Severus
Ihre Schreie waren voller Verzweiflung und gellend, kündeten von der Pein und den Schmerzen, denen Aaron sie aussetzte. Seine Augen leuchteten und auf seinem Gesicht lag ein grimmiges Lächeln. Severus wusste, das lag auch an dem Fluch selbst, hatte er wie der Imperius die Auswirkung, dass der Anwender von einem wahren Siegestaumel erfüllt wurde. Er ließ einen die Macht, die man in dem Moment über sein Opfer hatte, deutlich spüren und auskosten, was dazu führte, dass man es mehr genoss, besser ausführte und wiederum dadurch ein stärkeres Machtgefühl erhielt. Doch wusste er auch, wie lange Aaron darauf gewartet hatte, sie endlich vollständig in den Fingern zu haben. Insbesondere, nachdem Lucius sie ihm erneut vorenthalten hatte, die Tage...
Eine Bewegung neben ihm ließ ihn leicht den Kopf drehen. Lucius schien sich gerade wieder neben ihn zu stellen. War er weg gewesen? Severus runzelte leicht die Stirn und Lucius, der dies sah, lächelte schmal, lehnte sich zu ihm. „Nur Dobby...er lungerte hier rum und ich habe ihm sagen müssen, er soll verschwinden." Severus nickte fast unmerklich und wandte sich wieder seinem anderen Freund zu, der die Macht, die er über Severus' Mitschülerin hatte, voll auskostete.
Für Avessa bedeutete es immer längere und heftigere Schmerzen und der junge Slytherin konnte seine Augen nicht von dem so zerbrechlich wirkenden Körper abwenden, der sich unter Krämpfen auf dem Boden wand, zuckte und zitterte und erneut erklang ein Knacken, als eine oder vielleicht auch mehrere Rippen brachen – oder zumindest ein wenig verschoben wurden. Das Mädchen hustete Blut und er presste seine Lippen aufeinander. Sie sollte endlich aufgeben! Nichts konnte so wichtig sein! Wieso konnte sie es überhaupt? Er selbst ‚hörte' eh nichts von ihr, aber warum schaffte sie es, den Dunklen Lord aus ihrem Kopf herauszuhalten? Niemand schaffte es...nun...bisher. Er betrachtete sie. Wenn sie es schaffte...
Nachdenklich sah er von Aaron zum Dunklen Lord und wieder zurück zu Aaron, der den Zauberstab weiterhin auf Avessa gerichtet hatte, auch, wenn er ihn gerade nicht benutzte. Der Wunsch, seinen eigenen zu zücken, um Aaron zu entwaffnen überkam den jungen Slytherin mit einer Wucht, dass seine Finger zuckten. Aber das war natürlich Unsinn! Was der Dunkle Lord Avessa antat, ob selbst oder durch seine Anhänger, war unvermeidbar, solange sie nicht nachgab! Severus knurrte verhalten und die Wut auf das am Boden kauernde Mädchen wurde größer. Sie sollte endlich reden! Er wollte nicht, dass sie Zweifel in ihm säte an der Richtigkeit der Methoden des Dunklen Lords! Denn er spürte, dass sie es tat. Düster starrte er sie an und bemerkte daher nicht, wie ER nachdenklich zu ihm sah.
"Danke, Aaron...", erklang die kalte Stimme des Lords, die nicht laut war und doch in allem widerzuhallen schien. Severus erbebte ob dieser Macht und sah, wie alle anderen, zu ihm. "Severus...", säuselte der Dunkle Lord und Aufregung erfasste den Slytherin, der sich straffte und dann verbeugte. "Mein Lord?"
"Komm doch mal hier rüber... Schließlich hast du uns dieses Geschenk gemacht. Zugegeben ist es ein wenig widerspenstiger, als gedacht..." Severus wurde etwas kalt und sein Herz schlug schneller, doch versuchte er, sich nichts anmerken zu lassen, als er zu ihnen trat. "Nichtsdestotrotz...scheint sie es wert zu sein." In Severus wallte Stolz gepaart mit Aufregung auf. Sie wusste wirklich etwas! Und der Dunkle Lord hatte es erkannt! Hatte ihren und somit seinen Wert erkannt. Severus musste an sich halten, nicht selbstgefällig zu grinsen.
Die kalten rötlich schimmernden Augen, die ihm aus dem leicht verzerrt wirkenden Gesicht des Dunklen Lords entgegensahen, wanderten über das Gesicht des jungen Slytherin, hin zu der weiterhin am Boden liegenden Gryffindor, deren Atem flach und unregelmäßig ging und die nicht so aussah, als würden ihre immer noch zitternden Glieder sie tragen und erneut spürte Severus eine Welle aus sehr gemischten Gefühlen durch sich jagen.
Dann wurde ihm der Blick des Dunklen Lords bewusst und er bemühte sich um eine ausdruckslose Miene, zog automatisch seine natürlichen Mauern fester, die er hier eh nie gesenkt hätte. Fragend blickte er auf Ihn-dessen-Name-nicht-genannt-werden-durfte, der jovial lächelte. "Hilf deiner Mitschülerin doch bitte auf, Severus.", sagte er fast sanft und die Augenbraue des Slytherin hob sich kaum merklich, bevor er sich hinabbeugte und Avessa am Oberarm ergriff.
Natürlich rechnete er damit, sie würde sich sträuben – und natürlich tat sie es auch. Dieses sture Wesen entzog ihm zitternd, aber ruckartig den Arm und fauchte, die Stimme brüchig und Blut am Mundwinkel. Doch konnte er sich nicht mal darüber aufregen, dass sie seinem Ruf so schadete, klatschte Voldemort in die Hände und lachte kalt auf. "Wie überaus interessant...und...rührend...", zischte er und sah von dem Slytherin zu der Gryffindor, die sich gerade auf die Knie gekämpft hatte. Severus zog irritiert eine Augenbraue hoch. Rührend? Ein kurzer Blick zu Lucius zeigte ihm, dass es diesem nicht viel besser ging, schien auch er die Aussage nicht ganz zu verstehen.
"Du wirkst verwirrt, junger Freund.", sagte Voldemort kalt und blickte Severus durchdringend an. „Willst du mir sagen, du wüsstest nicht, was so interessant und rührend ist?", säuselte er. Severus Stirn umwölkte sich sehr leicht, hatte er keine Ahnung, was er sagen sollte. „Ich...", begann er, doch der Dunkle Lord unterbrach ihn, ging dicht zu ihm und die rotglühenden Augen huschten zwischen den schwarzen des jungen Slytherin umher, dessen Kehle trocken wurde. „Du willst mir sagen, du wüsstest nicht das Geringste von ihrer Verbindung?"
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𝒜𝒞 - Alles zu seiner Zeit
Fanfiction𝐁𝐀𝐍𝐃 𝟒 Avessa Carrow. Jüngster Spross einer der ältesten reinblütigen Familien, der Unantastbaren Achtundzwanzig. Und eine Gryffindor. Das sechste Schuljahr beginnt und Avessa will nur noch weg. Denn der Dunkle Lord ist zurück und ihre Familie...