Remus
Sie hatte die Arme um sich geschlungen und eilte mit energischen Schritten den Gang in Richtung Schulleiterbüro entlang. Remus ging ein Stück hinter ihr und betrachtete sie nachdenklich. Das Zusammentreffen mit Snape beschäftigte ihn stark. Weil es sie beschäftigte. Und zwar massiv. Sie war wütend geworden, aber letztlich...schien sie verletzt zu sein. Und verletzen konnten einen nur Menschen, die einem wichtig waren. Remus' Wangenmuskel zuckte. Wie konnte Snape ihr wichtig sein? Er, Remus, hatte ihre Verbindung zu dem Slytherin vor seinen Freunden immer verteidigt, ihnen immer wieder gepredigt, es sei eine reine Arbeitsgemeinschaft und dass sie die Schlange vor ihnen verteidigte lag einfach daran, dass sie ein großes Gerechtigkeitsempfinden hatte.
Aber das eben...deutete auf etwas ganz Anderes hin. Und das gefiel ihm gar nicht. Überhaupt nicht. „Na sag schon, Remus...", kam es mit fast ruppiger und leicht rauer Stimme von ihr, auch wenn sie sich nicht umsah. Er schloss zu ihr auf und schüttelte den Kopf, ebenfalls auf den Weg vor ihnen blickend. „Das geht mich nichts an, Avessa.", sagte er ruhig und sie blieb stehen, starrte ihn mit großen Augen an, die verdächtig glänzten, wie er fand. Ihr Blick war verletzlich und er spürte, wie der Ärger auf sie und die Situation zusammenbröckelte und seinem Beschützerinstinkt Platz machte. Er seufzte und blieb ebenfalls stehen. „Was ist?", fragte er und sie hob die Handflächen nach oben. „Was soll das, Remus? Seit wann ‚geht es dich nichts an', was ich tue? Bei dir bedeutet das nämlich entweder, dass du sauer bist, oder dass du dich nicht mehr für mich...naja...interessierst...also...na weil ihr sonst immer...ach, fu- Salazar!" Sie fauchte und verschränkte ihre Arme, auf den Boden blickend.
Er musste schmunzeln und sein Blick wurde weich. „Aber es geht mich doch wirklich nichts an, Kleines.", sagte er sanft und sie sah unsicher zu ihm auf. Wieder einmal bemerkte er, dass sie sich ihm gegenüber immer weniger zusammenriss, oder versuchte, ihre Gefühle zu verbergen. Oder er wurde nur besser, ihre Miene zu lesen, denn eigentlich war diese ruhig und unbewegt. Aber der Glanz in ihren silbrigen Augen... Er legte unwillkürlich eine Hand an ihre Wange. „Ich bin nicht sauer. Die Begegnung eben hat mich nur überrascht.", sagte er wahrheitsgemäß und doch ausweichend.
Ihr Blick sagte ihm deutlich, dass sie Letzteres bemerkt hatte und er schnitt eine Grimasse, bevor er wieder ernst wurde. „Du musst zugeben, dass er sich mehr als eigenartig benommen hat. Es war fast, als sei er..." Remus zögerte, weil es ihm eben erst klar geworden war, dass es so war und er es nicht unbedingt benennen wollte. „Als sei er was?", fragte Avessa irritiert und er atmete tief durch. Dann sah er ihr fest in die Augen. „Als sei er eifersüchtig, Avessa."
In ihren Augen sah er es kurz überrascht aufblitzen, bevor ein leicht bitterer Zug sich erneut auf ihre weichen Züge legte. „Das ist er.", sagte sie schlicht und Remus verschluckte sich. „Wie bitte?", keuchte er und sie lächelte schwach. „Beruhig dich, Remus. Nicht meinetwegen." Täuschte er sich, oder wirkte sie deswegen...enttäuscht? Verwirrt? Er schüttelte innerlich den Kopf, dann rastete der Gedanke in ihm ein und er schlug sich vor die Stirn. „Lily und James.", sagte er und fühlte sich, als sei er der dümmste Mensch der Welt. Seine Gedanken bezüglich Avessas Reaktion wurden von seiner Erleichterung über die Erkenntnis der so offensichtlichen Tatsache verdrängt, dass Snape natürlich nach gestern Abend einen extra Hass auf James und alle, die zu ihm gehörten, haben würde.
Sie nickte und sah schmunzelnd zu ihm auf. „Was hast du denn gedacht?", fragte sie lachend und schüttelte den Kopf und er stimmte mit ein. „Entschuldige...es war nur so skurril, ihn so zu sehen." Sie gingen weiter und bogen in den Gang ab, in dem Dumbledores Büro lag. Als sie vor den Wasserspeiern standen, sah er auf sie hinab. „Zumal es nicht sehr abwegig ist, dass sich jemand in dich verguckt.", sagte er leise und wandte sich an die Wasserspeier. „Quirlige Laktitzschnecken."
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𝒜𝒞 - Alles zu seiner Zeit
Fanfiction𝐁𝐀𝐍𝐃 𝟒 Avessa Carrow. Jüngster Spross einer der ältesten reinblütigen Familien, der Unantastbaren Achtundzwanzig. Und eine Gryffindor. Das sechste Schuljahr beginnt und Avessa will nur noch weg. Denn der Dunkle Lord ist zurück und ihre Familie...