Kapitel 117

86 7 0
                                    

Remus

„Hier, iss was, Tatze. Mit vollem Magen sieht die Welt schon ganz anders aus." Sirius nahm James grinsend den Bagle ab. „Ja, Mom." Er lachte, als er den Blick seines Freundes sah und zuckte mit den Schultern. „Ach komm. Den Spruch hast du von deiner Mom." James musste auch grinsen und machte es sich auf dem Sessel bequem. „Das stimmt. Was aber nicht heißt, dass sie nicht recht hat!"

Die drei aßen schweigend und hingen ihren Gedanken nach. Als der erste Hunger gestillt war, seufzte Remus. „Was meint Ihr, macht Dumbledore jetzt?" Sirius und James sahen ihn fragend an. „Ich meine mit dem Orden. Den Malfoys. Snape!" Insbesondere der letzte Name ließ bei ihnen allen die Laune in den Keller sinken und Sirius' Knöchel knackten, als er die Hände zu Fäusten ballte. Remus zückte seinen Zauberstab. „Gib mal her." Er murmelte den Zauber und die Wunde an Sirius' Hand schloss sich, auch, wenn dieser es gar nicht zu bemerken schien. Remus bekam das Gefühl, dass er seine Künste sicher noch das ein oder andere Mal würde anwenden müssen.

„Ich schwöre euch, wenn er erneut einfach so auftaucht und tut, als sei er unschuldig, bringe ich ihn um!", knurrte Sirius auch schon und seine Freunde nickten. „Lass uns doch nachschauen.", meinte James und holte die Karte des Rumtreibers aus dem Schlafsaal. Sie breiteten die Karte auf dem Tisch aus und die drei beugten ihre Köpfe darüber, fanden den Slytherin aber nicht.

„Kein Wunder! Der traut sich sicher nicht mehr hierher!", murrte James und Sirius nickte, während Remus nachdenklich die Stirn runzelte. „Er kann nicht einfach seine Ausbildung schmeißen.", begann er und Sirius schnaubte fassungslos. „Moony! Seine Ausbildung?!" Auch James lachte hart auf. „Als ob er sich noch dafür interessieren würde!"

Remus zuckte mit den Schultern. „Natürlich tut er das. Das hat er immer. Daher denke ich, sollte er irgendeinen Möglichkeit finden, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen..." Sirius stieß einen unwilligen Laut aus. „Wie soll er das denn noch können?!" Remus wiegte den Kopf hin und her. „Naja...Wir haben keine Beweise, dass..."

„Remus!", rief James und funkelte ihn ebenso zornig an wie Sirius. „Was brauchst du denn noch für..." Remus wurde ebenfalls lauter und übertönte James, der innehielt. „Ich meinte sicher nicht, dass ich noch einen Beweis benötige! Ich meinte nur, dass wir, ganz objektiv gesehen, keine haben, dass er ebenfalls bei den Malfoys war. Noch, dass er derjenige war, der Avessa entführt hat. Und wenn sie nicht redet..."

Sirius' Augen weiteten sich. „Warum sollte sie nicht erzählen, was passiert ist?" Remus rollte mit den Augen. „Hör auf, dich zu benehmen, als würde ich dich oder sie angreifen. Ich will nur sagen, dass es immer noch sein kann, dass er versuchen wird, sich als unschuldig darzustellen. Avessa hat ihn schon einmal geschützt, weil sie nicht als Opfer dastehen wollte, hat Avery nicht gemeldet, weil sie nicht als Opfer dastehen wollte..."

Er sah die beiden bedeutsam an und Sirius schloss kurz entnervt die Augen. „Fuck, ich hasse es, wenn du mit sowas recht hast.", murrte er und seufzte dann, sich zurücklehnend. „Das kann wirklich sein. Aber gut, dann werden wir uns seiner annehmen." Sein Blick wurde düster und diesmal widersprach Remus nicht, sondern nickte. Wie James.

Den Rest des Abends planten sie den nächsten Tag, da sie nicht nur Avessa besuchen, sondern auch mit Dumbledore sprechen wollten. Die dunkle Seite um Voldemort hatte sich gewissermaßen entblößt, waren deutlich in persona aufgetreten, weshalb es nicht unwahrscheinlich war, dass nun etwas passieren musste seitens des Ordens.

Doch leider war dies nicht möglich, schien der Schulleiter – nicht ganz überraschend – nicht vor Ort zu sein und so mussten sie abwarten, dass er zu ihnen kam. Snape tauchte ebenfalls nicht auf und Remus war gespannt, wie es am ersten Schultag wohl sein würde. So verbrachten sie die meiste Zeit bei Avessa, die Madam Pomfrey einfach nicht gehen lassen wollte.

Doch anders, als sonst widersprach Avessa ihr nicht, als sei es ihr egal - oder als würde sie es begrüßen. Besonders Sirius bereitete ihre Art Sorgen. „Sie verarbeitet unangenehme oder schlechte Dinge doch sonst so gut.", meinte er, als sie mal beim Essen saßen und stocherte in seinem herum. Remus schüttelte den Kopf. "Sie verdrängt normalerweise nur, Tatze. Und wahrscheinlich kommen nun auch diese Dinge wieder hoch, jetzt, wo ihre Abwehr schwach ist."

Denn auch Remus hatte bemerkt, wie schnell Avessa ermüdete, insbesondere, wenn sie zu dritt bei ihr waren, und er schob es darauf, dass die Todesser sicher stark an ihren mentalen Mauern gezerrt hatten.

Einen Tag vor dem Ende der Weihnachtsferien, Avessa war nun den dritten Tag zurück, hatte Sirius sie darauf angesprochen. Er hatte es bewusst zu einem Zeitpunkt getan, an dem sie alle drei Avessa besuchten, die zwar immer noch blass, aber dennoch kräftiger wirkte als bisher. Neben ihrem Bett stand die Tasche mit ihren Schulsachen und einigen Büchern - natürlich.

Remus hatte sie ihr gebracht für den Fall, dass sie sich langweilte und er sah, wie Sirius bei dem Anblick der Schultasche lächeln musste. Er fing Avessas Blick ein, die das Lächeln leicht erwiderte und atmete einmal durch, wie, um sich Mut zu machen. "Kätzchen...", begann er und sein Daumen streichelte über ihre Hand, die in seiner lag. Schon straffte sie sich und ihr Blick wurde misstrauisch, auch, wenn ihm weiterhin die Schärfe von sonst fehlte.

"Was...?", fragte sie leise. "Wir... Ich habe mich gefragt, ob du darüber reden möchtest, was..." - "Nein.", unterbrach sie ihren Freund direkt und ihr Gesicht wurde ausdruckslos. Sirius seufzte. "Aber es hilft, wenn..." - "Ich habe 'Nein' gesagt, Sirius.", erwiderte seine Freundin kühl und entzog ihm die Hand, die Finger mit denen der anderen verschränkend. Sirius warf Remus einen hilfesuchenden Blick zu und dieser nickte, hatten sie abgesprochen, dass er übernehmen sollte.

"Avessa..." Doch weiter kam er nicht. "Ich meinte es ernst, Sirius und nicht 'Lass Remus lieber fragen, dem erzählt sie eh alles'.", kam es schon ein wenig schärfer von dem Mädchen, das dadurch gleich lebendiger wirkte und Remus musste ein Lachen unterdrücken. Er räusperte sich. "Es geht mir nicht darum, dass du mir etwas erzählst, Avessa." Sie sah leicht entnervt zu ihm, unterbrach ihn aber nicht direkt wieder. Remus witterte seine Chance und sprach weiter.

"Du darfst so heftige Gefühle nicht wegschieben. Das macht dich krank, Avessa. Lass den Ärger, die Wut, Hass oder Angst raus -..." Er merkte, dass er etwas Falsches gesagt hatte und hielt inne, während sie kurz die Augen schloss. "Ich habe keine Angst, Remus! Und ich muss auch keine ungeweinten Tränen oder verdrängten Gefühle rauslassen. Was ich aber muss, was ich ständig muss, ist, eure zu ertragen! Und das ist so anstrengend! Ich wünschte, ihr würdet mir einfach meine Ruhe lassen!"

Remus wollte etwas erwidern, doch legte ausgerechnet Sirius ihm eine Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf. "Lass gut sein, Moony." Er erhob sich und gab seinen Freunden ein Zeichen, es ihm gleich zu tun. "Tut uns leid, Avessa.", sagte er und sie sah zu ihm. In ihren Augen konnte Remus sehen, wie weh ihr das alles tat, doch schien sie es nicht ändern zu können.

Also wollte wohl Sirius die Sache ändern, die er dazu beitragen konnte, dass es ihr besser ging. Auch, wenn es bedeutete, nicht bei ihr zu sein. Sein Respekt vor Sirius wuchs und er lächelte, hatte er seinen Freund nie so erlebt. Avessa schien ihm wirklich viel zu bedeuten. Keine Überraschung, oder? Eigentlich nicht, nein. "Aber lange kann ich das nicht.", brummte Sirius und lächelte ihr leicht zu, bevor er mit James und Remus, die sich schnell verabschiedeten, den Rückzug antrat.

𝒜𝒞 - Alles zu seiner ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt