Teil 72

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Avessa

Als Avessa zu ihnen trat, waren die beiden ganz in ihr Spiel vertieft und schienen sich nicht mal von den wüsten Auseinandersetzungen unter den Figuren aus der Ruhe bringen zu lassen. Sie schmunzelte und warf dann einen Blick auf das Spielbrett. Es sah gut aus für Remus, was sie nicht überraschte. Sie hatte selbst schon die Erfahrung gemacht, dass er wirklich gut spielen konnte. Quatsch nicht! Um dich zu besiegen muss man kein Virtuose im Schach sein. Sie kräuselte die Nase über den Kommentar, auch wenn er natürlich stimmte. Ihre innere Stimme war vielleicht nervig, hatte aber meistens recht.

„Na, was denkst du...wer gewinnt?", raunte ihr eine Stimme ins Ohr und der warme Atem kitzelte sie und ließ eine Gänsehaut über den Körper wandern. Ihre Lippen verzogen sich wie von selbst zu einem Lächeln und sie spürte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. Faszinierend, welch eine Auswirkung Sirius auf sie hatte. Sie spürte ihn deutlich dicht hinter sich stehen und ihre Nerven schienen zu brennen, in der Erwartung, dass er sie gleich berühren würde. Als dann seine Hand sich leicht in ihren Rücken legte, entglitt ihr ein kleines Seufzen und Sirius lachte leise, sich erneut zu ihr neigend. Sanft küsste er sie in die Halsbeuge und ihre Knie wurden schwach. Verflucht, die Stelle war gemein.

Sie atmete tief durch und trat einen Schritt zur Seite, sah ihn aus glühenden Augen vorwurfsvoll an, doch wurde sein Lächeln dadurch nur breiter – und selbstzufriedener. Der verdammte Kerl genoss es, diese Auswirkung auf sie zu haben. Sie schwach zu machen. Das spürte sie ganz genau. Beschwer dich nicht. Du liebst es auch, dass er diese Auswirkung hat...und dass er gern die Kontrolle hat... Ihre Stirn umwölkte sich leicht. Hatte sie eben noch gedacht, ihre innere Stimme habe meistens recht? Krötermist! Sie hatte keine Ahnung!

Sirius beobachtete sie amüsiert und sein Arm legte sich um ihr Taille. „Was ist los, Miss Leary? Sie fühlen sich doch nicht etwa unwohl in meiner Nähe?", fragte er neckend und sie spürte, wie ihr das Blut erneut in die Wangen schoss. Merlin, diese extremen körperlichen Reaktionen musste sie in den Griff bekommen, wenn sie jemals wieder eine ansatzweise annehmbare Maske haben wollte. So war sie viel zu durchschaubar! Dennoch...in seiner Gegenwart fühlte sie sich einfach...als dürfe sie mal loslassen. Er, Remus und James...sie verurteilten sie nicht und würden auf sie achten, wenn sie mal nicht alles unter Kontrolle hatte. Aber du bist ein Kontrollfreak, Vessa..., flötete ihre innere Stimme ungehört im Hintergrund.

Sie bemerkte, wie Sirius sie immer noch fragend anblickte und biss sich auf die Unterlippe, seinem Blick kurz ausweichend, um sich zu sammeln. Bei Salazar, sie konnte nach gestern in seiner Gegenwart noch weniger einen klaren Gedanken fassen, als sonst. „Natürlich nicht.", sagte sie sanft und sah mit einem Lächeln wieder zu ihm auf. „Ich bin es nur nicht gewöhnt..." Sie zögerte und er lächelte wissend. „Ich weiß, was du meinst, Kätzchen. Ich bin es auch nicht gewöhnt, so für jemanden zu empfinden...oder eine so...drastische Auswirkung zu haben...", fügte er leise und mit einem anzüglichen Ton in der Stimme hinzu, ihr tief in die Augen blickend.

Ihre Kehle wurde trocken und auch ihre Lippen fühlten sich durstig an, sodass sie kurz mit der Zunge darüberfuhr. Dass Sirius' Blick dieser Bewegung folgte und aufleuchtete machte es Avessa nicht leichter und ihr Körper stand immer stärker unter Spannung. Erst, als ihr leicht schwindelig wurde und James einen spöttischen Kommentar über sie beide losließ, dessen Bedeutung nicht zu ihr durchdrang, merkte sie, dass sie die Luft angehalten hatte und stieß sie kopfschüttelnd aus, ihren Blick endlich aus seinem lösend. Sirius zog sie dicht an sich und platzierte einen Kuss auf ihren Scheitel, während die Schachspieler sie schmunzelnd betrachteten.

„Neben Euch könnte Du-weißt-schon-wer einen Stepptanz aufführen und ihr würdet es nicht bemerken.", sagte James augenrollend und Remus lachte. „Und dazu singt er lautstark den Bowtruckle-Hustle." Als wäre es das erste, was wirklich zu Avessa durchdrang, blinzelte sie Remus verwirrt an. „Den was, bitte?", fragte sie und er sah sie überrascht an. „Na, das läuft die letzten Jahre rauf und runter im magischen Rundfunk." Dann schmunzelte er. „Aber gut zu wissen, dass es sich nicht über zwanzig Jahre halten wird." James und Sirius lachten, während Avessa immer noch irritiert zwischen ihnen umhersah.

𝒜𝒞 - Alles zu seiner ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt