Remus
Avessa und er gingen zusammen die Treppen hinunter, weitaus später als ihre Freunde, die sicher schon mit dem Frühstück fertig waren. Aber Avessa wusste, dass Remus besonders in diesen Tagen echt unleidlich werden würde, wenn er zu wenig zu essen bekam und so hatte sie, nachdem sie ihr Weckzauber geweckt hatte, sich auf den Weg zum Jungenschlafsaal gemacht und ihn geweckt. Sie sah wirklich unverschämt ausgeschlafen aus und er war nicht umhingekommen, sich und dann sie zu fragen, wie sie es immer schaffte, so perfekt auszusehen.
Avessa sah bei der Frage verblüfft zu ihm auf. „Wie bitte?" Er schmunzelte und fuhr sich durch die etwa zerwühlten Haare, während sie auf eine Treppe warteten, die gerade an ihnen vorbeigeschwungen war. „Naja, du siehst immer so...ordentlich aus. Wie aus dem Ei gepellt.", sagte er und zu seiner Überraschung lächelte sie nicht, sondern sah leicht verbissen der Treppe entgegen. „Es...wurde eben immer sehr darauf geachtet, dass...ich richtig gekleidet bin, die Haare gut sitzen, niemandem ein Anlass gegeben wird, an meiner...Erziehung oder meinen Manieren zu zweifeln. Gerade weil es keine Frau in unserem Haushalt gab."
Remus sah sie einen Moment an. „Das war sicher ein sehr einengendes Leben.", sagte er und empfand Mitleid mit ihr, doch sie zuckte nur mit den Schultern. „Eigentlich nicht. Ich bin eben so aufgewachsen und habe darauf geachtet, dass ich dem entspreche. Ich wollte es meinem Vater recht machen, aber auch mir selbst. Ich trage gern schöne Kleidung und...naja, dazu gehört eben auch, dass man auf sich achtet." Remus blickte sie von der Seite an und runzelte die Stirn, als sei ihm eben etwas klar geworden.
„Isst du deswegen so sporadisch?" Sie warf ihm einen kühlen Blick zu. „Wie kommst du denn jetzt darauf?" Dann seufzte sie und hob ihr Kinn, der Tonfall maßregelnd. „Ich esse nicht sporadisch und dass ich es einfach manchmal vergesse, ist keine Absicht, auch wenn du das jetzt glaubst. Dennoch..." Sie seufzte erneut und ihr Blick verhärtete ein wenig. „Essen und ich sind ein schwieriges Thema. Generell. Und im Besonderen bei Süßem. Es gab nie Süßes und...ich mag Süßes. Nachtisch haben die Hauselfen manchmal auf mein Zimmer geschmuggelt, aber ich hatte immer ein so schlechtes Gewissen, wenn ich es aß. Ich wollte meinem Vater nicht zuwider handeln und daher..." Sie winkte ab und strich sich eine imaginäre Strähne aus dem Gesicht. „Remus Lupin, du bist schlimmer als Veritaserum..." Sie zwinkerte sacht und hob dann eine Schulter. „Das ist auf jeden Fall der Grund, warum ich ‚aus dem Ei gepellt' wirke, nehme ich an. Wobei ich es nicht schlimm finde, auf sich zu achten.", setzte sie schnippisch hinzu und sah ihn kurz an, was ihn zum Lachen brachte.
„Schon gut, ich weiß, ich sehe zerrupft aus. Aber vier Stunden Schlaf sind mir eindeutig zu wenig. Und ich sehe dann eben auch danach aus, im Gegensatz zu dir." Sie schmunzelte und fuhr ihm durch dir Haare. „Ich finde, du siehst süß aus.", sagte sie und zupfte kunstvoll ein paar Strähnen aus seiner Stirn, während er sie mit aufsteigender Hitze betrachtete. Dann räusperte er sich und sie gingen zur Großen Halle. Avessa wurde ein wenig langsamer und sah etwas unsicher aus. „Sollen wir es Sirius und James gleich sagen, dass ich dich in die Hütte begleiten darf?"
Remus zuckte mit den Schultern und verhielt ebenfalls im Schritt. „Hmm...ich hänge an meinem Leben, aber...es bringt nicht viel, es aufzuschieben und je länger wir warten, desto weniger gut kann ich argumentieren. Vor allem, weil sie das beste Argument haben: Einen Werwolf zu begleiten kann gefährlich sein." Sie grinste abenteuerlustig, zuckte dann aber zusammen, als eine schneidende Stimme hinter ihr erklang.
„Du lässt sie dich begleiten?", donnerte plötzlich Severus' Stimme hinter ihnen und Avessa drehte sich mit großen Augen um. „Hast du sie nicht alle, Lupin? Ich weiß, dass du nicht sehr intelligent bist, aber dass das zu gefährlich ist, sollte doch selbst dir klar sein!" Avessas Augen wurden schmal, auch wenn Remus genau die großen Augen gesehen hatte, die den Slytherin wie gebannt angestarrt hatten, bevor sie wütend wurde. „Das, lieber Severus, geht dich nicht das Geringste an!", zischte sie, um eine verhaltene Stimme bemüht, damit nicht jeder den Streit mitbekam – auch wenn eh sehr wenig Schüler in Hogwarts waren.
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𝒜𝒞 - Alles zu seiner Zeit
Fiksi Penggemar𝐁𝐀𝐍𝐃 𝟒 Avessa Carrow. Jüngster Spross einer der ältesten reinblütigen Familien, der Unantastbaren Achtundzwanzig. Und eine Gryffindor. Das sechste Schuljahr beginnt und Avessa will nur noch weg. Denn der Dunkle Lord ist zurück und ihre Familie...