¤New Friends¤

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Die nächsten Tage über ging ich viel hinaus... Ich hatte keine Lust mehr, in meinem Zimmer zu hocken. Die meiste Zeit saß ich eh nur herum und gaffte in den Fernseher... NAVY CIS, The Big Bang Theory... oder die Simpsons... Die meisten Folgen hatte ich schon mehrfach gesehen,sodass ich sie fast auswendig kannte.. Da brauchte ich sie nicht noch ein viertes Mal zu gucken und ging lieber hinaus an die frische Luft oder erkundete die Stationen des Krankenhauses...

Einmal, da fand ich einen Gang, der direkt zur Kinderstation führte. Mit Neugier ging ich diesen Gang entlang, schaute ich in die Fenster der Geburtenstation und sah die Neugeborenen in den Krippen... Viele von ihnen schliefen, wärend manche seicht ihre Beinchen bewegten. Schmunzelnd setzte ich mich auf einen der Stühle und schaute ihnen beim Strampeln zu. Sie waren so süß, wenn sie schliefen! Auch die Größeren, die am Ende des Ganges verstecken spielten... Sie waren höchstens Sechs, tanzten und lachten... und erfüllten den Gang mit Freude...

Manche von ihnen hatten keine Haare... Wahrscheinlich Krebspatienten...
Wie sie glücklich sein konnten, trotz all dem Leiden... Ich bewunderte sie dafür... Ihre ununterbrochene Freude, ihr herzliches Lachen und ihr heiteres Spielen... Das alles ließ mich mein Elend vergessen... Für einen Moment ein bisschen Glück, wenn auch für kurze Zeit...

Seit diesem Tag an kam ich jeden Abend her und schaute ihnen beim Spielen zu. Es entspannte mich, sie zu sehen und gab mir etwas Hoffnung...
Auch wenn ich nie mit ihnen sprach, saß ich einfach da und schaute ihnen zu.

Einmal, da kamen
zwei kleine Mädchen auf mich zu und lugten neugierig unter meine Kapuze. Sie wunderten sich über meine dunkelrote Haut und befragten eine Schwester über mich...
Und als sie hörten, dass ich ein schlimmes Feuer überstanden hatte, erschraken sie und kamen mit zittriger Stimme auf mich zu...
Sie fragten mich indirekt, woher ich diese Narbe hatte. Aber was sollte ich ihnen sagen? Dass ich sie bei einem Bombenanschlag bekommen hatte?
Vielleicht... Also versuchte ich es ihnen indirekt möglichst verständlich zu erklären: ,,Wisst ihr, ich... habe diese Narbe bei einem Unfall bekommen. Böse Männer hatten ein Feuer verursacht und waren selbst dabei gestorben. Ich war gerade mit meinen Eltern in dem Haus gewesen, als sie das Feuer entfachten... Nun... ja... Ich... habe es überlebt, meine Eltern leider nicht... Seitdem habe ich diese Narbe, als Andenken an meine Eltern..." Weiter kam ich nicht mehr, dann brach ich in Tränen aus. Tröstend umarmten sie mich, als sie merkten, dass ich weinte, und strichen mir zärtlich über meine Schulter... ,,Du Arme,"sagte die eine, ,,Meine Mama ist auch im Himmel, aber ich weiß, dass sie immer bei mir ist...tief in meinem Herzen. Vielleicht spielt meine Mama mit deinen Eltern. "

Schluchzend blickte ich zu ihr auf und wunderte mich über ihre Gedanken: ,,Für dein Alter bist du sehr gescheit. Danke für deinen Trost. Du hast mir neue Hoffnung geschenkt."Das Mädchen lächelte und fragte mich: ,,Willst du mit uns was spielen?" Ich nickte und folgte den Beiden auf die Kinderstation.

Viele Zimmertüren standen offen, sodass ich andere Kinder mit ihren Eltern beobachten konnte. Das Lächeln der kleinen Kinder, wenn sie Besuch von ihren Eltern bekamen, das Leuchten in ihren Augen, ließ mich an alte Zeiten erinnern. Schluchzend folgte ich den Mädchen weiter in den Aufenthaltsraum, wo an einer Wand ein altes schwarzes Klavier stand. ,,Wie heißt du eigentlich?",fragten sie mich beim Spielen mit kleinen Feenfiguren und schauten mich neugierig an... ,,Sarah und ihr?"- ,,Ich bin Catrina und das ist meine Schwester Miley." Catrina hatte schulterlange braune Haare und trug ein rotes Kleidchen. Ihre Schwester Miley hingegen hatte ihre blonden Haare zu einem Zopf geflochten und trug ein pinkes Top zu einer hellen Jeans. Beide hatten einen Verband an der rechten Hand. ,,Weswegen seid ihr hier?", fragte ich sie nach einiger Zeit und betrachtete eine Feenfigur, die Glitzerflügel hatte... ,,Wir sind beim Spielen von einem Klettergerüst gefallen und haben uns die Hand verstaucht. Die Ärzte meinen, wir hätten noch eine leichte Gehirnerschütterung....Uns geht es aber wieder besser," antwortete Miley und ging zum Klavier. Auch Catrina und mir war die Lust auf Feenabenteuer vergangen und so gingen wir zu ihr rüber und setzten uns zu ihr... Beide starrten wie hypnotisiert aufs Klavier und lugten auf die schwarzen Tasten... ,,Könnt ihr spielen?", fragte ich nach einer Weile und betrachtete sie von der Seite... ,,Nein, leider nicht... Wir hatten nie Geld für Klavierstunden. Kannst du denn spielen?",raunte Catrina und fuhr mit der Hand über die weißen Tasten. Ich nickte und setzte mich zu ihr auf den weichen Hocker. Die Tasten zogen auch mich magisch an. ,,Was soll ich denn spielen?", fragte ich sie und legte meine Finger startbereit auf die Tasten. Catrina dachte nach: ,,Mmmmh... Spiel doch einfach, was du gerade fühlst." - ,,Okay,"erwiderte ich und schloss meine Augen... Gefasst schaute ich in mein Herz hinein, doch meine Stimmung war weder heiter noch fröhlich... Miley und Catrina hingegen schufen in mir neue Hoffnung, ein neues Gefühl des Glücks, das mich dazu veranlasste zu spielen... Zunächst zutiefst betrübt, dann mit etwas Hoffnung spielte ich eine Melodie, die mich an meine Kindheit erinnerte, als ich mit meiner Mutter abends am Bett gesessen hatte.. und sie mir was vorgesungen hatte...
Dieses Lied schallte in meinem Kopf... Jeder einzelne Vers... Doch ich konnte hier nicht singen, nicht vor all den Leuten... Das war zu viel...
Zaghaft hörte ich auf und ließ meine Hände auf den Tasten liegen... Erstaunt fingen Catrina und Miley an zu klatschen und applaudierten mit den anderen Kindern, die mit ihren Eltern gerade Lotti Karotti spielten.

,,Wow! Wo hast du so gut spielen gelernt?", fragte mich Miley und betrachtete meine Hände,die seit dem Anschlag immer noch in Verbände gehüllt waren. Munter drehte ich mich zu ihr um,legte meine Hände in den Schoß:,,Mein... Vater hat es mir beigebracht, als ich so alt war wie du", erwiderte ich rauer Stimme und war fast wieder den Tränen nahe... ,,Kannst du noch was anderes spielen?", funkte Catrina dazwischen und fing an, auf den schwarzen Tasten zu klimpern. ,, Was wollt ihr denn hören?", fragte ich leise in den Raum hinein und versuchte, Catrinas nerviges Klimpern zu stoppen.... ,,Keine Ahnung. Wir kennen nicht so viele Stücke,"erwiderte Catrina nachdenklich und ließ sich von mir ein paar Akkorde zeigen.

Da antwortete plötzlich eine Mutter aus der Leseecke: ,,Spiel doch mal die Mondscheinsonate von Beethoven. " Ich nickte und spielte. Ich spielte die Sonate bis in den späten Abend hinein, bis eine Krankenschwester mich für einen Verbandswechsel in mein Zimmer holte. Mit einem Zwinkern verabschiedete ich mich von den Beiden und folgte der Krankenschwester auf meine Station..

So schnell dieser auch Tag vergangen war, so schnell endete auch die Nacht und mit der Zeit wurden wir richtig gute Freunde...
Ich kümmerte ich mich sie.. wie eine große Schwester, erzählte ihnen Geschichten, spielte und tanzte mit ihnen, sodass manche Eltern uns sogar für Geschwister hielten. Aber so schön unsere Zeit auch war, so gern hätte ich sie noch etwas länger bei mir gehabt...

Es kam der Tag, an dem sie entlassen wurden. Sie mussten zurück ins Kinderheim...
Am liebsten hätte ich sie begleitet, doch ich wusste nicht, was für mich besser gewesen wäre:Entweder unter der Obhut von komischen Nachbarn oder mit vielen Kindern von fremden Menschen erzogen zu werden.
So blieb ich hier... und hoffte auf ein anderes Leben, als das im Krankenhaus...
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Soundtrack

Bette Midler -The Rose ( als sie die Kinderstation sieht)

Ludwig van Beethoven- Moonlight Sonata (als sie im Aufenthaltsraum spielt)

Burning Scar - Von Flammen umzingeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt