Teil 68

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Avessa

Sie grinste ebenfalls, nachdem sie den Schutzzauber erneuert hatte, der die Tür sichern sollte und setzte sich nochmal auf ihren Sessel. Eigentlich hatte sie gar nicht lang hier bleiben wollen, doch jetzt, wo ihr Remus hatte vorschreiben wollen, dass sie direkt nachzukommen hatte, meldete sich ihr Eigensinn, der ihr deutlich sagte, was er von solchen Bevormundungen hielt und der sie zielsicher wie immer dazu brachte, das exakte Gegenteil zu tun. Sie mochte es irgendwie, wenn er so war, aber dennoch hatte er ihr nichts zu sagen. So einfach war das.

Dann musste sie wieder grinsen. ‚Wenn er so war?' Naja...er war...nein. Sie mochte ihn sehr, er bedeutete Geborgenheit, Sicherheit und sie hatte starke Gefühle für ihn, wie ihr nun klar wurde, aber...da war nicht dieses...Kribbeln. Zumindest nicht dieses heftige, das sie bei Sirius verspürte. Oder dieses tiefe Sehnen, die Verbundenheit, die... Sie sah auf, als sie ein Geräusch hörte. Es kam nicht von der Tür, sondern aus der hinteren Ecke des Raums, nahe dem Wandbehang von Penelope, der Prüden – sie war hier also in einem der Räume für Zauberkunst.

Nach einer Weile, in der sie nichts gehört hatte, ging sie wieder zurück und zog ihren Zauberstab, um die Sessel zurückzuverwandeln, als er ihr mit einem Ruck aus der Hand gerissen wurde. Sie gab einen erschrockenen Laut von sich und wirbelte herum. Neben dem Wandteppich stand ihr...stand Aaron, der gerade ihren Zauberstab auffing und sie kalt lächelnd ansah. „Nicht, dass du damit Unsinn anstellst. Ich will nur mit dir reden.", sagte er und Avessa wurde kalt. Ihre Augen saugten sich an ihm fest, während sie versuchte, ihre Haltung zu wahren und die Arme verschränkte. „Klar. Nur reden. Deswegen muss man den Zauberstab entwenden. Klingt wahrscheinlich nur in den Ohren eines Todessers sinnvoll. Ihnen ist es ja egal, was richtig und was falsch ist.", sagte sie mindestens ebenso kühl, auch wenn sie das Zittern in ihrer Stimme nicht ganz unterdrücken konnte.

Dass Aarons Augen wütend aufblitzten und ihre innere Stimme sie brüllend fragte, ob sie irre sei, machte es nicht besser. „Und schon provozierst du mich wieder, kleine Löwin.", sagte er gepresst und auch wenn die Stimme jünger war, kannte Avessa die heftige Wut, die in ihm loderte und die er anscheinend lange nicht so gut um Griff hatte, wie er es später können würde. Sie zuckte dennoch mit den Schultern und sah ihn, wie sie hoffte, herausfordernd und fest an. „Ich provoziere Sie?!", fragte sie schneidend und lachte spöttisch. „Wer hat doch gleich wen mit dem Zauberstab in der Hand aufgesucht und dann auch gleich den des anderen entwendet?"

Er kam langsam auf sie zu und lächelte salbungsvoll, betrachtete dann ihren Zauberstab. „Ein schönes Stück, ganz wie seine Besitzerin. Sieht allerdings edler aus, als er ist, hm? Auch etwas, das er mit der Besitzerin gemein hat." Sie presste die Zähne aufeinander und fauchte leise, was ihn zu einem Schmunzeln animierte. „Oh. Entschuldige. Ich wollte dich nicht kränken...", sagte er gespielt bedauernd. „Aber du bist doch ein Schlammblut. Oder etwa nicht?", setzte er fordernd hinzu und sah sie scharf an. Zeitgleich spürte sie einen Schmerz in ihrem Kopf, auch wenn er noch nicht allzu heftig war.

Ihre Lider flatterten und sie funkelte ihn wütend an, während sie ihren Kopf zu leeren versuchte und die Regale festigte. „Er kann es nicht lassen...", presste sie hervor und wich dem Blick dann aus. Nicht, weil er ihr Angst machte – naja, vielleicht ein wenig – sondern weil es ihm dann schwerer fallen würde, in ihren Geist zu dringen. Er überwand den letzten Schritt zwischen ihnen und packte sie am Kinn, hob ihr Gesicht dem seinen entgegen. „Sieh mich an, kleine Avessa!", zischte er und seine Augen bannten die ihren, deren Pupillen sich weiteten, als Bilder vor ihrem inneren Auge vorbeizogen und zeigten, dass er es hineingeschafft hatte. Wie immer...

„Was verbirgst du, du kleines Miststück?", murmelte er und seine Augen hielten die ihren weiterhin gefangen, während seine Finger sich fester um ihr Kinn krampften und Abdrücke an ihren Wangen hervorriefen. Bilder ihrer Familie huschten vorbei. Alaric, Elijah, Streit zwischen ihnen und dann... „Nein!" rief sie und ihr Schild flammte auf, stieß ihn im gleichen Moment zurück, als er aus ihrem Geist geworfen wurde. Dennoch befürchtete sie, dass er sich gesehen hatte. Ihren Vater. Sie sah ihn misstrauisch an und zuckte leicht, als er sie erneut wütend packen wollte, aber am Schild abprallte. Verwirrung zeigte sich in seinen Zügen. „Was...", begann er und sah automatisch auf ihren Zauberstab, der immer noch in seiner Hand lag.

𝒜𝒞 - Alles zu seiner ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt