Teil 74

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Remus

Er sah ihr an, wie sie immer aufgebrachter wurde. Ihre Worte, dass sie aus einem bestimmten Grund hergekommen war, wohl einer, den sie ändern wollte und ihre dann folgende Angst, selbst dafür verantwortlich zu sein, hatten sie schwer geschockt, das sah man ihr deutlich an. Natürlich wusste er, worauf sie mit dem Unfrieden anspielte und seine Gedanken rasten, als sie versuchten, all die kleinen Hinweise und Aussagen zusammenzubringen, damit er endlich wusste, was sie so belastete. Er wollte ihr vorschlagen, es doch einfach zu sagen, würde er es eh vergessen – oder es würde verborgen sein.

Die Frage hierbei, die noch gar nicht gestellt war, wie lange das dauern würde. Was würde passieren, wenn sie zurückkehrte? Sie wäre die Einzige, die sich an alles erinnern würde. Sie und Dumbledore. Weder er, noch Sirius, James oder Lily wüssten, wer sie ist. Und er kannte sie mittlerweile gut genug, um zu sagen, dass es ihr etwas ausmachen würde. Es würde ihr weh tun, erneut mit allem allein zu sein und er konnte nicht anders, als selbst einen Teil des Schmerzes zu fühlen, der ihr bevorstand, oder sie auch jetzt schon erfüllte. Sie war hin- und hergerissen zwischen den Zeiten und ihren Bewohnern und er wünschte, er könnte ihr helfen.

Als der seltsame Freund Dumbledores dann fast schon beiläufig fallen ließ, dass sie wohl nie zurückkehren würde, sah er, wie tief es sie erschütterte. Es zu vermuten und es als Tatsache präsentiert zu bekommen, waren zwei sehr unterschiedliche Dinge und es wunderte ihn nicht, plötzlich Panik in ihrem Blick zu sehen. Doch als sie sich an die Brust fasste und er sah, dass sie keine Luft zu bekommen schien, sprang er auf, sich vor sie zu knien.

„Avessa! Avessa, sieh mich an!", sagte er und griff nach ihrer Hand. Die Finger waren eiskalt und die Lider seiner Freundin flatterten und schlossen sich letztlich, während all ihre Muskeln erschlafften und sie zusammensackte. Er fing sie auf und schob die Arme unter sie, sie auf die Couch zu legen. „Hey, mach keinen Mist, Kleines...", murmelte er und fasste an ihren Hals. Ihr Puls ging schnell und unregelmäßig und er sah zu Dumbledore. Dieser nickte auf den ernsten Blick hin und deutete auf seinen Kamin. „Direkt zu Madam Pomfrey, wenn Sie so freundlich wären, Mister Lupin.", sagte er sanft und Remus nickte.

Erneut nahm er Avessa auf die Arme und trat an den Kamin. Mister Temperton sah unzufrieden zu ihnen und schürzte die Lippen. „Wie unerfreulich...wir waren nicht fertig..." Remus schnaubte und griff nach dem Flohpulver, doch bevor er es in die Flammen warf, ergriff erneut Dumbledores Freund das Wort. „Sagen Sie der Heilerin, dass es wahrscheinlich nicht reine psychische Überlastung war. Ihre Magie ist in großer Unruhe, scheint es immer mehr Kraft zu kosten, sich der Anpassung zu verwehren." Er wandte sich an Dumbledore, als habe er die beiden anderen bereits völlig vergessen. „Ich will sie untersuchen, sobald sie wieder zu Kräften kommt. Es ist äußerst faszinierend und wir sollten die Chance nutzen, bis sie nichts mehr weiß."

Remus ließ das Flohpulver los und nannte den Krankenflügel als Ziel. Er mochte den Kerl nicht. Doch konnte er sich nicht den Gedanken um den unsympathischen Zauberer widmen, da bereits Madam Pomfrey auf ihn zueilte. „Mister Lupin, was...Mince alors! Schon wieder Mademoiselle Leary?" Sie sah ihn aus schmalen Augen an und scheuchte ihn an ein Bett. „Was ist passiert?" Remus erläuterte, was geschehen war, während sie einige Diagnosezauber sprach. Remus informierte sie leise noch über das, was Horatio gesagt hatte, was Madam Pomfrey mit einer hochgezogenen Augenbraue quittierte.

„Isch 'alte nischts von diesen abstrusen Ideen, Monsieur Lupin." Er unterdrückte ein Grinsen, als er seinen Namen so französisch ausgesprochen hörte. Gab es nicht einen berühmt-berüchtigten Dieb, der ebenso hieß? Die Muggel nannten ihn Meisterdieb und waren verblüfft von seinen nahezu unmöglich erscheinenden Raubzügen. Er war natürlich ein Zauberer gewesen und seine Diebstähle daher nicht sonderlich schwierig, aber unter den Muggeln war er immer noch ein leuchtendes Beispiel an Finesse und Geschick.

𝒜𝒞 - Alles zu seiner ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt