Landos PoV
Vielleicht hatte ich einen Punkt in meinem Leben erreicht, wo ich einsehen sollte, dass man nicht alles weglächeln konnte. Doch stellte sich mir die Frage, was die Alternative war. Müsste ich auf jeden blöden Kommentar eingehen? Müsste ich jedes Mal, wenn einer meiner Mitmenschen mich eigentlich nur etwas freundschaftlich ärgern wollte, zugeben dass es mich verletzte? Würde ich Max von meinen düsteren Gedanken erzählen müssen und damit eine Trennung riskieren? Zur Zeit schien es für mich noch immer die beste Variante zu sein, einfach all meine Gedanken wegzulächeln und auf heile Welt zu tun. Es war sicherlich nur eine Frage der Zeit bis ich auch selbst wieder daran glaubte. Irgendwann würde wieder alles Gut sein und mein Lächeln wieder echt. Die Gedanken, ob die Welt ohne mich besser wäre, würden verschwinden.
"Lando", seufzte Oscar genervt und riss mich aus meinen Gedanken. Mein Teamkollege stand in der Tür meines Fahrerzimmers, wo ich mich auf die Couch gelegt hatte und die Decke anstarrte. "Hörst du mir jetzt endlich zu?" Mit fragenden Gesichtsausdruck setzt ich mich auf. Ich versuchte zu verdrängen, dass der Jüngere von mir genervt war. Ob er sich wohl einen anderen Teampartner wünschte? "Logan und ich wollen versuchen im RedBull-Motorhome Mittagessen abzustauben. Bei uns, aber auch bei Williams ist die Auswahl heute nicht so toll. Bei Red Bull dafür umso besser."
"Ihr könnt doch nicht einfach dort auftauchen und euch Mittagessen holen", warf ich ein.
"Einfach so nicht, aber ich weiß aus sicheren Quellen, dass die Mitarbeiter kein Problem damit haben, anderen Fahrern Essen zu geben, wenn einer der Red Bull Fahrern dabei ist. Du isst dort ständig zusammen mit Max. Letztes Wochenende saßen Nico und Kevin dort gemeinsam mit Checo."
"Dann wisst ihr doch, wie ihr dort Essen bekommt." Ich wollte einfach wieder allein sein.
"Triffst du dich heute wieder mit Max zum Mittagessen?", erkundigte sich Oscar, wodurch mir klar wurde, wieso wir dieses Gespräch überhaupt führten. Er und Logan wollten mich ausnutzen. Sie hatten kein Interesse daran, Zeit mir mir zu bringen, sondern mich nur nutzen, um bei Red Bull Mittag essen zu können.
"Nein", antwortete ich lediglich, was nicht einmal gelogen war. Max und ich hatten den Tag über noch kein einziges Wort miteinander gesprochen. Er hatte am Morgen, als ich wach wurde, bereits das Hotelzimmer verlassen. Seitdem hatte ich ihn zwar hin und wieder aus der Ferne gesehen, doch hatte er weder das Gespräch mit mir gesucht, noch gab es irgendeine Form von Körperkontakt. Ich hingegen wollte ihn nerven, weswegen ich nur darauf wartete, dass er zu mir kam. Nur zu gerne würde ich mich für einige Minuten vor den dunklen Gedanken in seinen Armen verstecken. Denn nur dort wurden sie leiser. Nur in Maxs Nähe hatte ich das Gefühl, dass mein Leben doch nicht völlig sinnlos war. Es gab noch einen Grund zu leben. Max.
"Aber kannst du ihn fragen, ob ihr euch treffen könnt?", riss Oscar mich ein weiteres Mal aus meinen Gedanken. Ich schüttelte bloß den Kopf. "Wieso nicht? Was spricht dagegen? Er ist dein Freund."
"Ich hoffe, ihr sprecht über mich", ertönte Maxs Stimme, der jedoch irgendwo draußen im Gang stehen musste und, da Oscar noch immer in der Tür stand, den Raum nicht betreten konnte.
"Sie lassen dich hier alleine rein?", stellte Oscar überrascht fest, da die Crew eigentlich nur ungern Mitglieder anderer Teams in unser Motorhome ließ und erst Recht, wenn diese alleine reinkamen.
"Ich hab sogar ein Begrüßungsgeschenk bekommen." Oscars Gesichtsausdruck wurde schockiert. "Na gut, eigentlich soll ich nur den Lieferanten spielen, also wenn du mich netterweise durchlassen würdest, damit ich meinen Auftrag ausführen kann."
"Lando bekommt eine geliefert und was ist mit mir?" Oscar verließ seine Position und verschwand aus meinem Sichtfeld, wo stattdessen Max auftauchte. Er betrat den Raum, schloss die Tür und schloss diese hinter sich ab.
"Oscar wird vermutlich, sobald er rausgefunden hat, dass ich ihn angelogen habe, zurückkommen", erklärte Max sein Handeln. Mit einer Serviette, auf der irgendwas lag, kam der Ältere in meine Richtung und setzte sich zu mir auf die Couch, um mir anschließend die Serviette, auf der eine Waffel lag, zu reichen. "Meine Mum ist zu Besuch und hat entschieden, dass heute ein guter Tag für selbstgemachte Waffeln ist."
"Es ist immer ein guter Tag für selbstgemachte Waffeln", merkte ich an, während ich Max sein Mitbringsel abnahm. "Teilen wir?"
"Auf gar keinen Fall. Wenn ich noch einen Bissen Waffel zu mir nehme, platze ich. Der Platz neben dem Waffeleisen ist sehr gefährlich. Ich habe gerade die ganzen Waffeln bekommen, die in den Augen meiner Mutter misslungen sind. Vielleicht wollte sie mich auch nur mästen, damit ich morgen nicht mehr in meinen Wagen passe und die dadurch gewonnene Freizeit mit ihr verbringe."
"Sagst du ihr Danke von mir?"
"Dafür, dass sie mich mästen wollte?" Ich verdrehte die Augen, musste jedoch tatsächlich schmunzeln.
"Dann gäbe es mehr Max für mich", erwiderte ich, ehe ich von der noch warmen Waffeln abbiss. "Für die Waffel, die sehr lecker ist", erklärte ich.
"Das könnte ich wohl tun. Aber wo ist mein Dank dafür, dass ich dir die Waffel gebracht habe?"
"Danke, Max", sagte ich direkt, da ich den Älteren auf gar keinen Fall verärgern oder ähnliches wollte. Ich wollte ihm keinerlei Gründe geben, um sich von mir zu trennen. Denn ohne Max wüsste ich nicht, wie ich noch weiter machen sollte. Derzeit war er mein einziger Antrieb.
"Eigentlich hatte ich an etwas anderes Gedacht." Max lehnte sich vor und küsste mich zärtlich. "An sowas zum Beispiel." Ein zweiter sanfter Kuss folgte. "Du schmeckst nach Waffel", schmunzelte er.
"Du wolltest doch keine Waffel mehr", stellte ich unsicher fest.
"Als könnte ich darauf verzichten dich zu küssen."
"Hat den Vormittag über doch auch gut geklappt." Max riss ein Stück der Waffel ab und schob es mir in den Mund.
"Iss deine Waffel und rede kein Blödsinn, Norris." Verunsichert blickte ich meinen Freund an. Hatte ich ihn nun doch verärgert oder nervte ich ihn, weil ich zu viel redete? Max erwiderte meinen Blick fragend, ehe er mir die Waffel aus der Hand nahm, sie zur Seite legte und mich auf seinen Schoss zog. Er schlang beide Arme fest um mich, wodurch er mich eng an sich drückte. Ich legte meinen Kopf auf seiner Schulter, was Max nutzte, um mir einen Kuss auf den Kopf zu drücken. "Was geht in deinen Kopf vor sich, mijn Liefje?" Ich schwieg, weswegen Max leise seufzte. "Ich mach mir Sorgen, Lando. Du weißt doch, dass du mit mir über alles reden kannst, oder? Egal worüber du dir seit Wochen den Kopf zerbrichst, ich bin für dich da. Du bist damit nicht allein. Wenn ich dir irgendwie helfen kann, dann musst du mir nur verraten wie."
"Lass mich bitte einfach nicht allein", murmelte ich, während mir Tränen in die Augen stiegen und ich mich in Maxs Shirt krallte.
"Ich liebe dich, mijn Schat, ich würde dich niemals allein lassen. Für dich würde ich jederzeit alles stehen und liegen lassen. Wenn du mich brauchst, werde ich da sein."
"Ich liebe dich auch." Ich wagte einen Blick in Maxs Gesicht, der sich daraufhin vorlehnte und einen Kuss auf meiner Nasenspitze platzierte, was mich leicht lächeln ließ.
"Du bist in letzter Zeit ruhiger als sonst, gibt es dafür einen speziellen Grund?" Schulterzuckend legte ich meinen Kopf zurück auf Maxs Schulter. "Ist irgendwas passiert?" Ich schüttelte den Kopf. "Ich werde dich nicht zwingen mit mir über das, was dich ganz offensichtlich belastet, zu sprechen. Aber du sollst wissen, dass du mit mir über alles reden kannst. Egal was es ist, ich werde immer für dich da sein und gibt nichts, was irgendwas an meinen Gefühlen für dich ändern könnte. Ich liebe dich, Lando." Statt etwas zu erwidern, streckte ich mich etwas, um Max küssen zu können, wobei ich mich enger an ihn schmiegte.
Hier in Maxs Armen war die Welt noch in Ordnung und am liebsten würde ich einfach für immer genau dort bleiben.
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Fußball & Formel1 OS-Sammlung (boyxboy) - Teil 2
FanfictionTeil 2 meiner OS-Sammlung (boy x boy) gefüllt mit Fußball- und Formel1 One Shots