¤Geständnisse¤

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Sarah P.O.V.

Ein neuer Tag begann für mich... Einer voller schmerzhafter Erinnerungen und anstrengender Untersuchungen... Im Gegensatz zu gestern fühlte ich mich nicht mehr so schwach und konnte mich sogar etwas aufrichten, aber im Rücken schmerzte es noch zu sehr, sodass ich den Tag über noch liegen blieb und es zuließ, dass ich für die Untersuchungen in meinem Bett von Raum zu Raum geschoben wurde.

Eine von ihnen fand sogar beim Gynäkologen statt, der meinen Körper gründlich nach Hämatomen absuchte, sie dokumentierte und zum Schluss einen Abstrich machte, um zu untersuchen, ob ich schwanger war. Da ich ihm aber bei unserem ,,Gespräch" vorhin geschrieben hatte, dass ich mich nicht an eine Vergewaltigung erinnern könne und von den Männern noch nicht mal an intimen Stellen berührt worden war, schloss er das aus und konnte durch den Abstrich nur bestätigen, dass ich noch Jungfrau war.

So fiel mir nach der Untersuchung ein Stein vom Herzen, als ich wieder aus dem Behandlungsraum geschoben wurde, und erinnerte mich an Tobys Reaktion zurück, wie froh er gewesen war, als ich ihm versichert hatte, dass die Kerle mich nicht angefasst hatten. Wie erleichtert würde er dann erst sein, wenn ich es ihm ärztlich bestätigen würde? Naja... Ich hatte mich schon gewundert, warum er mich das gefragt hatte. Es war eigentlich eine sehr intime Frage, die man nicht so ohne Weiteres ohne Hintergedanken stellte, aber wahrscheinlich hatte er sich einfach Sorgen gemacht und sich gefragt, wie er mit mir nach all dem umgehen sollte. Er war eben kein normaler Junge, dem das alles egal war und am Arsch vorbeihing. Diese Frage zeigte nur, dass er Angst um mich gehabt hatte und vielleicht doch etwas für mich empfand, das vielleicht so groß oder größer als Freundschaft war.
So wartete ich nachher in meinem Zimmer auf mein Frühstück und freute mich, ihn später wiederzusehen...

Seit Toby gestern gegangen war, hatte ich nur einmal die Augen aufgemacht und was gegessen... So war mein Abendbrot für mich meine erste Mahlzeit seit Tagen gewesen, weshalb ich alles trotz meiner Erschöpfung gierig verschlungen hatte zum Erstaunen der Schwester, die nach meinem künstlichen Koma mit so nem Appetit nicht gerechnet hatte und mir noch ein viertes Brot schmieren musste. Aber wenn sie gewusst hätte, was ich alles durchgemacht hatte und das ich die letzten Tage über nichts gegessen hatte, wäre sie an meiner Stelle auch hungrig gewesen...
Hansons Leute hatten mich in dem Loch fast verhungern lassen und mir höchstens was zu Trinken gebracht, was anscheinend voller Medikamente gewesen war. Obwohl es wie normales Wasser ausgesehen und nach gar nichts gerochen hatte... So war es mir immer noch ein Rätsel, wie sie mir darüber Drogen verabreicht hatten, die in mir Angstzustände auslösten...
Angstzustände aus Erinnerungen, die womöglich die Ursache meiner Albträume waren, die ich immer wieder erlebte. Aber genauer wusste ichs nicht.
Es war für mich eh schon kaum zu verstehen, was für Methoden sie bei mir angewandt hatten, um mich zum Schweigen zu bringen. Als ob sie nicht wollten, dass ich mit jemandem darüber sprach... Aber dass ich mich übers Schreiben noch mit anderen verständigen konnte, daran hatten sie nicht gedacht... Ganz gleich wie weh meine Hand tat: Ich war ihnen immer noch gefährlich, wenn es ums Aussagen ging, aber meine Stimme blieb gefangen in mir selbst.
Wenn es stimmte, was Dr. Lane sagte, würde ich jahrelang nicht mehr sprechen können... Vielleicht sogar nie wieder, wenn ich mich nicht bald aus meinem Trauma befreite...
Still rann eine Träne an meiner Wange runter bei dem Gedanken, dass ich nie wieder meine Stimme hören würde, wie sie laut lachte, wie sie weinte, wie sie sprach und wie sie sang... Zwar hörte ich sie noch in meinen Gedanken. Aber es war nicht das Gleiche... Klar hatte sie in mir dieselbe Klangfarbe... Aber es war schon was anderes über seinen Schmerz nicht laut reden oder singen zu können.
So ertappte ich mich wieder dabei, wie ich mir Tränen aus den Augen wischte und merkte erst später, dass Amy zu mir ins Zimmer reingekommen war. Gleich nach der Visite war sie mit dem Frühstück zu mir ins Zimmer gekommen und kurz an meinem Bett was stehen geblieben, bevor sie mich begrüßte. ,,Hey Sarah! Ich hab hier was für dich,"rief sie und stellte das Tablett munter auf meinen Nachttisch, bevor sie mir ein Taschentuch reichte.
Trübe schaute ich sie an und fuhr langsam das Bett hoch, sodass ich fast aufrecht saß, um es anzunehmen. Dann wischte ich die Tränen aus meinem Gesicht und blieb angespannt vor ihr sitzen, ohne das Tablett oder sie mal anzusehen.
Verwundert über meine Reaktion blieb sie stehen und starrte mich an : ,,Hey... Was ist? Hast du keinen Hunger?",fragte sie und blickte mich ratlos an. Triste schüttelte ich leicht mit dem Kopf und nahm einen Stift und meinen Haftnotizblock zur Hand, den mir die Schwester heute Morgen geschenkt hatte.

Burning Scar - Von Flammen umzingeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt