i don't want you to go

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Zwei Wochen später...

Ich ging nicht in die Schule. Eigentlich wollte ich auch gar niemanden mehr sehen. Um es genau zu sagen, wurde ich nämlich zu einem richtigen Sofamüffel. Feiern wollte ich nicht, weil ich Zane und seinen Leuten aus dem Weg gehen wollte und Jakob redete bekanntlich nicht mit mir. Tatsächlich hätte ich mir zum Zeitvertreib auch eine andere schnappen können und hoffen, dass ich durch Sex alles vergaß.
Nein, würde ich nicht und die Mädchen, die nur Bock auf ficken hatten und nicht diese Liebesschnulze durchziehen wollten, gab es kaum noch.
Jemand etwas Vorspielen fand ich im Moment nicht fair.
Also verbrachte ich meine ganze Zeit damit besoffen vor dem Fernseher Football zu sehen und ab und zu mir ein paar Pillen einzuwerfen, die mich echt paranoid machten.
Natürlich machte ich trotzdem jede Menge Sport um mich auf Trapp zu halten, joggte ungefähr doppelt so viel wie sonst und nahm dadurch jede Menge ab.
Mit meinem Dad hatte ich nichtmehr geredet und mit Annabelle auch nicht, aber sie hatte es relativ gut überstanden hoffte ich einfach.
Etwas Sorgen machte ich mir natürlich, aber der viele Alkohol wischte die Gedanken ganz gut weg.
Leider wurde der Kühlschrank immer echt schnell leer und ich musste mich dauernd um neuen Vorrat kümmern.
Heute war mal wieder eine dieser Tage.
Was wollte ich denn morgen essen? Pasta wäre wohl gut. Mit Tomatensoße...
Ich ging eigentlich nicht in diese kleinen Läden in der Innenstadt, aber heute hatte ich auch keine Lust zum großen weiter weg liegenden Laden zu laufen.
Also bückte ich mich um die Nudeln ganz unten im Regal herauszufischen.
Die Tür klingelte, weil jemand anderes den Laden betrat. Ich beachtete aber die eintretende Person gar nicht.
Bananen! Ich brauchte dringend Bananen und Zwiebeln.
Die waren auch alle. Hier gab es allerdings nicht die größte Auswahl, aber dafür war es regional.
"Könnten Sie mir bitte helfen und mir eine von diesen Konservendosen reichen?", fragte eine kratzige Stimme hinter mir mich.
Verdammte Scheiße!
Natürlich erkannte sie mich nicht. Ich trug ja auch einen Kapuzenpulli und mein Gesicht war gut verdeckt von dem schwarzen Stoff.
Langsam nahm ich meine Kapuze ab und drehte mich in die Richtung, woher die Stimme kam.
Sie sah gut aus, dafür dass der Unfall gerade mal zwei Woche her war. Aber sie saß in einem Rollstuhl. Konnte sie etwa nichtmehr laufen?
Zwei Augenpaare starrten mich entgeistert an. Sie sah zugegebenermaßen schon ein wenig gestresst aus und noch nicht ganz so fit.
"W-Wo warst du?", fragte Annabelle mich immer noch ganz überfordert von der sich gerade abspielenden Situation.
"Na in meiner Wohnung eben!", antwortete ich selbstverständlich, obwohl die Frage nicht so gemeint war, was mir bewusst war.
"Wieso hast du dich nicht gemeldet, Wesley?", löcherte sie mich weiter mit Fragen.
Gute Frage! Ich bin ein feiges Arschloch?! Wollte sie die Antwort haben?
"Ich musste ein paar wichtige Dinge erledigen.", log ich ihr eiskalt ins Gesicht und stellte es so da, als würde sie nicht zu diesen wichtigen Dingen gehören.
Was war nur los? Ich hatte das Szenario ungefähr fünfhundertmal in meinem Kopf durchgespielt, wie es wäre, wenn ich mit ihr reden würde.
"Die da wären?", harkte sie skeptisch nach und blickte mich ein wenig verwundert an.
Dennoch ließ sie sich kein bisschen von mir irritieren.
Ja, und jetzt?! Was sollte ich jetzt sagen?! Wie konnte man auch nur so dumm sein?
"Familiäre Dinge.", erklärte ich ihr, was ja auch teilweise irgendwie stimmte.
"Ach du meinst die Aktion, wo du deine Eltern mit Sachen beworfen hast?"
Dieses Miststück! Wer zum Teufel hatte ihr das bitte gesteckt?
"Ich hatte mich nicht unter Kontrolle.", behauptete ich, was auch s trimmte, weil ich mich an fast nichts mehr erinnern konnte.
"Hast du das jemals?"
Okay, wieso schoss sie so gegen mich? Natürlich war ich nicht der Engelsjunge, aber das war dann auch mal gut.
"Ja, ich hatte mich in deiner Gegenwart immer unter Kontrolle, Annabelle Garcia. Erzähl mir lieber mal, wie es dir geht!", wechselte ich geschickt das Thema.
"Morgen komme ich aus diesem Ding heraus und dann ist alles wieder gut.", informierte sie mich erstaunlicherweise doch über ihren Gesundheitszustand und zeigte währenddessen auf den Rollstuhl, der sie ziemlich zu nerven schien.
"Gut!", gab ich einen leisen Kommentar von mir und betrachtete sie einen Moment still.
"Übrigens bin ich jetzt mit Joshua zusammen.", erklärte sie mir und ich hatte keine Ahnung, ob sie das mir nur erzählte um mich zu kränken.
Pew!
Das ging aber schnell zwischen den beiden.
Ich nickte stumm und lehnte mich an das sich von mir links befindende Regal.
"Freut mich für euch! Viel Glück!", sagte ich ziemlich monoton, obwohl ich es nicht wirklich so klingen lassen wollte.
Wieso dieser riesen Arsch?
"Ich weiß doch, dass du ihn hasst. Tu doch nicht so!", mahnte sie mich meine Maske einfach fallen zu lassen und etwas ehrlicher zu werden.
"Hattet ihr schon Sex?", wollte ich wissen, weil es mich auf einmal brennend interessierte. Wenn man es extrem nötig hatte, konnte man es bestimmt auch in ihrem Zustand tun.
"Das geht dich gar nichts an, aber nein hatten wir noch nicht.", klatschte mir die nächste unsichtbare Ohrfeige ins Gesicht, indem sie das "noch" viel zu sehr betonte.
"Ich meine es ernst. Ich wünsche euch beiden Glück, weil ich weiß, dass er der Bessere ist und das einzige, was ich will, ist, dass du glücklich wirst. Deswegen halte ich mich von dir fern.", erklärte ich ihr langsam und lächelte sie dann aufmunternd an.
Belle schien eher traurig zu sein.
"Du hättest kommen sollen, Wesley. Du hättest mit mir reden sollen. Wir hätten das hinbiegen können.", behauptete sie, obwohl es keinen Sinn gemacht hätte.
Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis das nächste Unglück passiert wäre.
Es lag aber nicht an ihr.
Ich hatte mir das ganz alleine selbst zu zuschreiben.
"Nein, Annabelle! Es ist besser so, hörst du?", meinte ich und kam näher zu ihr und kniete mich dann direkt vor ihren Rollstuhl, um ihr die Tränen wegzuwischen, die ihr über das ganze Gesicht liefen.
Sie schüttelte den Kopf.
"Schau in die Zukunft und denk nicht an mich! Versprich mir das bitte!", verlangte ich von mir und ich wusste, dass es zu viel war.
Wir konnten uns nicht loslassen.
Sie schüttelte wieder den Kopf und schluchzte kurz.

One day you'll understand whyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt