Kapitel 83

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Die Tage vergingen ohne große Ereignisse, unter anderem wohl auch, weil Avessa Severus aus dem Weg ging. Sie achtete darauf, dass er nicht bei den Tränken war, wenn sie nach ihnen sehen wollte und nachts, wenn sie nach ihrer Mitternachtsableitung sah, war Remus dabei. Sie hatte es mit Sirius versucht, aber nachdem sie fast ihre Tränke umgekippt hätten, als sie...uhm...sich näher kamen, hatte sie sich entschieden, nur noch Remus mitzunehmen – eigentlich wäre sie am liebsten ganz allein gegangen, aber das ließen ihre Freunde nicht mehr zu. Lustigerweise war es besonders James, der ihr über den Mund gefahren war, als sie wütend auf ihrer Selbständigkeit beharren wollte.

„Vergiss es, Avessa. Wir werden dich nachts nicht mehr allein hier rumlaufen lassen. Entweder du nimmst einen von uns mit, oder du lässt es." Er war es auch, der ihr die Karte des Rumtreibers auslieh, damit sie immer nachschauen konnte, wo sich Severus gerade rumtrieb. Sie grummelte, als sie an das Gespräch mit ihm dachte und rührte langsam in dem Kessel. Remus, der hinter ihr an einem Tisch lehnte, schmunzelte. „James?", vermutete er und sie sah kurz schuldbewusst und mit etwas roten Wangen zu ihm. „Hm...", gab sie unbestimmt von sich, doch er lachte leise.

„Er meint es gut, Avessa. Wir machen uns eben Sorgen um dich und du musst zugeben, dass das nicht grundlos ist." Sie schnaubte nur leise, konzentrierte sich dann aber lieber auf ihren Trank, der nun endlich weiterverarbeitet werden konnte. Severus hatte sie nicht im Schloss ausmachen können, weswegen sie davon ausging, dass er in Hogsmeade oder – wurks – bei den Malfoys war. Aber ihr war es egal. Hauptsache, er war nicht hier. Sie war immer noch ein wenig wütend wegen ihres letzten Gesprächs und dass er sie im Krankenflügel ‚besucht' hatte, war für sie mittlerweile sicher.

Die Enttäuschung darüber saß tief, auch wenn sie versuchte, diese Gefühle zu verbannen. Ja, sie hatte eine leichte...Schwäche für ihren Professor... Oh, Merlin, was dachte sie da nur? Das war...Monate her und...eigentlich stimmte das auch gar nicht mehr...sie mochte einfach seinen Unterricht und...und...die Art, wie er... Salazar, hör auf, so zu stammeln! Niemand außer dir hört dich! Blut schoss ihr in die Wangen und sie atmete unauffällig tief durch, während sie den Trank vorsichtig in Phiolen abfüllte, die sie an verschiedenen Orten aufbewahren wollte, um zu sehen, wie die Lichtverhältnisse während der letzten Phase - der Lagerung – auf den Trank wirken würden.

Du kannst nicht abstreiten, dass er es immer geschafft hat, dich aus dem Konzept zu bringen und dass er sich dafür, dass du eine Gryffindor bist, viel zu oft mit dir auseinandergesetzt hat. Sie erstarrte. Wo kam das denn plötzlich her? So einen Unsinn dachte sie nur, weil sie sauer auf Severus war und deswegen über ihn nachdachte. Aber er war nicht ihr Professor! Wie oft musste sie sich das noch sagen? Bei den anderen hatte sie nicht die geringste Schwierigkeit, sie als eigenständige Personen zu sehen – Nein, das hast du sehr offensichtlich nicht..., meckerte ihre innere Stimme und schickte ihr einige sehr eindeutige Bilder von sich und Sirius...und von sich mit Sirius. Avessas Wangen brannten noch stärker und sie zog unbewusst ihre Schultern an.

„Na, woran denkst du?", fragte die amüsierte Stimme von Remus, der ein wenig unruhig zu werden schien. Avessa sah zu ihm und lächelte sanft. „Wann ist es soweit?", stellte sie die Gegenfrage und stellte die Phiolen an ihre Plätze. Remus schien erst ein wenig verwirrt, doch sah er dann auf sein zitterndes Bein und lächelte ein wenig beschämt. „In vier Tagen muss ich in die Hütte." Avessas Augen weiteten sich. „Aber das ist an Weihnachten!", sagte sie traurig und er neigte lächelnd den Kopf.

„Ich wusste nicht, dass dir die Tage wichtig sind.", sagte er und sie hob verlegen eine Schulter, seinem Blick ausweichend. Er schmunzelte und nahm ihre Hand, zog sie dichter zu sich, sodass sie zwischen seinen lang von sich gestreckten Beinen zum Stehen kam. „Hm?", brummte er auffordernd und sie seufzte. „Sind sie eigentlich auch nicht...", gab sie leise zu und suchte dann von unten her seinen Blick. „Aber es wäre das...naja, das erste Mal, dass ich Weihnachten mit...Freunden verbringe." Ihre Stimme wurde noch leiser und sie spürte, wie eine Woge aus Mitgefühl Remus durchzog, die aber schnell durch starke Zuneigung ergänzt wurde.

𝒜𝒞 - Alles zu seiner ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt