Avessa
Sie sah ihm nach und dann zu Lily, die ihren fragenden Blick ebenso staunend erwiderte. „Es sah fast so aus, als interessiere es ihn, wie es dir geht, Avessa.", sagte Lily und klang überrascht. Avessa nickte und hob seufzend die Schultern. „Ich habe aufgegeben, ihn verstehen zu wollen. Mal ist er der letzte Arsch, nur um einen Moment später zu fragen, ob es mir gut geht. Das aber meist mit einem Tonfall, als wäre er persönlich beleidigt, dass er mich das fragen muss..." Sie schüttelte den Kopf und rieb sich dann die Stirn. Kein Dumbledore, heute...und schon wieder Streit mit Sirius. Wobei...es war kein Streit. Es hatte sie unheimlich verletzt, dass er das, was zwischen ihnen war, benutzen wollte, um Severus...ja, was eigentlich? Um ihn zu verletzen? Warum sollte es ihn verletzen, wenn sie und Sirius... Es machte keinen Sinn, aber - sie hatten doch selbst noch nicht entschieden, was war und nach gestern hatte sie gedacht...
„Miss Leary, meine Liebe, kommen Sie?" Sie blinzelte und sah auf, sah Professor Slughorn, der sie anstrahlte, bei ihrem Blick aber besorgt anblickte. „Oh, meine Liebe, geht es Ihnen nicht gut?" Avessa überlegte kurz und der Professor nahm das als Zustimmung. Er wandte sich um. „Mister Snape. Bringen Sie Ihre Partnerin doch bitte zu Madam Pomfrey. Wir wiederholen heute eh nur, meine Liebe, da Sie alle noch genug zu tun haben mit ihrer Semesterarbeit." Severus sah darüber nicht erfreut aus, nickte aber und sah sie auffordernd an. Sie schüttelte den Kopf. „Das ist nicht nötig, Professor. Mir geht es gut. Es ist nur..." Professor Slughorn tätschelte ihren Arm und sie brach ab, sah sie, dass es verlorene Liebesmüh' war. „Sie arbeiten hart und sehr viel, das höre ich von allen Lehrern, Miss Leary. Ihre Noten sind in allen Kursen herausragend, da ist es ganz natürlich, wenn mal ein wenig die Energie fehlt. Vielleicht können Sie und Severus ja nachher noch ein wenig zusammen brauen. Ein Stärkungstrank vielleicht. Und wir sehen uns dann am Montag. Haben Sie ein schönes Wochenende."
Er betrat die Kerker und schloss die Tür hinter sich. Avessa sah ihm perplex nach und sah dann zu Severus. „Es tut mir leid...", begann sie, doch er nickte nur knapp. „Komm." Sie seufzte innerlich und folgte ihm. Sie wollte nicht zu Madam Pomfrey. Sie würde ihr nur wieder sagen, dass sie zu wenig aß und zu wenig schlief. Super. Sie hatte in den letzten Jahren nie gut geschlafen, aber seit sie hier war... Sie war überfordert und einsam und hatte ihren Alpträumen zurzeit nichts entgegenzusetzen. Sie spürte Severus' Blick auf sich und erschrak, zog ihre Mauern hoch, was ihn zum Schmunzeln veranlasste. Sie funkelte ihn wütend an. „Schäm dich, Severus!", sagte sie böse, doch er zuckte mit den Schultern, die Augenbrauen gewölbt. „Warum sollte ich?", fragte er mit schnarrender Stimme. „Ich kann nichts dafür, wenn du so rumschreist." Sie wurde rot und sah seufzend zu Boden. „Es ist so anstrengend, sich immer zu verschließen...", sagte sie und ihr fiel auf, was es bedeutete, wenn er jetzt schon nahezu jeden Gedanken auffing. Sie schloss die Augen und ein leises Stöhnen entkam ihr. Wie peinlich! Er musste nicht mal aktiv suchen oder zaubern...er konnte sie immer hören! Okay...das ist blöd, aber...denk nicht jetzt darüber nach! Sie gab ihrer inneren Stimme recht, war sie nun hier und musste sich um das kümmern, was hier passierte.
„Ich will nicht zu Madam Pomfrey...", sagte sie leise und er sah sie an. „Ich weiß, aber warum nicht?", fragte er und sie seufzte. „Weil...ich sooft da bin, zurzeit." Severus verharrte im Schritt und sah sie an. Dann warf er einen Blick um sich und zog sie in ein leeres Klassenzimmer. Sie sah verwirrt zu ihm auf und dabei zu, wie er die Tür schloss. „Was soll das, Severus?", fragte sie und er sah zu ihr, atmete tief durch. „Ich habe dich mit meinem Zauber stärker verletzt, als ich eigentlich wollte, Leary. Du hast mich geärgert und ich bin zu weit gegangen. Nun habe ich mich entschlossen, dir zu helfen." Avessa wölbte die Augenbrauen. „Und wie willst du das tun?" Er lächelte kühl. „Es ist mein Zauber, Avessa. Denkst du nicht, dass ich einen Heilzauber dazu entwickelt habe?" Sie sah ihn scharf an, sagten ihr seine Emotionen, dass er nicht die Wahrheit sagte. „Du lügst." Seine Augen wurden schmal. „Tu ich nicht. Ich habe einen Heilzauber entwickelt." Sie neigte den Kopf. „Und warum kommst du damit erst jetzt?" Er lächelte. „Weil ich ihn vielleicht erst vor Kurzem entwickelt habe.", raunte seine jetzt schon recht dunkle Stimme, die aber in der Zukunft einen noch so viel volleren Bariton haben würde.
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𝒜𝒞 - Alles zu seiner Zeit
Fanfiction𝐁𝐀𝐍𝐃 𝟒 Avessa Carrow. Jüngster Spross einer der ältesten reinblütigen Familien, der Unantastbaren Achtundzwanzig. Und eine Gryffindor. Das sechste Schuljahr beginnt und Avessa will nur noch weg. Denn der Dunkle Lord ist zurück und ihre Familie...