Raum x Mittelstädt - (Keine) Liebeserklärung

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Widmung: Sophia_16_06

Davids PoV

Ich erspielte mit etwas Freiraum von den Schweizer Nationalspielern, um schließlich eine Flanke vors Tor zu schießen. Niclas konnte den Ball ins Tor köpfen und erzielte dadurch den Ausgleich in der Nachspielzeit. Mit dem Spielstand würden wir die Gruppenphase als Gruppensieger abschließen. 

Niclas stürmte in die entgegengesetzte Richtung von mir. Ein Großteil unserer Mitspieler folgten ihm. Ehe ich mich auf den Weg machen konnte, sprang mir Maxi in die Arme. Strahlend schlang er seine Arme um meinen Nacken. 

  "Das war der Wahnsinn." Ich spürte beim Reden seinen Atem im Nacken, was mir eine Gänsehaut verschaffte. Die Nähe des Verteidigers ließ mein Herz rasen. Glücklich drückte ich ihn fester an mich. "Ich liebe dich, David." Plötzlich schien eine komplette Stille zu herrschen. Das Jubeln der Fans und die Torhymne nahm ich gar nicht mehr wahr. Für diesen einen Moment gab es nur noch Maxi und mich. Ich hätte nie geglaubt, diese Worte einmal aus seinen Mund hören zu dürfen, obwohl ich mir nichts anderes sehnlicher wünschte. Der Spieler vom VfB Stuttgart hatte mir komplett den Kopf verdreht. 

  "Was?", brachte ich hervor, da ich mir sicher war, mich verhört zu haben. Maxi schwieg. "Hast du gerade gesagt, dass du mich liebst?" Lachend löste Maxi sich und boxte mir mit der Faust freundschaftlich gegen die Schulter. 

  "Ach das war nur so aus der Euphorie raus. Keine Sorge, ich hab ne Freundin. Das war nicht ernst gemeint." Ich zwang mir ein Grinsen auf und nickte. Er joggte zu Niclas, um diesen zum Tor zu gratulieren. Schweigend blickte ich ihm nach. 

Die Freude über die Vorlage zum Tor war verpufft. Es war plötzlich völlig egal, dass wir Gruppensieger waren. Ich wollte einfach nur weg. Am liebsten nach Hause, um mich dort in meinem Bett zu verkriechen.

 Natürlich hatte Maxi es nicht ernst gemeint. Ich hatte mir unnötiger Weise Hoffnung gemacht. Die Tatsache, dass er offenbar eine Freundin hatte, zeigte mir zudem noch deutlicher, dass ich niemals eine Chance bei ihm haben werden. Er ist hetero und selbst, sollte er Bi sein, sah ich keinen Grund, wieso er ausgerechnet an mir Interesse haben sollte. 

Ich riss meinen Blick von Maxi ab und bemerkte dadurch, dass Deniz neben mir stand. 

  "Alles okay?", fragte er besorgt. 

  "Klar, wir sind Gruppensieger", grinste ich, obwohl mir eher zum Heulen zu Mute wäre. Bevor der Stürmer weiter Fragen stellen konnte, ergriff ich die Flucht. Als ich bei Robert ankam, musterte dieser mich zwar kurz skeptisch, sprach das Offensichtliche aber nicht an. 


Bis spät in die Nacht lag ich noch wach in meinem Bett. Immer wieder spielte sich der Moment vor meinem inneren Auge ab. Immer wieder hörte ich die drei kleinen Worte, die mir die Welt bedeuten würden, wenn sie ernst gemeint gewesen wären. 

Das Piepen meines Handy erlöste mich für einen Augenblick von meinen Gedanken. Als ich auf den Display blickte, wurde eine Nachricht von Robert angezeigt. 

Bist du noch wach? Ist wichtig. Komm zum Massageraum. 

Robert würde mir nicht schreiben, wenn es nicht wirklich wichtig wäre. Da ich sowieso nicht schlafen konnte, entschloss ich seiner Bitte nachzukommen. Seufzend quälte ich mich aus dem warmen Bett, zog mir etwas über und schleppte mich dann zum Massageraum.

Im Inneren des Raumes traf ich nicht wie erwartet Robert, sondern Deniz und Maxi. Misstrauisch musterte ich die beiden Stuttgarter. Maxi saß auf eine der Liegen und schien genauso überfordert mit der Situation zu sein wie ich. Deniz hingegen grinste mich an. Er kam auf mich zu und drückte mir ein Handy in die Hand. 

  "Magst du das Robert von mir geben? Ich musste mir das mal über Nacht von ihm ausleihen, weil ich mir nicht sicher war, ob du gekommen wärst, wenn ich geschrieben hätte."

  "Was?", brachte ich lediglich hervor. Da ich der Erklärung, die bei Deniz so selbstverständlich klang, nicht so schnell folgen konnte. 

  "Im Korb auf der hintersten Liegen ist Trinken und ein paar Snacks. Kissen und Decken liegen dort auch. Wenn ihr es lieber etwas romantischer haben wollt, findet ihr auch noch Kerzen im Korb. Wenn ihr das geklärt habt und die Nacht lieber in einem eurer Zimmer verbringen möchtet, dürft ihr mir aber auch früher Bescheid sagen. Aber nur wenn es wirklich geklärt ist. Ansonsten lass ich euch morgenfrüh raus." Deniz trat in den Flur. "Achja, um das Gespräch schon mal etwas anzukurbeln. Maxi hat gelogen. Er hat gar keine Freundin." Überrascht blickte ich zum Verteidiger. Im nächsten Moment hörte ich jedoch das Zufallen der Tür und das anschließende umdrehen des Schlüssels. Ungläubig trat ich an die Tür, um an dieser zu rütteln. Deniz hatte uns tatsächlich eingesperrt. 

Ich drehte mich zu Maxi um, der unverändert auf der Liege saß. 

  "Deniz hat mir mein Handy abgenommen, aber du hast doch das von Robert. Kannst du nicht Jemanden anrufen, der uns hier rausholt?" Kurz überlegte ich, ob Deniz bei seinem Plan einen Fehler gemacht hatte und mir versehentlich nicht nur mein Handy gelassen, sondern zusätzlich noch das von Robert gegeben hatte. Nach der Verkündung, dass Maxi gar keine Freundin hatte, hielt ich es jedoch für wahrscheinlicher, dass er davon ausging, dass ich Interesse daran haben würde, das zwischen uns zu klären. Er mir aber nicht verwehren wollte, der Situation zu entkommen, sollte sein Plan schiefgehen. 

  "Wieso behauptest du, dass du eine Freundin hast, wenn das scheinbar gar nicht stimmt?", fragte ich. 

  "Das ist nur ... Deniz hat ... Eigentlich ...", stotterte Maxi bis er sich schließlich selbst mit einem Seufzer unterbrach und den Kopf nach vorne fallen ließ. "Ich wollte nicht, dass die Situation unangenehm wird. Ich dachte, wenn du denken würdest, dass ich eine Freundin habe, wäre es weniger peinlich. Ich konnte ja nicht ahnen, dass Deniz uns einsperrt und die Lüge auffliegen lässt." 

  "Du hast also keine Freundin?", versicherte ich mich, woraufhin Maxi den Kopf schüttelte. 

  "Und was ist mit der Aussage, dass du es nur aus Euphorie gesagt hast? War das auch gelogen?" 

  "Was soll das denn, David? Hab ich mich aufm Spielfeld nicht schon genug blamiert? Ruf doch einfach Jo oder so an und ..."

  "Ich möchte aber die Wahrheit wissen", unterbrach ich ihn. 

  "Aber ..." 

  "Hast du Gefühle für mich?"

  "Die Situation war einfach ..."

  "Liebst du mich?" 

  "Ich hätte das nicht sagen sollen. Es ist nur ..." 

  "Ja oder nein?" Maxi, der meinem Blick auswich, fuhr sich unruhig durch die Haare. "Ja oder nein?", wiederholte ich die Frage. 

  "Ja", kam es Maxi schließlich ganz leise über die Lippen. "Ja, ich liebe dich. Es ist mir in der Euphorie raus gerutscht, aber nur weil es die Wahrheit ist." Ich ging auf Maxi zu. "Eigentlich solltest du das nie erfahren, weil ich nicht wollte, dass es seltsam zwischen uns wird. Aber in dem Moment konnte ich es einfach nicht für mich behalten." Er schien noch etwas sagen zu wollen, hob dabei jedoch den Blick und realisiert, dass ich inzwischen genau vor ihm stand. Ich legte eine Hand an seine Wange und lehnte mich zu ihm vor. Kurz vor seinen Lippen hielt ich ein letztes Mal inne und wir blickten uns einfach in die Augen. Dann überbrückte ich die letzten Zentimeter und küsste den Älteren schüchtern. Mindestens genauso zaghaft wurde der Kuss erwidert. 

Als ich den Kuss löste, blickten wir uns erneut in die Augen. Ein glückliches Lächeln schlich sich auf meine Lippen, welches sich weiter auf Maxis Lippen ausbreitete. 

  "Ich liebe dich auch", flüsterte ich. Maxis Lächeln wurde breiter. Er legte eine Hand in meinen Nacken, zog mich wieder näher und verband unsere Lippen für einen weiteren Kuss miteinander. 

Fußball & Formel1 OS-Sammlung (boyxboy) - Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt