Teil 75

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Severus

Nachdem er sich nun erneut allein um ihre Tränke gekümmert hatte, ging er durch die Flure des völlig leise daliegenden Schlosses. Es war bereits nach Mitternacht, da einer ihrer Tränke es erforderte, bei Mondlicht weiterverarbeitet zu werden, doch war dieser zum Glück noch nicht so weit. Es war Avessas Ableitungsidee gewesen und er wollte, dass sie dabei war. Hauptsächlich natürlich, weil er gar nicht einsah, die Arbeit allein zu machen!

Er fröstelte leicht und zog seinen Umhang enger um sich. Es war wirklich empfindlich kalt geworden im Schloss und nicht zum ersten Mal fragte er sich, warum nicht ein paar mehr Wärmequellen existierten. Schließlich waren sie Zauberer und Hexen hier, es sollte sich doch machen lassen, dass es nicht immer so kalt war im Winter.

Als er vor den geschlossenen Türen des Krankenflügels stand, wurden seine Augen schmal. Was, beim großen Salazar, machte er bitte hier? Er öffnete leise die Tür und sprach einen Desillusionierungszauber auf sich. Dann sah er sich um. Er entdeckte sie im hinteren Bereich des Saales unter einem Fenster und ging leise auf sie zu. Was hatte sie schon wieder getan, dass sie hier gelandet war? Unwille erfasste ihn, als er auf sie hinabsah, doch je länger seine Augen über sie wanderten, desto schneller schwand dieser auch wieder.

Sie lag halb im Mondlicht und ihre Haare schimmerten in derselben silbriggoldenen Farbe und die langen dunklen Wimpern warfen Schatten auf die helle zarte Haut des Mädchens. Er reckte einen Finger und hakte ihn unter eine Strähne, hob diese aus dem Gesicht, während er dies mit fast nachdenklicher Miene verfolgte. Was. Tat. Er. Da. Er zog die Hand zurück, als habe er sich verbrannt, als ein kleines Lächeln an ihren weichen Lippen zu zupfen schien und konzentrierte sich auf sie und ihre Gedanken.

Jedoch blieben diese stumm, da Avessa wirklich tief zu schlafen schien. Er griff nach dem leeren Glas auf ihrem Nachttisch und schnupperte daran. Lavendel und Baldrian mit einem Hauch Johanniskraut. Eindeutig ein Schlaftrank. Lavendel... Er hatte von klein auf eine starke Vorliebe für diesen Duft, auch wenn er nicht wusste, warum. Niemand in seiner Umgebung hatte danach geduftet, auch Lily nicht. Er lächelte leicht. Lilys Duft war wie sie, weit lebendiger und aufdringlicher als der zarte Duft nach Lavendel. Sie roch nach Sommer und Leben und immer auch ein wenig nach Beeren.

Schnell schüttelte er den Kopf, den Gedanken an Lily zu verscheuchen, als ihm auffiel, dass Avessa meist einen sehr leichten Duft nach Lavendel und Flieder verströmte. Nicht sehr stark. Meist sogar eher so, dass er sich anfangs gefragt hatte, ob er sich den Duft nur einbildete.

Nachdenklich sah er auf das schlafende Mädchen und erneut ging sein Finger wie von selbst zu ihrem Gesicht und strich diesmal sanft über ihre Schläfe hinab zu ihrer Wange. Bei Salazar, ihre Haut war weich.

Er sah sich um. Seine Neugierde zu erfahren, was passiert war, war sehr groß und da Madam Pomfrey in ihrem Bett zu sein schien, beschloss er, dieser Neugierde nachzugeben. Schließlich war er nicht aus Sorge hier. Er setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett und ließ seinen Blick nochmal intensiv über ihr Gesicht wandern. Dann zog er seinen Zauberstab und sprach den Zauber. Augenblicklich versank er in ihren Gedanken und Träumen, die ihn in ihrer Fülle und Intensität nach der vollkommenen Stille von eben etwas erschlugen.

Er sah sich und sie im Flur stehen und sich streiten, Bilder von ihren Freunden und wieder sich selbst, wie er einen ihrer Tränke braute. Er schmunzelte und blieb an dem Bild hängen. Seine Ärmel waren hochgekrempelt und er musste zugeben, er sah gut aus in ihrer Erinnerung. Sein Blick ging auf Avessa, die ihn beobachtete und sein Schmunzeln wurde breiter, als sie schnell den Blick abwandte. Jaja, toll. Sie mag dich. Deswegen bist du nicht hier.

Das stimmte. Er durchforstete vorsichtig ihren Geist und versuchte, so behutsam wie möglich vorzugehen. Dann sah er sie im Büro des Schulleiters. Die Bilder waren sehr klar und schienen sich aufzudrängen, waren sie wohl gerade das Thema, welches sie am meisten beschäftigte. Er ließ sich in ihre Erinnerungen ziehen und stand plötzlich neben ihrem Stuhl in Dumbledores Büro. Der Schulleiter saß hinter seinem Schreibtisch, der dreckige Werwolf saß neben ihr und hielt ihre Hand und ihr gegenüber saß ein Severus völlig unbekannter Zauberer, der mit einem eigenartig gierigen Blick auf die junge Hexe starrte.

𝒜𝒞 - Alles zu seiner ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt