Teil 21

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Avessa

Sie wurde von Madam Pomfrey mit einem Lächeln begrüßt und auf eine Liege beordert. „Was 'aben Sie gemacht, Mademoiselle Leary? Isch 'atte Ihnen gesagt, Sie sollen sisch vorse'en!" Avessa nickte und presste die Lippen zusammen, hörte sich Madam Pomfreys Ermahnungen aber kaum an, war sie in Gedanken immer noch bei Avery und Mulciber. Diese kleinen Niffler. Schnüffelten immer in der Gegend rum, ob sie nicht irgendwo was abstauben konnten, oder jemand Schwächeren quälen konnten. Sie hatte ihnen gezeigt, dass sie nicht zu Letzteren gehörte. Nachdem Madam Pomfrey sie entlassen hatte, machte sie sich auf den Weg zu Dumbledores Büro. Denn auch, wenn sie sich ein wenig beruhigt hatte, musste sie mit ihm reden.

Doch hatte sie die Rechnung ohne die Wasserspeier gemacht, die sie nicht einlassen wollten. Egal, was sie sagte, sie blieben stumm und unbeweglich. Als sie sich abwandte, gab sie einen frustrierten Laut von sich und entschied, Professor McGonagall aufzusuchen. Doch auch diese traf sie nicht an und kurz wünschte sie sich die Karte des Rumtreibers, die sicher irgendwo im Schlafsaal von den Jungs liegen dürfte. Auf ihr hätte sie sehen können, wo die beiden waren. Sie sah noch kurz in der Großen Halle nach, machte sich danach aber auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Das Schloss war ungewöhnlich leer, wie sie fand und dann fiel ihr ein, dass heute das Spiel Hufflepuff gegen Ravenclaw stattfand.

Vielleicht waren die Professoren dort? Nun, selbst wenn, würde sie kaum vor Ort mit ihnen reden können. Sie würde also bis zum Mittagessen warten und dann um ein Gespräch bitten. Nun würde sie sich erstmal ihre Tasche mit den Schulsachen holen und Zaubertränke und Arithmantik nachholen müssen. Vielleicht traf sie Josh in der Bibliothek, dann konnte sie mit ihm den Stoff durchgehen. Er mochte es, den Unterricht nochmal zu rekapitulieren, was ihr sehr zu Pass kam, war sie ebenfalls davon überzeugt, ihn so besser zu verinnerlichen. Dann musste man wenig nacharbeiten, wenn es zu einer Prüfung kam.

Zum Mittagessen ging sie mit Josh, den sie tatsächlich getroffen hatte, gemeinsam, zufrieden mit sich und ihm, war sie nun für das Wochenende durch mit ihren Hausaufgaben. Sie verabschiedeten sich und jeder ging zum Tisch seines Hauses. Auf dem Weg sah sie zum Lehrertisch und blieb kurz fassungslos stehen. Wollten die beiden sie veralbern? Weder Professor Dumbledore, noch Professor McGonagall waren vor Ort. Sie seufzte entnervt und setzte sich an den Tisch, tat sich Essen auf, welches sie dann appetitlos hin- und herschob. Sie musste unbedingt mit Dumbledore reden! Sie kam einfach nicht weiter! Sie hatte zu viel gesagt! Sie musste irgendwas tun, bevor er es... Wem machst du etwas vor, Avessa? Er hat es definitiv schon weitererzählt. Du hast dich benommen, wie eine Verrückte. Allen dreien gegenüber. Dass die drei überhaupt noch Interesse daran zeigten, sich mit ihr zu befassen, grenzte an ein Wunder. Oder sie gehörten alle als Heiler ins St. Mungo's, weil sie ein Helfer-Syndrom hatten.

„Wer es ersticht, muss es auch essen, Avessa.", sagte eine amüsierte Stimme und sie sah auf. Lily setzte sich neben sie und deutete auf das übel zugerichtete Gemüse, welches Avessa zwar immer wieder aufgepiekt, aber nicht gegessen hatte. Sie musste schmunzeln und legte die Gabel beiseite. „Ach, ich weiß auch nicht, ich habe irgendwie keinen Appetit.", sagte sie und Lily sah sie leicht besorgt an. „Das hast du in letzter Zeit oft nicht, oder?" Avessa wölbte die Augenbrauen und sanfter Spott lag in ihrem Blick. „Okay, Mom...", nutzte sie einen der Lieblingssprüche der Zwillinge, wenn sie ihnen gesagt hatte, dass sie sich mehr auf die Schule konzentrieren sollten. Lily feixte und tat sich dann selber Essen auf. „Ich weiß, ich weiß...dennoch ist es mir aufgefallen. Und du bist viel blasser, als sonst. Ich meine, ich will nicht, dass du irgendwann umklappst...dann hätte ich meinen Job echt schlecht gemacht.", sagte sie mit gespielter Dramatik.

Avessa sah sich um. „Naja, ich habe...mich vor kurzem verletzt und ein wenig Blut verloren. Aber keine Bange...", sagte sie gleich ein wenig lauter, als sie den geschockten und besorgten Gesichtsausdruck Lilys sah. „Keine Bange, Madam Pomfrey kümmert sich darum." Lily sah sie scharf an. „Wann hast du dich verletzt? Und wobei?" Avessa atmete tief durch und seufzte leicht. Lily erinnerte sie gerade stark an Ginny, der man auch nichts verheimlichen konnte oder durfte. Sie piesackte einen bis aufs Blut...naja, das lag ein wenig in der Familie, hatten Fred und George auch immer versucht, alles aus ihr herauszubekommen...muss an der Haarfarbe liegen... Auf den fordernden Bick von Lily verdrehte sie leicht die Augen. „Ich sag es dir, wenn du versprichst, jeglichen Aktionismus zu unterdrücken!", sagte Avessa streng und Lily sah sie etwas irritiert an. „Ich meine damit, dass du nichts deswegen unternehmen darfst!" Lily wurde deutlich argwöhnisch, nickte dann aber. „Und niemandem etwas sagen." Lily rollte mit den Augen und musste nun ein wenig kichern. „Jetzt sag schon!"

𝒜𝒞 - Alles zu seiner ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt