Erst als Yue mir den Helm abnahm, erwachte ich aus meinen Gedanken und spürte die Tränen auf meiner Haut. ,,Sarah...,"sagte sie mitleidig und deutete auf meine Narbe, ,,Du... du weinst Blut.."-,,Ich weiß,"wisperte ich und fasste mir ins Gesicht...
Diese Erfahrung musste ich erstmal verdauen. Dieser Helm brachte alles in mir zum Vorschein was ich in den letzten Wochen unterdrückt hatte. Als sähe er meine Angst in meinem Inneren und rief die Bilder wieder in mir hervor...An diesem Abend blieb ich daher noch lange wach und musste an sie denken... An die Frau, die damals ihr Kind im Arm gehalten hatte und von den Männern geschlagen worden war, bis sie sich nicht mehr gerührt hatte......, an meine Eltern, die mich bloß beschützen wollten und für mich gestorben waren, und an all die Opfer, die damals ihr Leben dort gelassen hatten... Sie alle hätten noch leben können und eine Familie gründen können, wären wir nicht dort gewesen...
Zitternd kauerte ich mich zusammen und lehnte mich gegen die Wand... Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich an das dachte.
Betrübt vergrub ich meinen Kopf unter meinen Armen und fuhr mir durch die Haare... ,Hör auf! Hör auf so weh zu tun!,'schrie ich in meinem Herzen der Erinnerung entgegen und ich spürte die Tränen kommen. Ich wollte mich nicht erinnern... Ich musste lernen los zulassen, wie Yue es gesagt hatte.... Aber es ging nicht... Diese Bilder waren zu stark...
Und dennoch musste ich doch irgendetwas finden, das mich wenigstens für einige Sekunden ablenken konnte...
Schniefend hob ich meinen Kopf und erblickte meine Gitarre, die gerade lässig an der Wand stand. Mit zittrigen Fingern nahm ich sie und legte sie auf mein Bett...
Dann holte ich mein Tagebuch aus dem Versteck hervor und schlug die Seite mit dem Songtext auf, den ich in der Schule versehentlich eingereicht hatte und einst im Flugzeug ins Englische übersetzt hatte.
Mit der Gitarre unterm Arm fing ich leise an zu spielen und konnte nicht mehr aufhören... Ich ließ den Gedanken freien Lauf, spielte lauter und versank in der Musik...
Seit langer Zeit fühlte ich mich wieder frei... und konnte endlich von all dem loslassen, das mir den Atem raubte...
Und nach einer Weile fing ich an zu singen... Ich ließ alles raus... Jedes kleinste Gefühl... Jedes Wort...,,All is dark,
I can't see a light...
Nothing is bright,
All the colours are grey...
There's no word to say,
No place to stay...
I have to go on....
But is there any hope at home?But I can't close this chapter,
I can't breath forever and after...
There is nothing, no goal to fight for...
And this new life breaks my core...I try to see...
What could there be,
Beyond the horizon,
Where the sun onced was risen...
But all I can feel was this haze
That embraced in my heart...
And my face that blazed in an ocean of flames...
And so much tears were falling down on to the ground...Flames on my skin
Fire everywhere I saw...
No way to go
Just through the flames...
So much cries...
So much pain in their eyes.But no one realized,
That could be all my fault...
And my heart solidified into a stone...All I have is a burning scar
By the men with the red char..."Auf einmal klopfte es an der Tür...
Erschrocken zuckte ich zusammen und legte die Gitarre beiseite...
Wer war das bloß? Es war schon zehn... Um diese Uhrzeit bekam ich sonst nie Besuch... Ein Blick durch den Spion verriet mir, dass es Yue war... Ganz nervös stand sie da, die Arme verschränkt, und blickte zu Boden... Beklommen wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und öffnete
langsam die Tür. ,,Hallo... Kann ich reinkommen?",hauchte sie und schien über etwas bedrückt zu sein.
,,Klar, was gibt's denn?," fragte ich sie, während sie in mein Zimmer trat und sich umsah...
Bevor sie mein Tagebuch noch entdeckte, setzte ich mich schnell aufs Bett und schob es hinter meinem Rücken unter die Bettdecke.
Misstrauisch gesellte sie sich zu mir und lugte hinter meinen Rücken. Aber das Buch war Gott sei Dank so tief unter der Decke, dass sie es zum Glück nicht bemerkte.
Schnell kehrte sie zu ihrem Thema zurück und begann zu reden:
,,Ein Agent der GOS ist soeben eingetroffen und wird dich morgen zum Flughafen bringen."
Entsetzt sah ich sie an: ,,Und was ist mit den Forschungen? Es gibt so Vieles was noch unklar ist."
,,Das werdet ihr in den USA womöglich fortführen. Li wird dir morgen einen USB-Stick mitgeben, auf dem alle Ergebnisse gespeichert sind. Er wird durch einen speziellen Code verschlüsselt sein, sodass nur ein erfahrener IT-Experte der GOS ihn entschlüsseln kann",meinte sie und runzelte die Stirn.
Nickend starrte ich vor mich hin und strich mit der Hand über die Bettdecke...
Sie schien nicht gerade froh zu sein, dass ich das Quartier verließ... Sie wirkte vielmehr wie ich deprimiert, und schwieg vor sich hin...
Im Laufe der zwei Wochen waren wir uns einander vertraut geworden, hatten uns allerhand Dinge erzählt, sie meist Geschichten von meinem Vater, und ich Geschichten von unseren Reisen durch die Welt...
Nach dreißig Jahren im Gebirge hatte sie nicht viel von der Welt gesehen als ihre Berge und Gipfel. Die Welt hatte sich sehr verändert, das hatte sie an ihren Schülern und der Technologie gesehen. Die Menschen sprachen heute schneller, handelten meist hektischer und unüberlegter und sahen nicht den Kern der Sache. Doch nur Wenige nahmen sich noch die Zeit genauer hinzusehen und sahen die Schönheit unter der Schale.
Diese Sätze hatten sich in mir eingeprägt, mir anfangs den Mut gegeben, anderen hier zu vertrauen, und später die Hoffnung, dass man nicht von jedem nach seinem Aussehen beurteilt wurde.
Doch nun, seit ich in dem Krankenzimmer gewesen war und von dem Telefonat her erfahren hatte, dass sie mir was verschwiegen, fiel es mir schwer, mich ihnen weiter anzuvertrauen und mich offen ohne Jacke zeigen.
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Burning Scar - Von Flammen umzingelt
RandomEine etwas andere Geschichte... ... Eine Mischung aus Cinderella, Tomb Raider, Avatar und High School Musical... Seht sie einfach wie eine Netflix Serie an... Jede Folge ein Kapitel... Zum Inhalt: Sarah ist erst sechszehn, als sie ihre Familie be...