Avessa
Verwandte Seelen?! Was, bei Merlin und Morgana, sollte das heißen?! Bis eben hatte sie nicht genau zugehört, fiel es ihr schwer, sich überhaupt auf etwas zu konzentrieren, oder einfach nur zu stehen. Ihre Atmung war flach und jeder Nerv in ihrem Körper schmerzte unsäglich. Der Vorteil war bis eben gewesen, dass ihre Emotionen sowie ihre Empathie wie taub schienen. Es hatte nur der Schmerz existiert...und der Wunsch, alles zu schützen. Doch nun...
Sie sah zu Severus, der schwieg und wie vor den Kopf gestoßen schien. Erst das Räuspern des jungen Malfoy-Erben riss ihn aus der Starre und er sah irritiert zu dem Dunklen Lord, der nicht wütend wirkte, sondern eher so, als habe er ein diebisches Vergnügen an diesem Thema. Avessa sah, wie Severus schluckte, sich ebenfalls räusperte, sie neben sich angestrengt ignorierend. Seine Gefühle waren überlagert von Schock und Unglaube, etwas, das Avessa sehr gut nachvollziehen konnte. Der Dunkle Lord konnte nicht meinen, was er da so offen implizierte.
Aber es würde so vieles erklären! Avessa wurde kalt und sie versuchte, die Stimme zu ignorieren. Einen Sch...nichts tat es! Es war unmöglich! Sie und Severus?! Wenn sie gekonnt hätte, wäre ihr ein Lachen entkommen, doch schmerzte ihr Brustkorb zu sehr, sodass nur ein ersticktes Keuchen gefolgt von einem unterdrückten leisen Schmerzenslaut zu vernehmen war. Sie sah, dass Severus leicht zuckte, als wollte er sich ihr zuwenden, doch straffte er sich und die übliche Wut schwappte zu ihr über. Bitter verzog sie den Mund und sah sich vorsichtig um, während Severus endlich antwortete.
„Ja, Mylord. Natürlich sagt mir das Konzept etwas, gleichwohl..." Er verstummte und Avessa sah wieder zu ihm und dem Dunklen Lord – so wie jeder hier im Raum, wie ihr aufgefallen war. Gerade lag die gesamte Aufmerksamkeit rein auf IHM und Severus. Dann zupfte etwas an ihren Fühlern und sie sah unauffällig hinter sich. Lucius. Er sah sie ernst und ausdruckslos an, doch verspürte sie so etwas wie...sehr leichtes Mitgefühl. Grimmig verzog das junge Mädchen ihr Gesicht und sah verbittert nach vorn. Das konnte sich der Schmierlappen gepflegt in die ebenso sitzenden Haare schmieren!
Eine neue Welle stechenden Schmerzes lief durch sie, als sie den Kopf schüttelte und schnell presste sie die Lippen zusammen, das Stöhnen zu unterdrücken, während sie versuchte, sich nichts davon anmerken zu lassen. Erst dann bemerkte sie, dass die Aufmerksamkeit auf ihr lag. Verflucht! Sie hatte nicht aufgepasst! Worum ging es? Oh, wow! Es ist ja nicht so, als wären du und Menschen, die du liebst, in Gefahr!, maulte ihre innere Stimme und sie biss sich auf die bereits wunden und aufgerissenen Lippen, konnte sie dem Vorwurf nichts entgegensetzen.
Aaron trat erneut zu ihr und der Hass, die tiefe Verachtung, die ihr entgegenschlugen, wurden ergänzt von Ekel, auch, wenn sie deutlich die Gier in seinen Augen glühen sah. So, wie sie sie auch von fast jedem anderen im Raum wahrnahm. Ihr wurde übel und sie schluckte mehrmals panisch, wollte sich die Schmach ersparen, ihnen allen vor die Füße zu k-...
„Hast du das verstanden, Liebes?", erklang die sanfte Stimme des Dunklen Lords, die sie düster zu ihm schauen ließ. Er lachte leise und seine Stimme bekam wieder diesen verdreht mitleidigen und spöttischen Klang. „Ich befürchte, sie hat nicht ganz aufgepasst, Aaron. Kein schönes Benehmen. Es ist nämlich sehr unhöflich, nicht zuzuhören, wenn man mit dir spricht. Hat dir das dein Vater nicht beigebracht? Aaron, vielleicht solltest du das hier nun nachholen..."
Avessa wurde bleich und ihr panischer Blick ging zwischen dem Dunklen Lord und ihrem Vater hin und her, doch verstand dieser die für sie so offensichtliche Aussage nicht. Zu sehr schien ihm die Aussicht zu gefallen, ihr erneut Schmerzen zuzufügen und vielleicht endlich an ihre Geheimnisse ranzukommen. Und Avessa hatte Angst, dass er es diesmal schaffen würde. Tränen liefen ihr die Wangen hinab.
Provoziere ihn!, zischte ihre innere Stimme fest und Avessa straffte sich. Sie hatte recht. Nur so konnte sie ihr Wissen und die, die sie liebte, beschützen. Trotzig reckte sie das Kinn, auch, wenn sie vor Erschöpfung und Schmerz zitterte und sah Aaron mit all der Verachtung an, die sie in ihren kreisen gelernt und die sie in den letzten Wochen für ihren Vater aufgebaut hatte.
„Als ob er das könnte...", entkam es ihr rau und schon flammte Wut in Aaron auf und die Gesellschaft zischte böse. Avessa sah kalt zu Voldemort. „Ihr solltet Euch neue Anhänger suchen, wenn dieser hier ein Beispiel dafür ist, ist er nämlich unfassbar inkompetent in eigentlich allem, was er bisher versucht hat. Nicht einen Gedanken hat er mir entwinden können. Nicht ein bisschen..."
„Crucio!", schrie Aaron und seine Augen glühten vor Hass. „Halt endlich dein dreckiges Maul, du widerspenstiges kleines Schlammblut!" Avessa spürte von Anfang an, dass er diesmal ernst machte, doch war es der letzte klare Gedanke, den sie hatte, bevor alles in dem gleißenden Schmerz unterging, dem Dunkelheit folgte.
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𝒜𝒞 - Alles zu seiner Zeit
Fanfiction𝐁𝐀𝐍𝐃 𝟒 Avessa Carrow. Jüngster Spross einer der ältesten reinblütigen Familien, der Unantastbaren Achtundzwanzig. Und eine Gryffindor. Das sechste Schuljahr beginnt und Avessa will nur noch weg. Denn der Dunkle Lord ist zurück und ihre Familie...