Teil 61

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Avessa

Die Tage vergingen und sie verbrachte die meiste unterrichtsfreie Zeit bei ihren Büchern – zumindest sobald sie ihre Hausaufgaben fertig hatte. Die Jungs sah sie daher etwas seltener und als sie zum wiederholten Mal weder zum Mittagessen, noch zum Abendbrot aufgetaucht war, war es Remus anscheinend zu viel. Er kam zu ihr in die Bibliothek – die ausgeliehenen Bücher hatte sie bereits wieder zurückgebracht – und packte sie wortlos beim Arm, zog sie aus dem Stuhl und hinter sich her, sodass sie kaum Zeit fand, ihre Sachen zusammenzuraffen. „Remus!", zischte sie und umklammerte hastig ihre Notizen, wobei ihre Feder und die offenen Bücher zurückblieben. „Ich kann das nicht so zurücklassen. Remus sah sie nicht an. „Doch. Ich habe Madam Pince Bescheid gegeben." Er zog sie weiter hinter sich her und langsam wurde sie wütend, da jeder Befreiungsversuch unterbunden wurde.

„Remus, lass mich los! Was soll denn das?", herrschte sie ihn wütend an, doch auch jetzt sah er nicht zu ihr. „Du isst nichts. Das geht nicht.", sagte er und sie rollte mit den Augen. „Klar esse ich!", sagte sie empört und er drehte sich zu ihr, plötzlich im Schritt verharrend. „Achja? Wann das letzte Mal?" Sie zuckte zusammen, da sie nicht erwartet hatte, dass er das tun würde, und errötete. „Uhm...h-heute...?" Remus schnaubte. „Klar. Du warst vielleicht heute Morgen in der Großen Halle, aber hast die Nase in einem Buch gehabt und nach vielleicht zwei Löffeln warst du wieder weg. Mittags oder abends sieht man dich gar nicht mehr. Du siehst schlecht aus, Avessa und damit ist keinem gedient."

„Oh, wie charmant...", grummelte sie und er schnaubte, lief weiter in die Große Halle, sie immer noch hinter sich herziehend, als wäre sie ein bockiges Kind. „Verflucht, lass mich los, Remus!", zischte sie und Hitze stieg ihr in die Wangen, als sie sah, wieviel Aufmerksamkeit sie auf sich zogen. Sie packte ihre Pergamente fester, damit nicht auch noch etwas hinunterfiel und zog die Schultern an, während sie hinter ihm herging. Am Gryffindortisch drückte er sie neben Sirius auf die Bank, der grinsend aufsah. „Und ich hatte mich schon gefragt, wo du hin bist, Moony." James grinste ebenfalls. „Guter Fang, Moony.", sagte er respektvoll, während Remus sich neben ihr auf der Bank niederließ. Dicht neben ihr, als wolle er ihr keine Möglichkeit zur Flucht bieten.

Sie fluchte und knallte ihre Pergamente auf den Tisch, versuchte dann, sie zu ordnen. Remus griff nach ihnen und packte sie außer Reichweite neben sich auf den halb leeren Tisch. „Iss.", sagte er streng und ihr blieb vor Empörung der Mund offenstehen. „Remus Lupin, was denkst du, wer du bist?!", giftete sie ihn an und ihr Blick loderte vor Wut. Der Werwolf sah sie ruhig an. „Ich bin dein Freund, Avessa. Ein Freund, der sich Sorgen macht. Madam Pomfrey hatte schon vor einer Weile gesagt, dass du zu wenig isst und so süß ich es auch finde, wie du für etwas brennen kannst und wie tief du in deinen Büchern versinkst, bringt es keinem etwas, wenn du irgendwann umklappst."

Seine Stimme war warm und liebevoll und Avessa spürte, wie ihre Wut schwand, hatte sie dem nichts entgegenzusetzen. „Ach, verflucht, Lupin...ich hasse dich.", grummelte sie ein wenig kläglich und wurde mit einem breiten Grinsen und dem Gefühl tiefer Zufriedenheit belohnt, weil sie sich seinem Wunsch fügte. Avessa sah die anderen beiden giftig an. „Wagt es nicht, irgendwas zu sagen!", zischte sie und James und Sirius lachten leise. „Würde uns nie einfallen, Kätzchen.", sagte Sirius in gespielt ernstem Ton und James schüttelte zustimmend den Kopf. „Nein, nie. Wir hängen an unserem Leben...auch, wenn du wahrscheinlich zurzeit zu entkräftet bist, uns wirklich zu schaden...so ohne Essen...", setzte er stichelnd hinzu und lachte, als Avessa vor Wut knurrte.

„Ganz ruhig, Kätzchen. Töte ihn nicht. Denn auch, wenn du Hunger hast, er schmeckt bestimmt nicht.", setzte Sirius noch einen drauf und handelte sich daraufhin einen heftigen Schlag gegen den Oberarm ein. „Ihr seid Spinner.", grollte sie eingeschnappt und sah sich auf dem Tisch um. Zugegebenermaßen – wenn sie sich so umsah und den Duft der gebratenen Hühnerkeulen roch, den in Butter geschwenkten Reis, das gegrillte Gemüse, spürte sie schon recht deutlich das Loch im Magen und so legte sich ihre Wut allmählich. Auf das Knurren ihres Magens hin lachten die Jungs, ließen sie dann aber in Ruhe essen. Schließlich wollte keiner von ihnen eine Trotzreaktion hervorrufen, die offensichtlich kurz bevorstand.

𝒜𝒞 - Alles zu seiner ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt