Kais PoV
Mit rasendem Herz stand ich vor der Wohnungstür von Jule und hielt den Griff meines Koffers, der neben mir stand, festumklammert. Ich war vom Trainingslager direkt nach Dortmund geflogen. Jule hatte ein Recht darauf zu erfahren, dass er Vater werden würde und es brachte nichts es unnötig hinauszuzögern. Eigentlich war mir klar, dass er sich freuen würde, immerhin hatte er das Thema Familiengründung angesprochen. Wir hatten uns bewusst entschieden nicht mehr zu verhüten, wohlwissend welche Folgen das haben könnte. Es war genau das eingetreten, was wir wollten und doch war ich nervös vor Julians Reaktion.
Ich holte noch ein letztes Mal zittrig Luft, ehe ich den Wohnungsschlüssel ins Schloss schob und dieses aufschloss. Zögerlich drückte ich die Tür auf, um den Flur zu betreten, wo ich aus meinen Schuhen schlüpfte und den Koffer zunächst zur Seite stellte. Schritte kamen näher. Im nächsten Moment stand Jule bereits im Türrahmen zum Wohnzimmer und sah mich aus großen Augen überrascht an.
"Kai?", brachte er überfordert hervor. Er wusste, dass ich eigentlich gerade im Trainingslager sein sollte. Ich nickte lediglich, wodurch keine der Fragen, die vermutlich gerade in Jules Kopf kreisten, beantwortet wurde. "Was machst du hier?", sprach er schließlich die erste Frage laut aus. "Du solltest doch eigentlich gerade im Trainingslager sein", merkte er an.
"Ja, sollte ich", murmelte ich.
"Und wieso bist du das nicht? Ist irgendwas passiert? Hast du dich verletzt?" Sein Blick huschte musternd über meinen Körper.
"Können wir uns vielleicht irgendwo hinsetzen?", fragte ich. Die Sorge war dem Blonden sofort anzusehen. Er nickte und ging zurück ins Wohnzimmer, wo er wartete, dass ich ihm folgte, bevor er sich aufs Sofa setzte. Ich nahm neben ihm Platz.
"Möchtest du was trinken?" ich schüttelte den Kopf. "Was ist los, Kai? Ich fang an mir Sorgen zu machen." Er griff nach meiner Hand und verschränkte unsere Finger miteinander.
"Ich bin früher vom Trainingslager abgereist", begann ich zu erklären.
"Das sehe ich", merkte Jule an.
"Und werde auch einige Zeit nicht mehr mit der Mannschaft trainieren oder an Spielen teilnehmen", redete ich weiter.
"Also hast du dich verletzt?" Ich schüttelte den Kopf und senkte den Blick auf unsere miteinander verschränkten Finger. Ich atmete einmal tief durch, bevor ich wieder aufsah und meinem Partner in die Augen blickte.
"Ich bin schwanger." Aus großen Augen sah Jule mich an. Er öffnete den Mund, als würde er etwas sagen wollen, doch kam ihm kein Wort über die Lippen. Seine Augen begannen zu leuchten und seine Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen.
"Du bist wirklich schwanger?", fand der Ältere seine Stimme wieder. Ich nickte. Mit einem Freudenschrei zog Jule mich in eine feste Umarmung, wobei er mir einen Kuss auf den Kopf drückte. "Wir werden Eltern, Kai, wir bekommen ein Baby", rief er euphorisch.
"Ja", hauchte ich.
"Das ist der absolute Wahnsinn." Ich blickte meinen Freund an, der übers ganze Gesicht strahlte und für einen Moment nagte das schlechte Gewissen, sowie Scham an mir. Ich war zu keinem Zeitpunkt so euphorisch gewesen. Machte mich das schon jetzt zu einem schlechten Vater? Ich sollte mich auch freuen, doch stattdessen fühlte ich einfach nur Unsicherheit und Angst. Könnte ich mich so sehr freuen, wie Jule es tat, wenn die Rollen vertauscht wären? Vielleicht. Die neue Verantwortung, die ich für das ungeborene Baby trug, belastete mich. Ich setzte mich selbst unter Druck. Ich wollte alles perfekt machen, wusste aber überhaupt nichts über das Thema. Wie konnte ich es für eine gute Idee halten so unvorbereitet in eine Schwangerschaft zu starten? Ich könnte verstehen, wenn das Baby, wenn es größer war und all das verstand, mich hassen würde. Ich brachte es wohlwissend in Gefahr nur weil die Realität mir Angst machte. Ich wollte eigentlich gar nicht wissen womit ich dem Baby alles Schaden könnte, weil ich auch schon ohne dies Wissen genügend Panik fühlte. Doch wie sollte ich mein Kind beschützen, wenn ich die Gefahren gar nicht kannte?
"Harvey?" Das Strahlen in Jules Gesicht war Besorgnis gewichen. "Hast du es dir anders überlegt? Bereust du es?" Das Letzte, was ich wollte, war Julian seine Freude zu nehmen. Zumindest einer von uns sollte glücklich sein. Er hatte das Recht sich über die Neuigkeit zu freuen. Allerdings würde er sich die nächsten Monate auch noch entspannt zurücklehnen können.
"Was ist, wenn ich es vermassle?", sprach ich mein Bedenken aus.
"Dann vermasseln wir es zusammen, aber dazu wird es nicht kommen. Es gibt Ärzte, Familienberater, das Internet, Bücher und es gibt unsere Familien, insbesondere unsere Mütter. Wir müssen das nicht allein schaffen. Bei jedem einzelnen Schritt haben wir die Möglichkeit uns Hilfe dazu zu holen und das ist dann auch in Ordnung. Es ist kein Zeichen von Schwäche Hilfe anzunehmen. Wir dürfen um Hilfe bitten. Und egal was die Zukunft für uns beide ... für uns drei parat hält, wir werden es gemeinsam meistern. Ich liebe dich, Kai, und ich weiß, dass wir das schaffen werden." Jule platzierte einen kleinen zärtlichen Kuss auf meinen Lippen, ehe er auf meinen Bauch deutete. "Darf ich." Ich nickte. Jule schob eine Hand unter mein Shirt, um diese dann auf meinen Bauch zu legen. Das Lächeln fand den Weg zurück auf seine Lippen, während seine Finger über meine Haut strichen. "Wie lange bleibst du?"
"Während der Schwangerschaft darf ich in Deutschland bleiben. Über die Zeit danach haben wir noch nicht gesprochen." Wenn überhaupt möglich begann Jule noch breiter zu strahlen.
"Du bleibst die ganze Zeit hier?", versicherte er sich. Ich nickte.
"Dieser Tag wird immer besser."
"Ich muss bloß nochmal nach England, um einige meiner Sachen nach Deutschland zu holen. Mit dem Inhalt meines Koffers werde ich nicht weitkommen. Und ich muss mir noch ü erlegen, wo ich für die Zeit in Deutschland unterkomme, da ..." Jule unterbrach mich.
"Wie wäre es mit hier? Wir haben nie übers Zusammenziehen gesprochen, weil es aufgrund der unterschiedlichen Vereinen nie eine Option gewesen war, aber ich würde mich freuen, wenn du bei mir einziehen würdest. Ich hätte dich gerne jeden Tag um mich. Zudem kann ich dich so am Besten bezüglich der Schwangerschaft unterstützen. Ich möchte dich nicht zwingen. Wenn du lieber etwas eigenes hättest, würde ich das natürlich auch akzeptieren."
"Ich würde gerne bei dir einziehen", lächelte ich und lehnte mich vor, um den Blonden zu küssen. Es wäre dämlich von mir, mir diese Möglichkeit entgehen zu lassen. Wieso sollte ich allein in einer neuen und somit fremden Wohnung hocken, wenn ich stattdessen bei Jule sein könnte in der Wohnung, die sich schon lange wie ein zweites Zuhause für mich anfühlte? Zudem wäre es wohl ziemlich leichtsinnig mich allein meinen Sorgen und Ängsten zu stellen. Jule hatte Recht. Es war in Ordnung Hilfe anzunehmen. Das änderte zwar nichts daran, dass ich einen wahnsinnig Respekt vor der Zukunft hatte und mir diese auch Angst einjagte, aber gemeinsam mit Jule, den Personen, die uns nahestanden, und den Ärzten würde schon alles irgendwie gut gehen. Ich musste einfach versuchen optimistisch zu sein.
Jule und ich gründeten eine eigene Familie. Das war ein Grund zur Freude und nicht um sich panisch zu verkriechen. Wir würden es schaffen.
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Fußball & Formel1 OS-Sammlung (boyxboy) - Teil 2
FanfictionTeil 2 meiner OS-Sammlung (boy x boy) gefüllt mit Fußball- und Formel1 One Shots