Kimmich x Goretzka (mpreg) - Wir wären fast ... (Teil 5)

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Joshuas PoV

Ich schnappte nach Luft und unterdrückte ein Keuchen als der Schmerz zurückkehrte. Mit dem Rücken am Türrahmen gelehnt ließ ich mich langsam zu Boden rutschen, während ich versuchte tief durchzuatmen. In dem Moment, indem ich saß, wurde mir bewusst, dass es eine blöde Idee gewesen war mich auf den Boden zu setzen. Vermutlich hätte ich es auch nicht nach unten ins Wohnzimmer geschafft, wo mein Handy lag, da ich zu schwach auf den Beinen war, doch alle Varianten wären besser gewesen als der Fußboden. Es war an guten Tagen schon schwer genug mit dem Babybauch ohne Hilfe zurück auf die Beine zu kommen. 

Leon war im Stadion. Es war das letzte Heimspiel vor dem Kaiserschnitt, der neun Tage später stattfinden sollte. Als er sich am Morgen versichert hatte, ob er wirklich fahren sollte, hatte ich ihn weggeschickt mit den Worten, dass er sich nicht so einen Kopf machen sollte und es mir gut gehen würde. Zu dem Zeitpunkt fühlte ich mich zwar etwas schlapp, aber das schob ich auf die unruhige Nacht, da ich ständig wachgeworden war. Ich war davon ausgegangen, dass das Baby mich einfach ständig getreten hätte. Inzwischen wusste ich, dass zwar unser Baby die Ursache meines Schlafentzuges war, jedoch nicht dessen Tritte, sondern die ersten Wehen. Sie waren noch nicht all zu stark gewesen und hatten den Rhythmus gehabt, dass ich dazwischen jedes Mal wieder eingeschlafen war. Beim Aufwachen konnte ich mich dann nur an den Schmerz erinnern, aber nicht an die Art, weswegen ich es als Tritte abtat. 

Während Leon sich fertig gemacht hatte und losgefahren war, war ich noch etwas im Bett geblieben. Im Laufe des Vormittags waren zum Schlappheitsgefühl Kopfschmerzen dazu gekommen, sowie Schwindel. Ich hatte mich mit einen Tee ins Wohnzimmer gesetzt und gehofft, dass die Beschwerden schnell verschwanden. Da mir durch die Schwangerschaft keine all zu große Auswahl an Medikamenten zur Verfügung stand, entschloss ich schließlich einfach zurück ins Bett zu gehen. 

Nach zwei Stunden unruhigen Schlaf sah ich ein, dass ich Leon brauchte. Zu den Kopfschmerzen und dem Schwindel war scheinbar Fieber dazugekommen, zumindest fühlte es sich so an. Zudem realisierte ich, dass die stärker werdenden Schmerzen Wehen waren. Ich quälte mich daraufhin aus dem Bett, um nach unten zu gelangen, wo ich mein Handy hatte liegen lassen. Bis zur Zimmertür war ich gekommen und genau dort saß ich  am Türrahmen gelehnt aufm Boden und wusste nicht weiter. Die ersten Tränen der Verzweiflung rannen mir übers Gesicht. Ich fühlte mich miserable. Wäre es zumindest nur das Fieber könnte ich mich einfach ins Bett legen und hoffen etwas schlafen zu können, doch die stärker werdenden Wehen verlangten etwas anderes. Irgendwie musste ich an mein Handy gelangen, um Leon oder irgendjemand anderes anzurufen. 

Mein Blick glitt Richtung Treppe, die zur Zeit mein größtes Hindernis war. Wieso hatte ich das Handy auch unten liegen lassen?

Das Rascheln eines Schlüsselbunds ließ mich hellhörig werden. Im nächsten Moment wurde die Haustür aufgeschlossen und Schritte ertönten unten im Flur. Erleichtert atmete ich auf, wobei ich mich vorsichtig zur Seite fallen ließ bis ich rücklings aufm Boden lag. Zumindest was die Wehen anging, fühlte die neue Position sich etwas angenehmer an. 

  "Jo?", ertönte Serges Stimme von unten. "Das Spiel geht gleich los. Ich hab Leon gesagt, dass wir es zusammen gucken und er sich gefälligst anstrengen soll", berichtete mein bester Freund, der verletzungsbedingt nicht im Kader war, gutgelaunt. "Ich hab uns auch Snacks mitgebracht." 

  "Serge", brachte ich hervor, wobei ich mich selbst kurz erschreckte, wie schwach meine Stimme klang. Etwas, vermutlich die erwähnten Snacks, fielen polternd zu Boden. Fast zeitgleich ertönten schnelle Schritte auf der Treppe. Gerade als Serge die obersten Stufen der Treppe erreichte, ließ mich eine erneute Wehe auf keuchen. 

  "Spinnst du, was machst du hier für Mist?", fuhr Serge mich mit einer Mischung aus Panik, Sorge und Überforderung an. Während er in meine Richtung eilte, zückte er sein Handy und rief irgendjemand an. "Gib mir Manu ... Ich hab da jetzt keine Zeit für, Ulle, gib mir Manu ... Ist mir egal, dass die gleich einlaufen, geh da jetzt hin und gib Manuel das Handy oder eher renn dahin", schrie Serge schon beinahe ins Handy. Obwohl es mir wirklich miserabel in dem Moment ging, hinterfragte ich für einen kurzen Moment Serge Handlung. Wieso rief er Sven an, um mit Manu zu telefonieren. Wir brauchten Leon und eine Möglichkeit ins Krankenhaus zu kommen. Serge kniete sich zu mir und schien meinen Kopf auf seinen Beine legen zu wollen. Seine Gesichtsausdruck wurde bei der ersten Berührung jedoch noch panischer. Statt meine Position irgendwie zu verändern, legte er eine Hand an meine Stirn. "Du glühst richtig. Vergiss Manu, ich ruf einen Krankenwagen." Serge beendete das Telefonat. 

  "Leon", murmelte ich. Mein bester Freund, der sich gerade das Handy wieder ans Ohr gehalten hatte, schien gerade erneut auflegen zu wollen, entschied sich dann aber doch dagegen. 

  "Erst der Krankenwagen, dann Leon", entschloss er. Während sein Anruf scheinbar angenommen wurde, da er irgendeine Person mit Informationen überhäufte, kam er seinem ursprünglichen Plan nach. Vorsichtig zog er mich etwas hoch und kniete sich hinter mich, wodurch ich mich an ihn anlehnen konnte und zumindest nicht komplett aufm kalten Boden lag. Ich wusste zwar nicht, wie Serge aus der Position wieder rauskommen wollte, um die Haustür zu öffnen, doch entschloss ich, dass das sein Problem war. Während ich mit geschlossenen Augen halbliegend an Serge gelehnt war, fuhr seine Hand immer wieder unruhig durch meine Haare. Wenn er einen von uns beiden damit beruhigen wollte, ging sein Plan nicht auf. 

  "Leon", erinnert ich, nachdem Serge das Telefonat bezüglich des Krankenwagens beendet hatte und keine Anstalt machte einen weiteren Anruf zu tätigen. 

  "Leon", wiederholte Serge. Es vergingen noch einige Sekunden bis er sein Handy wieder anhob und den Anruf tätigte. "Gib mir Manu." Ich konnte leise Sven darüber meckern hören, dass er wegen Serge extra zur Startelf gelaufen war, nur damit dann der Anruf beendet wurde. Kaum war Svens Stimme verstummt, ertönte die Stimme von Manuel. "Wir brauchen Leon." Kurz herrschte Stille. 

  "Soll ich dir Leon geben?", fragte Manu einen Moment später. 

  "Ich will jetzt nicht mit Leon reden. Ich bin mit mir und Jo beschäftigt. Leon schaffe ich jetzt nicht auch noch. Sag ihm, er soll zum Krankenhaus kommen."

  "Leon hat ...", begann Manu, dann brach sein Satz ab. 

  "Was ist passiert?!", ertönte dafür Leons panische Stimme, der ganz offensichtlich genug mitbekommen hatte, um zu verstehen, dass irgendwas nicht stimmte. 

  "Wir treffen uns beim Krankenhaus", brachte Serge stockend hervor. 

  "Verdammt, Serge, rück raus mit der Sprache. Was ist bei euch los? Wo ist Josh? Und warum Krankenhaus?"

  "Jo liegt hier bei ..." Leon unterbrach Serge. 

  "Liegt?!" Leon klang noch panischer als zuvor. Eine Berührung an meiner Hand, ließ mich die Augen öffnen. Serge hielt mir sein Handy hin, wobei er mich flehend ansah.  Ich griff nach dem Handy, wobei ich die Augen bereits wieder schloss. "Serge! Rede!", rief Leon genau in dem Moment indem ich mir das Handy ans Ohr hielt, weswegen ich das Gesicht verzog. 

  "Die Wehen haben eingesetzt", informierte ich Leon knapp, wobei ich bewusst die weiteren Umstände nicht erwähnte. "Bis gleich." Ohne eine Reaktion von Leon abzuwarten, beendete ich das Telefonat, da genau in dem Moment eine neue Wehe einsetzte. Ich ließ das Handy zu Boden fallen und krallte mich an Serge Arm, da die Intensivität deutlich zugenommen hatte. 


Rückblickend wusste ich nicht mehr, wie ich ins Krankenhaus gelangt war. Ich konnte mich noch an fremde Stimmen erinnern und  an Serge, der die ganze Zeit an meiner Seite gewesen war. Das Fieber schien zu stiegen und auch die Wehen wurden stärker. Eins von beiden zur Zeit war schon schlimm genug, doch gemischt war es der reinste Albtraum. Bevor die Ärzte überhaupt mit der Vorbereitung angefangen hatten, war ich schon am Ende meiner Kräfte. Die Tatsache, dass ich auch seit längerer Zeit keine Bewegung unserer Babys mehr gespürt hatte, trug nicht zur Verbesserung der Situation bei. 

Mit verschwommenen Blick starte ich an die Decke und versuchte wach zu bleiben. Plötzlich tauchte Leons Gesicht in meinem Blickfeld auf. Die Panik, die ich während des Telefonat in seiner Stimmer gehört hatte, konnte ich in seinen Augen erkennen. Er fuhr mit einer Hand durch meine Haare und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. 

  "Ich bin bei dir. Es wird alles gut", flüsterte er mir zu. "Ich liebe dich. Wir schaffen das zusammen."

  "Le", hauchte ich. 

  "Ich bin hier." Er griff nach meiner Hand und drückte diese sanft. 

  "Wir müssen jetzt rüber zum Kaiserschnitt", verkündete der Arzt, woraufhin sich sofort alle in Bewegung setzten. Leon hielt meine Hand fest umklammert, während er nebenher lief und mich nicht aus den Augen ließ. 

Die angespannte Stimmung war deutlich spürbar. Keiner sprach es aus, doch ich wusste, dass irgendwas nicht stimmte. 

Fußball & Formel1 OS-Sammlung (boyxboy) - Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt