𝒜𝒞 - Alles zu seiner Zeit

Teil 67

Severus

Der Spott in seinen Augen wurde stärker, als er sich mittiger aufstellte, sodass sie nicht gleich durchkam. „Fluchen geziemt sich aber nicht für eine reinblütige junge Dame, Avessa.", sagte er sarkastisch und sie schnaubte. „Ich weiß ganz genau, was sich geziemt und was nicht, Severus und ich habe dir schonmal gesagt, dass jeder eben die Behandlung erfährt, die er verdient, egal, was meine Erziehung sagt! Zumal du es nach eben jener nicht wert wärst, dass ich dich unbedingt höflich behandele! Also sei froh, dass ich anders bin!" Er zählte innerlich bis drei und sah, wie ihre Augen sich plötzlich erschrocken weiteten, als ihr klar wurde, was gerade gesagt wurde. Erstaunlicherweise blieben ihre Gedanken völlig stumm, als wären auch diese im Schockzustand. „Du...warum hast du das gesagt, Severus?"

Ihre Stimme klang so hell. Verletzlich. Er biss die Zähne zusammen. So sollte und wollte er nicht über sie denken. Erst ihr Schmunzeln, das Lachen, das Vertrauen in ihn, das sie aus irgendeinem Grund zu erfüllen schien. Das war ebenso falsch wie, dass er darauf achtete, ob ihre Stimme verletzlich klang. Verflucht, sie würde das Treffen mit dem Dunklen Lord nicht überleben. Sie hatte ein zu weiches Herz, sich ihm anzuschließen, zu hochtrabende Vorstellungen von Moral. Und er musste das akzeptieren. Es musste ihm egal sein, ob sie leben oder sterben würde. Ob sie leiden würde, wenn ER sie befragte.

„Severus?", erklang erneut ihre leise Stimme und er stieß ein frustriertes Knurren aus, als die Wut auf Avessa schlagartig wieder aufflammte. Sie brachte ihn völlig durcheinander. Wer war sie schon, dass sie die Macht dazu hatte?! Wer war sie, sich zu erdreisten seinen Platz an der Seite des Dunklen Lords zu gefährden? Er würde Lucius fragen, ob man es vorziehen könnte. Wer wusste schon, wie lange sie noch bleiben würde? Wenn sie in ihre Zeit zurückkehrte, denn von einer Zeitreise war er mittlerweile überzeugt, wäre die Chance, alles von ihr zu erfahren, verschwunden. Und hier in Hogwarts würde er sie nicht adäquat befragen können.

Sein Blick richtete sich auf sie und er zuckte mit den Schultern. „Was habe ich denn gesagt, Avessa?" Sie schien erleichtert, als er endlich antwortete, doch runzelte sie die Stirn und ihr Blick war forschend. Er versuchte, sich soweit wie möglich abzuschirmen, doch waren seine Gefühle für sie wohl nicht unbemerkt geblieben und so straffte sie sich und sah ihn auffordernd an. „Lass mich endlich durch.", verlangte sie dumpf und er trat beiseite. Als sie an ihm vorbeiging, hielt er sie am Arm fest und neigte seinen Mund an ihr Ohr. „Wir wissen beide, dass du lügst, was deine Herkunft angeht, aber das ist deine Sache, nicht meine, Leary."

Ihr Blick schnellte zu ihm und erneut taxierte sie ihn forschend. Er bemühte sich um einen festen Blick und auf sichere Gefühle, damit sie nicht auf die Idee kam, er würde lügen. „Du siehst im Übrigen wunderschön aus." Er ließ sie los und ging seinerseits in den Saal zurück, hörte am Tenor der Gedankenfetzen, dass er sie zutiefst verwirrt, aber nicht abgelenkt hatte.

∾

Avessa

Was war das eben gewesen? Was wusste er? Warum konnte sie ihn nicht einschätzen? Mal machte er ihr Angst und dann wieder hatte sie das Gefühl...ja. Was eigentlich? Ihr Blick flirrte unsicher durch die Gegend.

„Avessa!" Sie drehte sich zu der Stimme und sah Remus mit besorgtem Ausdruck im Gesicht auf sie zukommen, dessen Blick kurz zur Großen Halle schweifte. Seine warme Hand legte sich an ihren Oberarm und schon waren seine Augen wieder auf sie gerichtet. „Du hast Gänsehaut, Avessa. Was ist los? Hat er dir etwas getan?" Sie spürte seine Sorge und Anspannung, was nicht hilfreich war, da es ihre eigenen Gefühle verstärkte. Sie sah aus großen Augen zu ihm auf und spürte sie brennen. „Er weiß es, Remus.", wisperte sie und seine Stirn verzog sich. „Er weiß was, Avessa?", fragte er scharf und sie schluckte, sah dann stumm zu ihm auf.