¤Tiefpunkte¤

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In den nächsten Tagen wurde ich besser und besser und konnte die Gegenstände bald ohne Hintergedanken kontrollieren, sodass ich meist  in den Pausen spielerisch zwei Schwerter gegeneinander kämpfen ließ oder Maschinengewehre auseinanderbauen konnte, zum Vergnügen der Sicherheitsleute, die mit ihren Wetten ihre Spielchen trieben. Als Yue das erfuhr, war sie gar nicht erfreut über meine Fortschritte oder vielmehr entsetzt über das, wofür ich sie nutzte, und ließ mich zur Strafe die nächsten Tage über ohne Medaillon  trainieren, was Li bei seinen Forschungen weiter brachte:
Durch Zufall fand er heraus, dass die Kräfte in Zukunft für einige Stunden erhalten blieben, wenn ich es ablegte, noch aber schnell verschwanden, da ich es noch nicht lange an mir trug. Je länger ich also dieser Strahlung ausgesetzt war, desto länger hatte ich diese Kräfte...  Yue wollte das nutzen, indem sie meinen Körper auch auf eine Zeit ohne Medaillon vorbereitete, was ihn zunehmend schwächte... Durch den ständigen Wechsel von Kämpfen mit und ohne Medaillon wurde die Strahlung immer wieder unterbrochen, was die Prozesse in meinem Körper verlangsamte und normalisierte...
,,Aber du kannst es nicht immer an dir tragen! Wenn es in falsche Hände gerät, bist du auf dich allein gestellt... Da nützen die Kräfte dir auch nichts!,"hatte Yue nur am Wochende gesagt und mich beim  Training  auf immer härtere Proben gestellt, sodass ich  kaum noch Fortschritte zeigte... Zur Yues Enttäuschung, die manchmal  einfach nur da stand  und mir den Rücken zuwies, wenn die Sicherheitsleute mich alle hintereinander  nach besiegten, obwohl ich diese schon x-mal auf den Boden befördert hatte undschon gegen die Agenten der Sterne gekämpft hatte, fühlte ich mich bei ihren Kämpfen schwach und nutzlos... Alsob etwas in mir schwinden würde...
Ich konnte  nichts dagegen machen.
Der ständige Wechsel von Medaillon und ohne schwächte mich, sodass sich mein Körper nach den Kämpfen  kaum noch regenerierte.
   Immer mehr Schmerzen kamen hinzu, sodass ich  nach vielen Runden meist gar nicht mehr aufstehen konnte. Die Narben auf meinem Rücken schmerzten so sehr, dass ich kaum noch alleine hochkam.  Ich hatte sie in den letzten Wochen gar nicht mehr behandelt, was wahrscheinlich auch ein Fehler gewesen war... Und auch, wenn Yue   
diese Schmerzen bewusst waren , ließ sie mich  trotzdem liegen, um zu sehen, ob ich noch eine Kämpferin war.
Doch dann, nach einem weiteren Tag, dem Donnerstag, schickte sie  meine Gegner einfach weg. Ich wusste nicht, wieso. Sie war  sonst nicht so... Aber anscheinend hatte sie genug von meinem Leiden und fragte mich, was mit mir los sei.

,,Das wissen Sie doch,"erwiderte ich mit belegter Stimme und versuchte, mich aufzurichten, aber es ging nicht.

Schließlich gab sie sich einen Ruck und packte mich vorsichtig an den Schultern. Ganz langsam zog sie mich zu sich heran und sah sich meinen Rücken an, an dessen Stelle Blut durch meine Judojacke weichte ....

Schockiert hielt sie den Atem an und fasste sich an den Mund: ,,Mensch... Warum hast du denn nichts gesagt?"
- ,,Wie denn, wenn Sie mir ständig den Rücken zuweisen und mir verständlich machen, dass ich eine Versagerin bin?,"kam ich ihr direkt mit einer Gegenfrage entgegen und schaffte es, mich aufzurichten.

,,Nein. Eine Versagerin bist du nicht,"erhob sie sich aus ihrer Hocke und half mir auf, ,,Komm. Ich bring dich ins Krankenzimmer. Das hätte ich schon längst tun sollen... Vielleicht hat Frau Wong ein blutstillendes Medikament..."

Mit langsamen Schritten ging sie mit mir zum Krankenzimmer, das sich bei den Büros befand, und ließ mich für einen Moment allein. Während sie Frau Wong holte, setzte ich mich schonmal auf die Liege und lockerte den Knoten meines Gurtes. Ich spürte ein leichtes Ziehen in meinem Rücken und versuchte, mich möglichst nicht zu bewegen...

Nach einigen Minuten Stille hörte ich draußen jemanden reden. Neugierig wie ich war, schleppte ich mich zur Tür und lugte durch einen Spalt hinaus auf den Flur.
Direkt gegenüber lag das Büro von Yue. Die Tür stand gerade offen und sie saß gereizt an ihrem Schreibtisch. Obwohl sie mir eben versprochen hatte, Frau Wong zu holen, schien sie sich gerade heftig am Telefon mit jemanden zu streiten: ,,Versteh doch Wayne! Sie ist  gerade gesundheitlich nicht in der Lage, das Training weiter zu absolvieren! Das ist meine Schuld... Ich hätte sie nicht dazu zwingen dürfen!
Das ständige Ablegen des Medaillons hat sie geschwächt, auch wenn es sie danach wieder gestärkt hatte... Diese Umstellung war nicht gut..., hinzu kommt noch ihre seelische Belastung.... Sie zeigt zwar Fortschritte, aber durch ihre letzten...  Erlebnisse ist sie ständig abgelenkt....und unkonzentriert.." Sie schwieg kurz.

Burning Scar - Von Flammen umzingeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt