Die Herrin der Pferde

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Der Himmel war so herrlich klar, von Sternen übersät und mit jedem Tal schienen es mehr zu werden, als ich mit El Moro über die Felder galoppierte. Das Gefühl von Freiheit übermannte mich und mit jedem Windstoß, der durch meine Haare wehte, fühlte ich mich wohler.
El Moro liebte es, genauso wie ich, seine Mähne im Wind treiben zu lassen, und freute sich hier draußen zu sein.
Als wäre er nie weggewesen, führte er mich blind durch die Wälder und passierte die roten Canyons, die bei Nacht gigantische Schatten auf uns warfen.
Er kannte diese Berge, ihre Täler, jeden Baum, jeden Stein und ich vertraute ihm, dass er mich sicher durch die Dunkelheit brachte.
Auch wenn ich ihm die Führung ließ, hielt ich die Zügel locker fest, um nicht das Gefühl zu bekommen doch noch herunterzufallen, und passte mich seinem Rhythmus an, während eine Hand sich immer noch hilflos im Sattel festkrallte. Bloß nicht verkrampfen, bloß nicht herunterfallen, war mein Gedanke, mit dem ich mich bei jedem Galoppschritt aus dem Sattel hob, und ritt, wie Jace es mir gezeigt hatte. Gefasst voll Zuversicht.

Und mit den Meilen ging es immer besser.
Als würden wir fliegen, galoppierte El Moro davon und wurde nicht eher langsamer bis es zu steinig wurde, um hindurch zu sausen.
Seine Schritte wurden kürzer, sein Atem lauter und mit einem Mal wurde er ganz still und blieb sogar stehen, um zu lauschen. Seine Ohren regten sich, gar wie Antennen, so schnell in alle Richtungen, als müssten sie erst die richtige Frequenz finden, um was zu hören, und blieben dann ruckartig stehen, als das Echo von bröckelnden Felsen in den Bergen widerhallte.

Ein Wiehern ertönte aus naher Ferne, ein Zweites, ein Drittes und schließlich eine ganze Herde.
Sie waren nicht mehr weit entfernt... Bloß wenige Meilen, sodass El Moro emsig den Weg fortsetzte und vorsichtig über die bröckeligen Pfade trat, deren spitze Steine unter seinen Hufen schmerzten, sodass ich für den Teil der Strecke von ihm abstieg und neben ihm her lief, um ihn zu entlasten.
Und das dankte er mir, stupste mich mehrmals beim Gehen, und ließ mich kurz vor einer Schwelle eines bewuchsenen Hanges wieder auf seinen Rücken.
,,Brrr,"schnaubte er..
Wieder hörte er sie wiehern. Gar wie Hilfeschreie klangen sie und wurden immer lauter...

Noch eine Schlucht weiter den einen zweiten breiten Hang hinauf und wir sahen sie gefangen auf einem Felsvorsprung.
Die Felsbrücke, die einst zwei Pfade über den Bergkamm miteinander verbunden hatte, war wohl durch das Gewicht der Pferde zerstört worden und lag zerbrochen am Grund der tiefen Schlucht, sodass die Pferde weder vor noch zurück konnten und völlig verängstigt sich an die Felswand drängten. Ein Wiehern folgte dem anderen, bis sie mich auf El Moro sahen, und verstummten, als wir uns der Kante näherten.

Gar ehrfürchtig reckten sie die Köpfe und warteten auf ein Zeichen.
El Moro scheute, doch bei der breiten Schlucht konnte auch er ihnen nicht rüber helfen und schnaubte vor sich hin....

Da kam mir eine Idee...
Durch meine Kraft Dinge schweben zu lassen war es vielleicht möglich den Hang wieder telekinetisch aufzubauen... Zumindest solange, bis alle rüber waren, dachte ich mir, und strich einmal über das magische Medaillon, bevor ich mich aus dem Sattel schwang und El Moro von der Kante vertrieb. Brav gehorchte er mir, blieb an der Wand stehen und merkte, dass ich etwas im Schilde führte, als ein lautes Grummeln ertönte.
Damit ich die Steine unten besser bewegen konnte, nutzte ich einige Kung Fu Schritte, um mehr Auftrieb zu kriegen und schaffte es mit geballter Kraft die Schwergewichte zu heben. Mit geballten Fäusten und gepressten Zähnen hielt ich sie fest, nachdem ich sie zu einer Brücke gestapelt hatte, und stieß einen stumpfen Schrei aus.
,,Ahhh"...
El Moro, der erkannt hatte, was ich mit meinem Medaillon getan hatte und es gerade so noch aushielt, scheute und rief die anderen Pferde dazu auf den Weg zu wagen und den Hang mit ihm runter zu kommen.
Er entfernte sich und gleich folgte ihm eins nach dem anderen über die provisorische Brücke, die ich mit meinen Gedanken hielt.
Die Felsen waren echt schwer... So schwer wie zehn Autos... Und mit jedem Pferd musste ich gegenhalten und die Felsen an ihren Platz zu drücken, bis ich nach dem Letzten loslassen konnte und die Brücke in der Schlucht zerfiel.

Burning Scar - Von Flammen umzingeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt