epilog 5/

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Wieso hast du das getan?
Wieso hatte ich das getan?
Wieso hatte ich das getan?
Er sah mich erwartungsvoll an und schien auf meine Antwort zu warten.
Weil ich ihn immer noch wollte? Weil ich ihn vermisst hatte? Weil ich wollte, dass er zurückkam? Weil ich ihn...? Liebte? Immer noch? Ich hatte doch selbst keine Ahnung!
"Ich...ich muss gehen.", behauptete ich verwirrt und riss mir die gelegte Nadel samt Pflaster einfach von der Hand.
Es tat eigentlich garnicht weh.
Etwas zu schnell drehte ich mich um, wodurch mir kurz ein bisschen schwindelig wurde.
"Hazel, ich meine Annabelle. Jetzt warte doch!", forderte Wesley mich auf und nannte mich dabei sogar wie eine andere Frau.
"Hazel? Wirklich? Was ist nur falsch mit dir?", giftete ich wütend, nachdem ich stürmisch zu meiner Tasche gestampft war und gerade eigentlich den Ausgang suchte.
"Du hast mich doch geküsst.", schob er die Schulter auf mich.
Oh, entschuldige!
Werde ich nie wieder tun. Keine Sorge!
Hazel?
"Ja, das habe ich tatsächlich getan und es gibt nichts, was ich jemals mehr bereuen werde.", meinte ich, als ich an ihm vorbeiging und er mich am Handgelenk wieder zu sich zog.
Bei seiner bloßen Berührung stellten sich meine Nackenhaare auf.
"Es tut mir leid, Belle! Du machst mich nur so durcheinander.", fing Wes an sich zu entschuldigen.
Schon wieder meine Schuld! Du, du, du...
"Jetzt ist dir mein Name also wieder eingefallen. Glückwunsch, Levi!", fauchte ich ihn an und funkelte ihn so böse an, dass er mich losließ, aber ich lief nichtmehr vor ihm weg.
Jetzt stand ich da und sah ihn an und er mich.
"Du hast mich damit gerade viel zu sehr überrumpelt. Kannst du nicht verstehen, dass ich das kurz verarbeiten muss?"
Sein Blick war flehend und er bat mich um Verzeihung.
"Nein, aber vielleicht kann Hazel es ja verstehen. Ich dachte dein Gehirn funktioniert sowieso so schnell und toll. Da kann man das ja richtig gut verarbeiten.", hackte ich auf ihm herum und wir waren wieder in unserer altbekannten Mobbingphase angekommen. Er machte mich herunter und ich ihn.
"Du kennst sie doch nichtmal.", wehrte er sich und redete wohl über die unbekannte Dame.
"Das will ich auch nicht, denn ich werde nun gehen."
Es klang härter, als ich es eigentlich wollte.
"Dann hau halt ab, meine Güte!", seufzte er und schüttelte dabei enttäuscht den Kopf.
"Fick dich!"
"Du bist absolut kindisch.", behauptete Wes und hatte womöglich recht.
"Sagt die männliche Hure höchstpersönlich! Bei dir hat sich auch nichts verändert, außer dass dein Schwanz alt und schrumpelig geworden ist.", zickte ich herum und mich interessierte nichtmehr, ob es ihn traf oder nicht, denn ich war einfach nur stinksauer.
"Ich weiß nicht genau, aber ich lasse dich gerne mal nachschauen."
"Du kannst ja nichtmal einen Kuss verarbeiten. Ich will ja nicht, dass dir etwas pass..."
Meine Stimme brach ab, weil Wesley mich an den Hüften packte.
Nicht auf die grobe Art, sondern auf die sanfte...
"Bitte hör auf!", flüsterte seine raue Stimme an meinem Ohr.
Ich tat unbewusst das, was er von mir verlangte und ließ mich einfach von ihm berühren.
Bin ich verrückt? Abstand! Das geht in die Hose.
Seine weichen Lippen streiften meinen Hals und ich vergaß zu atmen.
Woher kam diese plötzliche Wendung?
Wes blickte mir tief in die Augen, bevor er-
Die Tür klingelte und ich stolperte automatisch ein paar Schritte weg.
Er murmelte eine Entschuldigung heraus und fuhr sich durch sein zerzaustes Haar.
Wahrscheinlich würde das Wesleys Cousin sein.
Ich setzte mich wieder auf das Sofa im Wohnzimmer und musterte den ganzen Raum.
"Ach komm, Wesley! Du wirst mich doch wohl noch kurz in deiner Wohnung zu einem Kaffee einladen können.", hörte ich eine weibliche Stimme, ehe die Tür zu schlug und das Geräusch von Absätzen die Wohnung erfüllte.
Hazel? Seine Affäre? Seine Schwester?
"Ich denke nicht.", hörte ich Wesley sagen, der nicht erfreut über den Besuch zu scheinen sein.
"Hast du etwa Besuch sowie jede Nacht?", fragte sie und wenig später erschien im Flur eine blondhaarige Gestalt, die mich vom Aussehen sehr an meine Mutter erinnerte.
Ich kannte sie aber nicht.
Wes stand dicht hinter ihr und warf mir einen besorgten Blick zu.
Als die junge Frau etwa in meinem Alter mich erblickte, schmunzelte sie Richtung Wesley aber warf mir einen bösen Blick zu.
"Da habe ich wohl doch richtig geraten.", behaupte sie voller stolz, wobei sie mich keineswegs aus den Augen ließ.
"Nein, das ist Annabelle.", meinte er und der Gesichtsausdruck der Blondine änderte sich schlagartig Richtung Verwunderung.
"Mhmm, die erste Liebe vergisst man nie.", murmelte sie wohl eher zu sich selbst als zu mir, aber ich fragte mich, woher sie mich denn kannte.
Er hatte sicher mit ihr über mich gesprochen so panisch, wie er sich bewegte.
"Das ist meine Exfreundin Hazel.", sagte Wesley dann ziemlich kleinlaut und stellte sie mir vor.
"Hallo!", antwortete ich monoton, weil ich sonst nicht wusste, was ich sagen sollte.
Hazel, die Hazel!
Ich mochte Wesleys Exfreundinnen noch nie, auch wenn ich mittlerweile selbst zu einer geworden war.
"Ich habe meine Kopfhörer am Donnerstag hier vergessen.", erklärte Hazel an ihren Ex gerichtet ihr Anliegen, weshalb sie hierher gekommen war.
"Sie liegen unberührt noch an derselben Stelle.", wies er sie daraufhin.
"Das ist gut!"
"Habt ihr zwei Lust eine zu rauchen?", wollte sei einige Sekunden später wissen und holte aus ihrer Tasche eine Zigarettenverpackung heraus.
Ich lehnte ab, aber wiederum Wes bejahte.
"Erinnerst du dich noch, als wir jedes Mal nach dem Sex geraucht haben? Das war episch.", behauptete Hazel und hatte wahrscheinlich schon vergessen, dass ich mich noch im Raum befand.
Wes nickte und lächelte dabei schwach.
"Was führt dich denn hierher, Kleinannabelle?", wollte sie jetzt doch von mir wissen und hatte wohl doch noch an mich gedacht.
Kleinannabelle?
Was war das denn für ein Spitzname.
"Ich studiere in New York und habe mich bei Wesley beworben, ohne zu wissen, dass er mein Chef sein wird.", erklärte ich ihr die Geschichte grob zusammengefasst.
"Ich will dich nur darüber informieren, dass ich alles über dich weiß..."
"Hazel!", unterbrach Wesley sie, aber sie ließ sich nicht von ihm stören.
"Ich habe mit Wesley all seine Entzüge und auch seine Rückfälle durchlebt und er redet gerne, wenn er betrunken ist vor allem von dir.", erklärte sie mir den Grund, wieso Wes nicht wollte, dass sie weitererzählte.
"Oh!"
Ich wurde ein wenig rot, weil ich mir nicht sicher war, welche Einzelheiten sie alles wusste.
"Es war dumm."
"Was?"

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