Severus
Er hatte die Halle verlassen, kaum, dass Black begonnen hatte, sie abzuschlecken und erneut war die Wut aufgelodert. Sie benahm sich immer mehr wie alle Mädchen in diesem Schloss, die sich weniger um ihre schulische Ausbildung sorgten als vielmehr um die Befriedigung ihrer Libido...und um die diverser Typen. Hatte er kurz angenommen, sie sei anders? Besonders gar? Sicher nicht. So war es auch nicht weiter schlimm, was er vorhatte.
Lucius und er hatten gestern noch miteinander gesprochen und beschlossen, dass sie nicht warten sollten. Das Risiko war zu groß, dass sie entweder wieder verschwand oder alles vergaß. Wie sie allerdings ihr Wissen behalten sollten, selbst wenn sie es schafften, alles aus ihr herauszubekommen, war etwas Anderes. Lucius hatte gestern begonnen, die Bibliothek seiner Familie zu durchforsten auf der Suche nach einem Zauber, der sie eventuell vor jenem Dumbledores schützen könnte.
Als sie die Große Halle verließ, konnte er ein triumphierendes Lächeln nicht unterdrücken, denn sie war allein. So folgte er ihr und als sie zum Portal hinausging, schüttelte er den Kopf. Sie machte es ihm fast schon zu einfach.
Ihren inneren Monolog verfolgte er mit immer stärkerem Vergnügen. Sie war wirklich anders, als andere. Hattest du ihr das nicht eben noch abgesprochen? Er knurrte leise und folgte ihr durch das Portal. Das war nicht dasselbe. Er hörte die skeptische Stille seines Unterbewusstseins mehr als deutlich und kam nicht umhin, erneut die Parallelität zwischen ihm und Avessa zu bemerken, was den inneren Disput anging. Oder der ihre war ansteckend, das war natürlich auch möglich.
Er blieb stehen und beobachtete sie, wie sie mit ausgebreiteten Armen über den Schnee nachdachte und wie ein kleines Mädchen aufgeregt quiekte, bevor sie in Richtung See aufbrach. Warte...was hatte sie da gerade gedacht? Was war viel zu selten geworden? Im Wald herumzulaufen? Er schüttelte den Kopf. Das würde sie heute sicher nicht tun. Das war eh viel zu gefährlich. Doch würde ein geplanter Tag im Wald ihre Freunde davon abhalten, sie zu suchen. Und heute Abend wäre sie wahrscheinlich schon wieder da. Oder auch nicht, man würde sehen.
Er sah ihr bei ihrer schnippischen Antwort schmunzelnd nach. Sie hatten nichts zu bereden? Oh, das sah er anders. So schloss er zu ihr auf und betrachtete sie, die tatsächlich lieber in ihrem dünnen Schulumhang in der Eiseskälte umherging, als das Risiko einzugehen, er würde schlecht von ihr denken...oder eher sie für schwach halten. Es war ihr wirklich unglaublich wichtig, stark und eigenständig zu erscheinen. Nun, im Manor würde es warm sein. Wahrscheinlich.
Das leicht unwohle Gefühl unterdrückend, welches latent in ihm grummelte, warf er erneut einen Blick um sich. Es war außer ihnen niemand zu sehen und ihre Freunde dürften wohl noch in der Großen Halle sein. Dennoch wartete er, bis sie am See angekommen waren und ein wenig von den kargen Zweigen der Weide verborgen waren. Avessa schien nervös zu sein und warf ihm einen bohrenden Blick mit gerunzelter Stirn zu. Scheinbar hatte sie etwas an ihm gespürt. Zu spät.
„Also, Severus, was...", begann sie, doch er hatte seinen Stab bereits in der Hand und deutete auf sie. „Dormite.", raunte er und fing sie auf, als sie zusammensackte. Er bettete sie vorsichtig auf den Boden, neben ihr kniend und warf noch einen Blick umher, bevor er mit tonloser aber fester Stimme nach Dobby rief. Es knallte und der kleine Hauself der Malfoys stand neben ihm. „Master Lucius sagte, ich soll auf den Ruf von Euch hören und..." Seine Augen weiteten sich entsetzt, als er Avessa erblickte. „Oh, was ist mit der jungen Miss passiert, Sir? Soll Dobby sie zur Heilerin bringen?"
Seine Ohren wackelten und er schien wirklich besorgt. Severus verspürte einen leichten Druck auf der Brust, doch atmete er ihn weg und schüttelte den Kopf. „Nein, sollst du nicht. Sie schläft nur. Und nun bring uns bitte zu deinem Herrn. Und rede mit niemanden außer den Malfoys darüber, verstanden?" Dobby sah erneut auf Avessa und zitterte leicht, doch nickte er dann unglücklich und nahm Severus' Hand. Seine andere legte er auf Avessas Arm und erneut knallte es.
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𝒜𝒞 - Alles zu seiner Zeit
Fanfic𝐁𝐀𝐍𝐃 𝟒 Avessa Carrow. Jüngster Spross einer der ältesten reinblütigen Familien, der Unantastbaren Achtundzwanzig. Und eine Gryffindor. Das sechste Schuljahr beginnt und Avessa will nur noch weg. Denn der Dunkle Lord ist zurück und ihre Familie...