Ein riskantes Spiel

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El Moro wirkte nun ruhiger, seit er draußen war gewesen war, und wunderte sich, seine alte Box so zu sehen.

Es war schon ein Unterschied für ihn in sauberem Streu zu stehen, dass er sich ungläubig umguckte. Jeder Winkel seiner Box roch anders... Frischer... Gar fremd. Und selbst seine Tröge waren gefüllt.

Irgendwie heiter stieß er ein leises Wiehern aus und begann zu fressen, nachdem er mich mit seinen nussbraunen Augen durch die Gitterstäbe beobachtet hatte. Er wirkte lebendiger, seit der draußen gewesen war, offener mir gegenüber, gar zutraulich und drehte mir nicht mehr so oft den Rücken zu, sodass er mir das Gefühl gab, dass es sich heute gelohnt hatte mit Toby über eine Stunde lang seine Box auszumisten und den Dreck aus den kleinsten Nischen des Bodens zu kratzen, um alles sorgfältig mit neuem Streu zu bestücken. Dieser Dank machte diesen Tag definitiv zu einem Highlight für mich, sodass er in mir die Schatten des gestrigen Tages wieder aufhellte.
Irgendwie lächelnd wandte er seinen Kopf dem Futter zu und begann zu fressen.
Es machte mich glücklich ihn so zufrieden zu sehen, dass ich ihm versprach ihn morgen zu bürsten. Egal wie frech er sich auch anstelle. Doch von meinen Worten verstand er nicht viel, dass er sich desinteressiert wieder seinem Trog zuwandte und sein Futter fraß.

,,Du bist mir ein Schlingel,"lachte ich, als ich ihn schnauben hörte und räumte noch die letzten Sachen auf, bevor ich mich auf den Weg zu unserem Hüttenanbau machte, in dem Amy schon sehnsüchtig auf mich wartete.

,,Da bist du ja!," rief sie mir entgegen, als ich gerade durch die Tür reinkam und meine dreckigen Schuhe auszog, und wunderte sich, wo ich den ganzen Tag wohl geblieben war.
,,Du hast das Mittagessen verpasst. Es gab Lasagne und danach Pudding zum Nachtisch... Aber keine Sorge! Es gibt heute Abend Pizza! Zu Ehren des Tages...,"sagte sie, während sie ein paar Sachen im Wohnzimmer aufräumte und kam zu mir in den Flur. ,,Will Stronghold ist heute gekommen!,"strahlte sie und wollte mir gerade aus meiner Jacke helfen, da rümpfte sie die Nase, ,,Boa stinkst du vielleicht! Hast du wieder Ställe ausgemistet?!" - ,,Oh ja! Und eine Box hatte es bitter nötig!,"griente ich und erzählte ihr von unserem Highlight, während ich mich vor ihr im Badezimmer auszog. ,,Wir haben heute El Moros Box ausgemistet, nachdem wir es geschafft haben ihn auf einen freien Reitplatz zu locken." - ,,Hat Jace schon erzählt! Echt heftig! Da hast du ja heute ne Meisterleistung vollbracht!," lobte sie mich und half mir aus einer Schlinge des Verbands zu kommen, ,,Ich hoffe du hast dich nicht so sehr überanstrengt!,"raunte sie und stockte, als sie meinen Rücken sah, an dem einige Wunden wieder durch Tobys Nähe zu Narben verheilt waren. ,,Uh! Wie ich sehe hat die Salbe gewirkt!," meinte sie und begutachtete die roten Streifen auf meinem Rücken. ,,Aber einige sind immer noch stark entzündet..."
,,Das wird schon", erwiderte ich zuversichtlich und drehte mich zu ihr um, bevor ich ihr mit einem Handzeichen zu verstehen gab, dass ich mich alleine duschen konnte. ,,Na schön, ich werd mal weiterlesen,"verabschiedete sie sich aus dem Bad und wandte sich im Wohnzimmer wieder ihren Büchern zu, nachdem ich die Tür hinter sie geschlossen hatte.

Sie wirkte regelrecht entspannt, seit ich sie heute mit Jace auf der Weide gesehen hatte, und strahlte seitdem etwas Ruhiges aus, das ich bei ihr nur als Liebe deuten konnte.
Es war schön sie so glücklich zu sehen, seit sie mit mir hier wohnte... Trotz all der Schwierigkeiten, die wir vor der Reise und jetzt gestern im Krankenhaus gehabt hatten. Der Urlaub tat ihr unglaublich gut und sie konnte sich endlich mal entspannen... Zumindest für einen Moment, wenn sie sich sicher fühlte.

So hoffte ich, dass es vorerst so bleiben würde, bis wir morgen diese krasse OP wieder am Laufen hatten, und begann mich zu duschen.

Es war nicht einfach mal die Seele baumeln zu lassen. Schon gar nicht nach dieser Nacht.
Mit jeder Sorge wurde die Last in uns schwerer, die wir beide in unseren Herzen tragen mussten... All die Geheimnisse und schlimmen Ereignisse, die in den letzten Wochen passiert waren, hatten uns erst zusammengeschweißt, dann wieder voneinander entfernt..., dass ich hoffte, dass sie in mir bloß mehr sah als nur eine Belastung, die ihr durch ein Erbe auferlegt worden war. Aber vielleicht lag ich auch falsch und machte mir nur unnötig wieder Gedanken, während alles um mich herum friedlich aussah. Aber es machte mich schon fertig nicht zu wissen was ich ihr bedeutete, dass ich ihr gleich mal indirekt die Frage stellen wollte, und fand das am besten raus, wenn ich ihr erst meine eigenen Gefühle offenbarte.

Burning Scar - Von Flammen umzingeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt