorne durchspielte...

Noch immer bewegt von der Erinnerung in mir ließ ich all den Schmerz raus, den ich seit dem Anschlag in mir trug mitsamt der Schuld, die mir mein Herz auflud, und sang mir den Leib aus meiner Seele:

,,It's so hard to live here
without hearing your voices,
discussing our choices...
Yeah it's so hard to stay here
without feeling your presence
and taking my chances...
Without you,
Without you

(Gerührt von den Worten spielte ich ein Zwischenspiel und gelangte zur Melodie der Strophe zurück..., in der ich es erstmalig schaffte von dem Anschlag zu singen...
Dabei ließ ich alles raus und war immer kräftiger am Spielen, bis meine Finger fast erschöpft waren.
Doch all die Einsamkeit, mit der ich damals in unserem Haus heimgekehrt war, all die Trauer, die seitdem in meinem Herzen war, und erst recht der Schmerz, den man mir zugefügt hatte, trieben mich an und ließen mich den Song vollenden.)

Yeah every night I'm sunken in my dreams,
The pictures are so carved with memories,
If I try to sleep
I see your face,
Full of pain,
See the men chaining you up
to the alley, to win the game...

And now you aren't here anymore
And every step on earth
Breaks my core...

Yeah it's so hard to live here
without hearing your voices,
discussing our choices...
Yeah it's so hard to stay here
without feeling your presence
and taking my chances...
Without you,
Without you

C- Part

So I try, I try, I try_
to stay here...
And I try, and I try, I try_
to stay here...
Alone_....
in our Home...."

(Die Tränen sprossen und mit einem Mal wechselte ich die Akkorde.)

,,Yeah every night I see you burning in the flames,
I hear you crying...

Oh I see you dying in my dreams...
I hear you screeching...

And the last words
I heard you screaming was my name...
My name...

(Noch immer geflasht von den Zeilen spielte ich sanft die Melodie des Refrains eine Oktave höher und sang ihn mit der Kopfstimme... )

Yeah it's so hard to live here
without hearing your voices,
discussing our choices...
Yeah it's so hard to stay here
without feeling your presence
and taking my chances...
Without you,
Without you".

Die Melodie, sie war so schön, sodass ich sie immer wieder wiederholte, bis sie in meinen Händen verankert war, und spielte sie aus tiefster Seele, sodass ich gar nicht merkte, wie sich jemand mir von hinten näherte und gerührt stehen blieb.

Noch immer ergriffen von dem Song sang ich den letzten Vers zuende und hielt keuchend noch die letzten Töne, bis meine Finger unbewusst erschöpft von den Tasten ließen und in meinen Schoß absanken. So hielt ich meinen Fuß noch auf dem Sustainpedal, bis der letzte Klang in der Scheune verhallt war, und wurde mir bewusst, was ich gerade getan hatte...
Die Gefühle, die ich gerade rausgelassen hatte, unglaublich... Noch nie zuvor hatte ich mich meinen Eltern seit dem Anschlag so nah gefühlt... Der Song war irgendwie meine Antwort auf Vaters Briefe, die er mir mitsamt den Video Botschaften hinterlassen hatte, und spiegelte das wider, was ich bisher nie laut sagen konnte, sodass ich erleichtert ausatmete und auf meinen fertigen Songtext schaute...
Doch kaum war ich hier in der Scheune etwas zur Ruhe gekommen, hörte ich plötzlich jemanden hinter mir klatschen und drehte mich schlagartig um.

Burning Scar - Von Flammen umzingeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt