𝒜𝒞 - Alles zu seiner Zeit

Kapitel 85

Avessa

Eigentlich sollte sie sich nicht so sehr darüber freuen, dass Sirius und seine Eltern sich überworfen hatten, aber – sie hatte sich so auf Weihnachten mit ihren Freunden gefreut und...naja, Sirius war eben noch ein klein wenig mehr, als ein Freund. Ein klein wenig, uh? Sie spürte, wie Hitze in ihr Gesicht kroch, als die Schmetterlinge in ihrem Magen ihr deutlich zeigten, wie viel ihr der junge Black bedeutete. Salazar, sie war wirklich eine Reinblüterin, dass es ihr so rein gar nichts auszumachen schien, wie nah sie verwandt waren!

Sie führte ihre kalten Hände an ihre brennenden Wangen und nagte an ihrer Unterlippe. Es passte ihr sehr gut, dass James in die Winkelgasse wollte, da sie sie unbedingt hatte sehen wollen. Und vielleicht würde sie dann auch für alle drei Freunde ein Geschenk finden. Sie hatte zwar kaum Geld, aber vielleicht würde es für Kleinigkeiten reichen. Etwas Großes durfte es eh nicht sein, da sie sich sonst vielleicht doch fragen würden, woher es stammte. Also..., wenn sie nicht mehr hier war und der Zauber die Erinnerungen an sie verbarg...

Es klopfte an der Tür zu ihrem Schlafsaal und sie runzelte die Stirn. Wer sollte das sein? Sie erhob sich und strich über ihre Kleidung, nahm ihren Mantel, da sie eigentlich eh schon längst bei den Jungs im Gemeinschaftsraum hätte sein sollen und öffnete ihre Tür. Bei dem Anblick von Remus riss sie Augen und Mund auf. „Wie...", fragte sie und er grinste nur. „Na komm endlich.", sagte er und schlenderte die Treppe hinab, während sie ihm fassungslos folgte. „So nicht, Remus.", sagte sie streng, als sie im Gemeinschaftsraum ankamen. Sirius und James, die in ihre Mäntel gehüllt und auf Sessellehnen hockend bereits auf sie warteten – und unverschämt gut aussahen – Konzentration, Carrow! – sahen grinsend zu ihnen.

„Remus Lupin, wie kann es sein, dass du einfach so zum Mädchenschlafsaal kommst?", fragte Avessa streng und schritt die letzten Stufen hinab. Remus drehte sich um und grinste. „Vertrauensschüler dürfen das eben." Sie sah ihn empört an. „Wie...wie unhöflich! Ich meine, nur weil jemand Vertrauensschüler ist, heißt das doch nicht, dass..." Sirius lachte und stieß sich vom Sessel ab, nahm Avessa bei der Hand. „Komm, Kätzchen, lass ihn leben. Er ist ja nicht reingekommen. Oder, Moony?", fragte er scharf an Remus gewandt, der lachte. „Keine Bange, Tatze, bin ich nicht. Und wenn, dann hätte ich sie eh vollkommen angezogen erwischt."

Avessa schüttelte immer noch etwas entrüstet den Kopf, doch zog Sirius sie grinsend aus dem Gemeinschaftsraum. James und Remus folgten ihnen und sie machten sich auf den Weg zu dem Büro des Schulleiters. „Dann kann ich ihn auch gleich mal fragen, warum Remus in den Mädchenschlafsaal darf. So als Kerl.", sagte Avessa mit verstecktem Schmunzeln und wie erwartet, schnaubten die Jungs. „Als ob du Remus unterstellen würdest, das auszunutzen.", grinste Sirius und Avessa sah nachdenklich zu Remus, der sie bei dem Blick nun seinerseits sprachlos ansah.

Ein Lachen entkam ihr. „Oh, nun schau nicht so, Remus!", sagte sie kichernd, doch er zog nur eine Augenbraue hoch. Avessa wurde ernst. „Hey, ich denke wirklich nicht, dass du sowas machen würdest...ich meine...was? Warum muss ich das überhaupt sagen? Wir alle wissen, dass du nicht der Typ dafür bist. Und ich denke auch, dass es deswegen erlaubt ist, weil eigentlich die meisten Schüler, die Vertrauensschüler werden eben auch vertrauenswürdig sind, aber...naja...es gibt...uhm...sicher auch andere..."

Ihre Stimme verlor sich und sie sah verbissen geradeaus. Verflucht, was sollte das denn jetzt? Sie hatte das Gespräch nicht auf Avery bringen wollen, aber er war ihr eben direkt in den Kopf gekommen. Sie konnte die Verwirrung und Neugierde der Jungs spüren...und Erkenntnis. Von allen. Ihr entsetzter Blick huschte kurz zu Remus. Er hatte es verraten. Sie spürte einen Stich, dass er ihr Vertrauen missbraucht hatte, doch zum Glück kamen sie bei den Wasserspeiern an, bevor irgendeiner etwas sagen oder fragen konnten. Sie räusperte sich und sah zu den Steinfiguren auf. „Wir würden gern zu Professor Dumbledore, wenn es möglich ist...?", versuchte sie ihr Glück und wie schon beim letzten Mal, öffnete sich der Gang zur Wendeltreppe, die zum Büro führte.