hospitals make me sick

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Ich hasste es hier. Das letzte Mal, dass ich hier in einem Krankenhaus war, war schon etwas her und normalerweise hatte ich auch nicht mehr vor jemals wieder hierher zukommen.
"Kann ich Ihnen irgendwie weiterhelfen?", fragte mich die Frau am Empfang und deutete mir freundlich an, dass ich zu ihr kommen konnte.
"Sie sollten sich dringend mal durchchecken lassen.", riet sie mir.
Nein, danke! Darauf konnte ich sehr wohl verzichten.
Ich war deswegen ja auch nicht hier.
"Ich suche Annabelle Garcia. Sie müsste vor wenigen Minuten hier eingeliefert worden sein.", sagte ich stattdessen und versuchte mich ein wenig abzuregen.
Meine Nase musste ziemlich verblutet sein und mein Hemd auch.
"Einen Moment!", bat sie mich und tippte an ihrem PC herum.
"Sie wird gerade not operiert. Setzen Sie sich doch einfach in den Warteraum da hinten!", bat sie mir an und zeigte zu einer der hinteren Tür.
Ich folgte mit den Augen ihrem Finger und nickte dankend, bevor ich mich dann in Bewegung setzte.
Etwas zögernd öffnete ich die weiße Tür und hoffte, dass im Inneren der Geruch des scheußlichen Desinfektionsmittel etwas nachließ.
Ich konnte dieses Zeugs nicht riechen.
Am liebsten wäre ich direkt wieder rückwärts herausgegangen, als ich dort Annabelles Bruder und ihr Dad sah, die beide mit dem Kopf gesengt da saßen, die Hände vor dem Gesicht. Ich setzte mich an dem entfernten Platz von ihnen hin, aber es dauerte nicht lange, bis Jakob mich bemerkt hatte.
Schnell stand er auf.
Sein Gesicht sah verheult aus.
"Dass du dich traust hier aufzukreuzen, ist unverschämt. Wo warst du? Huh? Wo warst du, als es passiert ist? Hast du eine andere gebumst und wie siehst du überhaupt aus?", schrie er mich an, als er bei mir angekommen war.
Zum Glück waren wir völlig alleine in diesem Zimmer.
Ich schwieg und starrte nur frustriert auf den Boden.
Sein Dad sah zu uns auf, tat aber nichtmal etwas, als sein Sohn mir gezielt in die Fresse schlug.
Es Warnlampe, dass das kommen würde.
Ich sollte glaub ich jetzt doch mal zu einem Arzt oder direkt in die Geschlossene.
Mein Gesicht hielt das auf Dauer nichtmehr aus zermatscht zu werden.
Fuck!
Es tat echt weh, aber wehren tat ich mich trotzdem nicht.
"Sag was!", verlangte er schreiend von mir.
Ich schmeckte Blut und war mir aber war mir nicht sicher, ob es von Mund oder Nase kam. Zur Überprüfung wischte ich mir über die Nase und merkte, dass es die wohl sein musste oder einfach beides.
"Es tut mir leid.", presste ich heraus und hob den Kopf nur, um den nächsten Schlag zu kassieren.
Meine Nase hielt das wirklich nicht mehr lange aus.
War es peinlich von einem Jüngeren verschlagen zu werden? Egal!
"Das reicht aber nicht. Du hast meine Schwester gevögelt und jetzt wird sie sterben.", meinte er und hielt sich die Hand vors Gesicht
."Jakob!", rief ich seinen Namen, sodass er mich ansah.
"Ich liebe sie.", sagte ich und es fühlte sich nicht gelogen an, weil ich eben nicht gelogen hatte.
Ich hatte die Wahrheit gesagt. Es stimmte, auch wenn er es mir nicht glaubte.
"Du bist echt auf den Kopf gefallen. Hau jetzt ab! Keiner will dich hier haben.", beteuerte er und sah mich finster an.
"Ich muss mich bei ihr entschuldigen, ich kann jetzt nicht...", wollte ich anfangen.
"Geh!", sagte Jakob Dads tiefe Stimme.
Meine Beine zitterten.
"Bitte!", flehte ich ihn an, als eine Schwester hereinkam.
"Mr. Dalton!", rief sie jemanden auf, der sich hier gar nicht befand.
"Miss, ich möchte nicht, dass dieser Junge meine Tochter sieht. Können Sie ihn bitte rauswerfen!", wandte ihr Dad sich an die Pflegerin.
Das war jetzt aber nicht sein Ernst. Das konnte er nicht bringen.
"Kommen Sie bitte mit, Mister! Ich begleite sie nach draußen.", bat die Schwester mich jetzt zu gehen.
Er war nie für seine Tochter da, also wenn einer gehen sollte dann wohl eher er.
"Bitte, Miss Sancho! Ich will nur kurz mit ihr reden.", bettelte ich die Krankenschwester, auf deren Schild ihr Name stand.
"Besuch ist sowieso nur für Familienangehörige. Bitte gehen Sie!", bat sie mich nochmal in einem etwas strengeren Ton.
Ich erhob mich.
Ich putzte mir beim Rausgehen die Nase mit meinem Hemd und warf Familie Garcia noch einen extra bösen Blick zu.
"Sie hat eine viel bessere Familie verdient, Jakob!", sagte ich boshaft zum Abschied.
"Und einen besseren Freund, der sich auch wirklich um sie sorgt.", ergänze dieser und schaute noch grimmiger drein, als noch vor einer Minute.
Ich ging. Es war wahrscheinlich echt besser so.
"Sie werden Ihre Freundin sicher bald sehen.", beruhigte mich die Pflegerin, die mich nach draußen begleitet hatte, als wir am Ausgang angekommen waren.
Ich verließ die Klinik ohne noch ein Wort zu sagen.
So schnell konnte ein Krankenhausbesuch enden.
Am Ende hatte ich nur noch mehr Schmerzen als vorher.

One day you'll understand whyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt