back to school:(

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Genervt betrat ich das Klassenzimmer und setzte mich schnell neben Cedric, der in Biologie mein Sitznachbar war.

"Belle!", begrüßte dieser mich angeekelt.

"Halts Maul, Cedric!", zischte ich und warf meinen Rucksack in die Ecke.

"Dein Bruder schuldet mir noch Geld.", sagte er mir.

Ich verdrehte die Augen:
"Dann sag es ihm! Ist sein Problem, Idiot."

Meine Laune war wie jeden Tag eben super. Gott sei Dank ließ mich Cedric dann in Ruhe, denn die Lehrerin kam herein.

"Schön, dass Sie uns auch mal wieder Gesellschaft leisten, Miss Garcia.", war das erste, was aus ihrem beschissenen Mund kam.

Ihr Lächeln war aufrichtig und ernst gemeint. So nach dem Motto „Mein Beileid, dass deine Mum gestorben ist, aber dort oben wirds ihr ohne dich besser gehen".
Ja, ich war echt anstrengend. Das stimmte schon.

"Ja, ich dachte mir: Oh, heute ist Bio bei Miss Quinn. Da habe ich ja voll Bock drauf (nicht)", zischte ich sie wütend an.

Ich konnte mich selbst nicht vor Lehrern beherrschen geschweige denn vor ihnen Respekt haben. Die Klasse lachte. Miss Quinn sah mich empört an.

"Nach der Stunde kommst du vor!", verlangte sie von mir und ich stöhnte laut, wehrte mich aber nicht dagegen. Das würde alles nur noch schlimmer machen so wie immer.

"Ich habe echt noch nie so anstrengende Schüler wie deinen Bruder und dich gehabt.", seufzte Miss Quinn und sah zur Decke, als würde sie zu Gott beten hier einfach erlöst zu werden.

"Dann sollten Sie sich wohl einen anderen Job suchen.", sagte ich schnippisch und lehnte mich auf meinem Stuhl entspannt zurück.

"Doch, es gibt noch einen. Wesley Scott.", fiel ihr plötzlich ein.

Ich lachte:"Sie haben ausnahmsweise mal echt Recht. Er ist einfach unerträglich. Ein Fall für die Klapse, wenn Sie mich fragen. Er leidet an einer schlimmen Sucht sich jedes Mädchen zu krallen."

Selbst die Lehrerin konnte sich dieses Mal ein Lächeln nicht unterdrücken.

"Dann wirst du ihm heute Mittag Gesellschaft leisten. Wir werden nämlich zusammen mal ein ernstes Wörtchen miteinander reden.", bestätigte sie meine Vermutungen.

Ich schnaubte.

"Nein, das können Sie nicht machen, Ma'am!", wehrte ich mich und stand auf.

"Natürlich kann ich das.", lächelte sie mir gemein zu und widmete sich dann ihren Unterlagen, um mit dem Unterricht zu beginnen.

