*Sattelkammer*

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Es war schon fast eine Last draußen bei der Hitze zu arbeiten, wo der Staub vom Heu und der Gestank vom Mist die Luft belasteten. Zumindest war es in den Gebäuden ein bisschen kühler, sodass man sich nicht noch lästig in der prallen Sonne aufhalten musste.
Aber trotzdem war Toby schon stark verschwitzt, als ich seinen Trakt betrat, und hatte in der kurzen Zeit schon eine Box erledigt, in der ich über den Hof gelaufen war.

Überrascht mich zu sehen hob er neugierig den Kopf und freute sich, dass ich ihm was zu Hilfe kam, sodass er mir gleich den Stiel seiner Mistgabel zuwarf. ,,Na du? Hast du gut geschlafen? ",fragte er mit einem breiten Grinsen und verteilte frisches Heu auf dem Boden, während ich es mir nebenan gemütlich machte und den Mist aus der Box schaufelte.

,,Ja, und du?,"erwiderte ich mit einem ebenso breiten Lächeln und hörte ihn schon murren.
,,Gut, aber nicht viel. Ich musste bei der Geburt der Welpen mithelfen," erwiderte er und wusste, dass er mich damit ärgern konnte.
,,Aww! Warum hast du mich nicht geweckt?",maulte ich und knallte den auf der Gabel geladenen Mist in die Schubkarre.
,,Du hast so schön geschlafen, da wollte ich dich nicht wecken...",raunte er mit seiner warmen rauen Stimme und konnte sich ein weiteres Lächeln kaum verkneifen, sodass ich ihm nicht länger dafür böse sein konnte. ,Oh wie lieb von dir,'dachte ich und spürte, wie ich errötete. Naja... Ich nahm es ihm nicht übel... Aber die Welpengeburt hätte ich trotzdem gerne miterlebt. Ganz gleich wie müde ich gestern auch gewesen war, ich hätte mich aus dem Bett gequält. Naja. Jetzt konnten wir es eh nicht mehr ändern und arbeiteten weiter.

Als wir dann irgendwann gegen Mittag mit der Hälfte der Boxen fertig waren, brachte Toby endlich seine Fragen über die Lippen, die ihn schon den ganzen Morgen über quälten, und brach damit endlich unser Schweigen, das nach unserer Diskussion mit der Arbeit im Stall entstanden war.
,,Du, Sarah?,"rief er und hob augenblicklich den Kopf.

,,Ja?",antworte ich und bekam sein zögerliches Verhalten mit.
,,Mal ehrlich.... Wo seid ihr gestern gewesen? Unser Abschied war so komisch, dass ich dachte, es sei etwas passiert... Aber wie kommt es, dass ihr nun wieder hier seid?"
Er bombardierte mich gleich mit Fragen, sodass ich einen Moment lang brauchte, bevor ich sie ihm beantwortete, und lehnte mich gefasst auf den Stiel seiner Heugabel.
,,Okay... Ich sag's dir....
Aber du musst mir versprechen es niemandem zu verraten!"ermahnte ich ihn, bevor es losging, und hob streng einen Zeigefinger. Doch gechillt ließ er sich vom Ernst der Lage nicht beeindrucken und arbeitete nebenbei weiter.

,,In Ordnung. Nun schieß los,"hustete er bloß vom Staub des Stalls und spießte die Gabel erneut mit voller Wucht ins dreckige Heu.

,,Okay ähm... Wie soll ich sagen?! Wir haben endlich den Grund für meine Aussetzer gefunden.... Also Amy.... mehr oder weniger....",stammelte ich und musste aufpassen nicht schon wieder eine Blockade zu kriegen... Aber solange ich nicht an bestimmte Dinge dachte, die mich innerlich aufregten, ging es schon.
,,Echt jetzt? Ich dachte es sei ein selektiver Mutismus?!", wunderte er sich und ließ überrascht seine Gabel ins Stroh fallen, bevor er zu mir in die Box kam, wo wir uns auf einen alten Balken setzten, der die beiden Boxen voneinander getrennt hielt.
,,Das dachten wir auch, aber...", zögerte ich einen Moment lang und spürte, dass er immer ungeduldiger wurde.
,,Aber was ?",bohrte er weiter, als ich nichts mehr zu sagte, und konnte in seinem Blick aber nicht verbergen wie besorgt er gerade war, sodass ich tief ein und aus atmete, bevor ich fortfuhr und ihm alles weiter erzählte.

,,Also... meine Entführer haben in meiner Gefangenschaft mir ein Implantat eingesetzt, hier oben am Hals", fing ich an und zeigte ihm den kleinen Buckel an meiner Halsschlagader. Es ist ein kleines Kästchen, das winzige Nanoroboter in mein Blut abgibt, die meine Aussetzer steuern. Sobald mein Herzschlag durch Nervosität oder Aufregung oder ähnliche Emotionen ansteigt, blockieren sie meine Stimmbänder. Und da sie mir vor meiner Freilassung Bluthochdruck steigende Mittel verabreicht haben, befand ich mich dauerhaft in diesem Zustand."

Burning Scar - Von Flammen umzingeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt