Sirius
„Ihr könnt was?!" Sirius sah aufgeregt von einem zum anderen und James und Remus grinsten ihm ebenso nervös zu. „Ja! Mister Bardsley hat es eben sogar noch bestätigt! Und schau!" Remus öffnete die Uhr und der Zeiger des kleinen Kompasses sprang augenblicklich in eine Richtung – Westen. Erneut. Remus strahlte. „Per Luftlinie müsste..." Doch Sirius unterbrach ihn, war ihm der Gedanke direkt selbst in den Kopf geschossen.
„Natürlich! Wir brauchen Besen! Jetzt!" Remus und James blinzelten irritiert. „Warte, Tatze.", meinte James. „Die...Feier ist heute Abend...ist es nicht schlauer, einfach darauf zu setzen, dass sie im Malfoy Manor sein wird...? Wer weiß, wo die Uhr uns hinführt." Sirius brauchte eine Weile, zu verstehen, was James meinte, war er bereits beim Planen ihres Fluges. „Krone! Verflucht! Du sagst es doch selbst! Sie wird wahrscheinlich bei Malfoy sein. Wahrscheinlich! Nun haben wir die einzigartige Gelegenheit, das entweder zu bestätigen, oder aber ihren wahren Aufenthaltsort herauszufinden!"
Auch er ging davon aus, dass sie bei den Malfoys war, deutete auch die Aussage seines Bruders unmissverständlich darauf. Und eben deswegen war es so wichtig, sich nun zu beeilen, wollten sie noch vor der Feier hin- und zurückfliegen. Und für den anderen Fall – nun, dann waren sie wenigstens bei Avessa!
Er sah sich hektisch um und zog seine beiden Freunde dann in „Qualität für Quidditch", wo er sich drei Besen der Marke Nimbus 1000, die seit der Gründung der Firma Nimbus im Jahr 1967 als die besten Rennbesen der Welt galten, geben ließ. James runzelte die Stirn. „Soviel Dukaten habe ich nicht dabei, Tatze.", raunte er ihm zu, während der Verkäufer freudestrahlend die Besen holte und auch Remus wirkte, als würde er sich nicht wohl fühlen. „Außerdem dürfen wir nicht einfach fliegen..."
Sirius aber winkte ab und grinste dann zynisch. „Ich lasse es auf die Familie anschreiben. Meinen Ring habe ich noch und bin bisher nicht offiziell verstoßen – den Skandal wollten sich meine Eltern wohl sparen. Tja, ihr Pech, unser und hoffentlich auch Avessas Glück." Es zeugte von der guten Freundschaft der drei, dass keiner der beiden anderen mehr etwas sagte, sondern stumm die Besen in Empfang nahmen.
„Eine wirklich exquisite Wahl, Mister Black.", säuselte der Verkäufer anbiedernd und Gier funkelte in den wässrigen Augen des kleinen Mannes, der sicher eine Provision von seinem Chef erhalten würde, dass er die Besen verkauft hatte. „Darf ich Ihnen vielleicht noch die passende Quidditchausrüstung zeigen...", begann er, doch Sirius unterbrach ihn. „Die benötigen wir nicht, danke.", sagte er knapp und offensichtlich wirkte er genervt genug, dass der Verkäufer sein Glück nicht strapazieren wollte und nickte. „Wenn sie dann bitte ihr Siegel hier raufsetzen würden...?" Er hielt Sirius ein verzaubertes Kaufdokument entgegen, das den Abdruck des Siegelrings nehmen konnte, womit der Vertrag bindend wurde.
Ohne wirklich hinzusehen, drückte Sirius den Ring, den er aus den Tiefen seiner Tasche gezogen hatte auf das Pergament, welches kurz aufleuchtete und dem Verkäufer nun erlaubte, sich den Betrag von Gringotts auszahlen zu lassen. Das Pergament rollte sich in der Luft zusammen und verschwand, während der kleine Zauberer sich tief verbeugte. „Beehren Sie uns bald wieder, es war eine Freude..." Sirius nahm an, dass es immer eine Freude für einen Verkäufer war, etwas zu verkaufen, war aber schon zur Tür hinaus, bevor er wirklich lauschen konnte, ob das auch bei diesem Zauberer der Fall gewesen wäre.
Seine Freunde folgten ihm nach draußen und so bahnten sie sich zu dritt ihren Weg durch die Menge, zu einem Platz in einer Seitengasse, der groß genug war, richtig zu starten und versteckt genug, dass sie keiner sah. Denn leider war es ganz und gar nicht erlaubt, mitten in London auf seinen Besen zu steigen und ohne Desillusionierungszauber oder Ähnliches loszufliegen. Und den Dessillusionierungszauber beherrschten die drei noch nicht, auch wenn sie wohl die klügsten Köpfe waren, die Hogwarts zurzeit als Schüler beherbergte.
„Was schaust du denn so süffisant, Tatze?", fragte Remus und seine Stimme klang eher resigniert. „Wir dürfen hier nicht einfach losfliegen." Sirius sah zu seinem Freund, der nicht zum ersten Mal, seit sie das Geschäft betreten hatten, seine Bedenken wegen der Legalität ihres Vorhabens äußerte und seufzte. „Moony...du willst mir doch nicht ernsthaft sagen, dass du hier abbrechen willst, weil es ‚nicht erlaubt' ist?!", fragte er fassungslos und schloss seinen Umhang, schnürte den Schal enger.
Sein Freund biss sich auf die Lippe und tat es ihm kopfschüttelnd gleich. „Natürlich nicht, aber..." James, der bereits seinen Besen lässig neben sich schweben hatte, rollte mit den Augen. „Nichts, aber, Moony.", unterbrach er ihn und zog ein wie Wasser waberndes Stück Stoff aus seiner Tasche. „Damit wird uns keiner sehen. Und außerdem ist es jetzt schon fast dunkel, sobald wir weiter oben sind, sieht uns keiner mehr, ob nun Zauberer oder Muggel."
Sirius nickte zufrieden. Endlich einer, der wusste, wie wichtig es war, endlich loszukommen. Er schwang sich auf seinen Besen und auch Remus stieg auf, den Blick einmal um sich schweifen lassend. Er war deutlich nervös. „Wir passen da gar nicht alle drunter...", murrte er. „Zumindest ich kann nicht gut genug fliegen, die ganze Zeit eng bei Euch zu bleiben."
James und Sirius grinsten sich breit an und lenkten ihre Besen langsam links und rechts neben Remus'. „Überlass das mal uns, Moony.", sagte James und deutete auf die Uhr. „Und du sagst uns, wo es lang geht. Wie gesagt ist es eh gleich stockfinster, da wird uns auch ohne Tarnumhang keiner sehen." Remus nickte und öffnete die Uhr, sah dann auf und deutete vor sie. „Richtung Westen. Wie gehabt." James nickte zufrieden und warf den Umhang über sie, der ihre Beine nicht mehr ganz verhüllen konnte, war er einfach nicht dafür gedacht, drei Leute auf Besen zu verbergen. Doch reichte es sicher, in der Dämmerung unterzugehen.
So stießen sich die drei vom Boden ab und verschwanden in der Nacht.
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𝒜𝒞 - Alles zu seiner Zeit
Fanfiction𝐁𝐀𝐍𝐃 𝟒 Avessa Carrow. Jüngster Spross einer der ältesten reinblütigen Familien, der Unantastbaren Achtundzwanzig. Und eine Gryffindor. Das sechste Schuljahr beginnt und Avessa will nur noch weg. Denn der Dunkle Lord ist zurück und ihre Familie...