Ich hatte keine Wahl, als jetzt aufzugeben. Sie hatte gewonnen. Mal wieder!
Heute war mein erster Schultag, nachdem was vor zwei Wochen passiert war. Meine Mum hatte einen Autounfall und war dabei ums Leben gekommen. Sie war mit einem Lastwagen zusammengekracht und sofort tot gewesen. Meine Familie und ich hatten noch keine einziges Mal darüber geredet. Es war komisch. Wir waren eigentlich immer glücklich gewesen, also zumindest halbwegs. Jetzt lebten wir einfach nur aneinander vorbei.
Mein Dad arbeitete dauerhaft und machte massig Überstunden. Mein Bruder ging nach der Schule immer zu seinen Kifferfreunden und kam auch erst immer sehr spät nachhause.
Meistens hatte er dann irgendeine „Chica" dabei. So nannte er immer seine Bettgenossinnen. Der Fakt, das mein Bruder ein ziemlicher Frauenheld war, störte mich komischerweise gar nicht mehr so.
Es nervte mich nur tierisch, dass ständig andere Leute zu mir kamen, wenn sie etwas von ihm wollten. Sie konnten ihn doch auch selbst drauf ansprechen.
Obwohl wir Zwillinge waren, hatten wir wenig gemeinsam. Eigentlich sahen wir uns überhaupt nicht ähnlich. Im Gegensatz zu ihm hatte ich in der Vergangenheit erst einen Typen gehabt, aber das war wirklich nichts ernstes gewesen.
Außerdem war ich eher eine Einzelgängerin, während mein Bruder ziemlich viele Freunde hatte und jeder ihn mochte. Genauso wie bei Wesley (ew). Manche verwechselten die beiden sogar, auch wenn sie sich null ähnlich sahen.
Außerdem spielte mein Bruder Football, was sein Image an der Schule auch nochmal hochpushte. Ich war Cheerleader. Ich hatte da nicht wirklich Freunde und wenn mich jemand ansprach, war es wegen meines nervigen Bruders.
Eigentlich wollte ich das auch nie machen, aber meine Mum prahlte früher, wie toll das doch wäre. Ich würde sozusagen in ihre Fußstapfen treten. Beweglich und gelenkig war ich ja aber eben ziemlich faul. Meine Trainerin holte mich nach jedem Training zu sich, weil sie meinte ich bräuchte mehr Körperspannung.
Ich war eben nicht die heile Welt und hatte noch nie das Bedürfnis meine Freude auszustrahlen...

„Miss Garcia!", hörte ich eine Stimme sagen. Geschockt schreckte ich hoch und knallte mit Miss Quinn zusammen.

Ich musste wohl eingeschlafen sein. Wir beide rieben uns vor Schmerz den Kopf.

"Ist mein Unterricht denn so langweilig?", wollte sie von mir wissen und ich nickte.

Alle waren schon weg gegangen. Ich war alleine mit meiner Lehrerin im Bioraum. Eigentlich hatte ich jetzt aus so wie alle anderen, aber dann fiel mir ein, dass ich ja zum Nachsitzen verdonnert wurde.

"Kommen Sie bitte mit in mein Büro? Mr. Scott wartet schon.", ordnete Miss Quinn an.

"Ja, Ma'am!", stöhnte ich und folgte ihr.

Mir fiel ein, dass ich dort erst ein Mal war. Das war wegen Mobbing oder so. I don't really remember.

"Was will die hier?", wollte Wesley wissen und runzelte die Stirn.

In seinem Blick lag purer Hass auf mich. Zurecht! Ich konnte mich ja selbst nicht leiden.

"DIE wird dir Gesellschaft beim Absitzen deiner Strafe leisten.", erklärte sie dem hirnlosen Mensch und bat mich neben ihn zusetzen. Sie nahm gegenüber von uns Platz.

"Also ihr seid in letzter Zeit beide ziemlich aufgefallen wegen verschiedenen Dingen. Garcia: Mobbing, pure Frechheit gegenüber Lehren und Mitschülern (Respektlosigkeit), Gewalt und noch ein paar anderen Sachen. Das alleine in meinem Unterricht. Andere Lehrer führen bestimmt Tagebuch über dein Leben...

Wieso genau musste sie jetzt aufzählen, was ich schon alles für scheiße gebaut hatte? Als ob das Wes etwas angehen würde. Diese Frau war mir so unsympathisch...

Scott: Gewalt, Gewalt, Gewalt gegenüber mir, Mobbing, Geschlechtsverkehr in den Toiletten während meines Unterrichts, Verspätung, Ablenkung von Mitschülerinnen.", zählte sie auf.

Ich musste lachen.

"Du bist echt kreativ. Von dir kann man echt noch was lernen.", wies ich ihm meinen Respekt aus.

"Das reicht. Ihr beide seid echt unglaublich. Das ist kein Wettbewerb, wer sich schlimmer verhält.", schrie meine Biologie-Lehrerin und fuchtelte wild mit den Händen in der Luft herum.

"Wenn dann hätte ich schon längst gewonnen.", murmelte Wes und fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht, während er mich herausfordernd anlächelte.

One day you'll understand whyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt