Eine gewisse Angst machte sich in mir breit, eine, die ich zuletzt vor ein paar Tagen verspürt hatte...
Ich hatte Angst vor ihren Blicken, ihren Worten, ja selbst vor ihren Gedanken..., über die sie andere bewerteten... ganz unbewusst.
Ich hatte Angst vor dieser ungewollten Nähe, dieser Fremdheit, den fremden Gesichtern,denen man in den Bussen ständig ausgesetzt war, wo kalte Blicke ungefragt ineinander badeten.
Als sähen sie einem direkt unter die Haut... Nein, ich konnte das nicht...
Nicht nochmal in so einen Bus,wo die Gefahr bestand,dass einem die Kapuze vom Kopf gerissen wurde...Am nächsten Montag wollte ich daher das Fahrrad nehmen, um zu meinem Arzttermin hinzukommen.
Auch wenn die Straßen immer voller Autos waren, so hatten sie gute Radwege, auf denen man schneller vorankam als somancher Bus.
Über Google Maps fand ich schnell den richtigen Weg, sodass ich auf dem letzten Stück nur einigen Schildern folgen musste...
Dr. Brown hatte mir einen seiner Kollegen empfohlen, der in seiner Praxis direkt in der Stadt arbeitete, ein Hautarzt, der auf meine Fälle spezialisiert war.
Ich war etwas angespannt... Heute würde sich zeigen,ob ich meine Hände wieder vollständig belasten dürfe... Ich konnte es kaum erwarten wieder Gitarre oder Klavier zu spielen... Die Musik fehlte mir,auch wenn ich mir auf einem MP3-Player ständig Songs von Ed Sheeran und One Direction reinzog. Ich wollte sie selber spielen,selber gestalten und würde das auch, sobald ich meine Hände wieder belasten dürfe...Der Arzt wirkte ziemlich gestresst, als ich ihn mit seiner Arzthelferin an der Rezeption sprechen sah.
Das Wartezimmer war überfüllt. Die Leute standen bis draußen, aber nahmen sich die Zeit, um zu warten.
Die meisten kamen wegen einem Ausschlag oder einem Ekzem, was sie überaus störte. Andere wiederum kamen wegen einigen Narben an Armen und Beinen. Ich war ein Sonderfall mit meiner Narbe im Gesicht, aber die meisten bemerkten es nicht.
Sie starrten die ganze Zeit auf ihre Handys, lasen ihre Whatsappnachrichten und tippten wie verrückt. Die älteren Damen hingegen sahen mich mitleidig an und vertieften ihren Blick dann wieder in ihrer Zeitschrift.Stunden vergingen, bis ich dran kam. Eigentlich wollte ich mir nur ein Rezept abholen für eine Salbe und einen neuen Kompressionsanzug. Aber dann kam es anders.
Er wollte meine Narben sehen und untersuchte mich gründlich. Jede Einzelne schaute er sich genau an und machte sich Notizen.
Nebenbei las er sich meine Krankenakte durch und murmelte etwas vor sich hin: ,,Verbrennungsgrad Typ II... Eine leichte Schwellung am Rücken...
Die Beine scheinen in Ordnung zu sein..."
Als ich mich nicht regte, schaute er zu mir: ,,Die Hände und Beine sind als letztes operiert worden?"
Ich nickte und zeigte ihm die Verbände: ,,Ja, die Beine haben die Ärzte aber schon vorher in den Griff bekommen.. Die Hände und mein Rücken sind als letztes gemacht worden".,,So so, dann schauen wir sie uns mal an,"raunte er und löste die Verbände mit einem Schmunzeln.
Die Narben waren nicht mehr zu sehen..., die Nähte größtenteils verheilt. Meine Hände sahen aus wie früher... Ich konnte es fast nicht glauben, was die Ärzte da kaschiert hatten.
Strahlend fing ich zu lächeln und fragte ihn,ob ich bald wieder Sport und Musik machen dürfe...
Doch er wollte vorher noch meine Nerven testen und berührte mich sowohl an betroffenen als auch an kaschierten Stellen. Am Rücken verspürte ich die meisten Schmerzen, auch wenn die Narben inzwischen gut verheilt waren...
Während mein Gesicht fast nichts mehr fühlte, kam das Gefühl in meinen Händen langsam wieder zurück. Ich spürte eine seichte Wärme in meinen Fingerspitzen, als er sie berührte...
Und als ich ihn fragte,ob ich wieder Klavier spielen dürfe, meinte er, dass intensives Klavierspielen oder Gitarre spielen meine Genesung fördern würden... Ich strahlte innerlich... Die einzige freudige Nachricht seit langem...
Doch so schön es auch war, so befand er, dass für mich intensiver Sport noch nicht möglich sei,und beschränkte meine sportlichen Aktivitäten auf Joggen, Gymnastik,Radfahren oder Ballsport.
Den Kampfsport konnte ich erst mal knicken, aber das war es mir wert! Ich durfte endlich wieder musizieren und würde das auch nutzen, sobald ich zuhause war!Bevor ich ging, stellte er mir einen Befundbericht aus und verschrieb mir mehrere Salben und Schmerzmittel, die ich später in der Apotheke holte.
Die Brise war frisch... Es duftete herrlich nach Meer.
Der Wind blies die angenehme Küstenluft in die Stadt, in der es sonst um diese Zeit nach Abgasen stank. Ich genoss den frischen Wind,der aufkam,und trat in die Pedale.
,Endlich durfte ich wieder Klavier spielen, 'schallte es in meinem Kopf und ich vergaß die Leute um mich herum, die gehetzt durch die Mall gingen.Ein hupender PKW weckte mich aus den Gedanken, als ich die grüne Ampel nicht bemerkte.., und trat in die Pedale.
Erst jetzt realisierte ich,auf welcher Straße ich war...
Ich war auf der einen Avenue , von welcher man das Hollywood-Zeichen am besten sehen konnte...
Gebannt blieb ich auf dem Gehweg stehen und schaute nach links.
Die weißen Buchstaben schienen wirklich riesig zu wirken auf einem Berg voller Bäume.
Ich verstand jetzt, wieso sie so berühmt
waren.
Sie hatten etwas Besonderes an sich,was diese Stadt zu einem besonderen Ort machte. Viele Menschen verbanden mit diesem Zeichen einen Ort der Träume, ein Ort,an dem ihre Wünsche wahr wurden.
Ob jetzt eine Karriere als Schauspieler oder als Musiker... Sie alle waren hier und strebten nach ihrem Ziel...
Doch versprühten sie auf der einen Seite der Stadt so viel Hoffnung, so sah man in somanchen Gassen die Verzweiflung... Musiker,die auf der Straße spielten, weil sie an den Hochschulen nicht angenommen wurden,
Schauspieler, die auf großen Marktplätzen verkleidet standen und eine Statue darstellten oder sich irgendwo einen Minijob als Barkellner ergatterten. Sie waren voller zerplatzter Träume, ihre Augen ohne Schimmer, aber dennoch mit etwas Hoffnung in sich..., doch noch eines Tages entdeckt zu werden...
So fragte ich mich, auf welcher Seite ich eines Tages stehen würde, und fuhr weiter.
DU LIEST GERADE
Burning Scar - Von Flammen umzingelt
RandomEine etwas andere Geschichte... ... Eine Mischung aus Cinderella, Tomb Raider, Avatar und High School Musical... Seht sie einfach wie eine Netflix Serie an... Jede Folge ein Kapitel... Zum Inhalt: Sarah ist erst sechszehn, als sie ihre Familie be...