wer heiratet jetzt?!

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P.O.V. Annabelle

Wer rief mich denn bitte jetzt an?
"Hallo? Wer ist da?", fragte ich und verließ das Wohnzimmer, um in Ruhe zu telefonieren.
Keine Ahnung wieso, aber ich wusste irgendwie nie, wie ich mich am Telefon melden sollte.
"Hier ist Agnes.", begrüßte mich Wesleys Stiefmutter.
Sie hatte tatsächlich ein perfektes Timing.
"Hast du etwas von Wesley gehört?", fragte sie und klang besorgt.
"Ja, wir sind gerade im Haus am See.", erzählte ich ihr und beschloss die Sache mit Cassy auszulassen.
"Mein älterer Sohn heiratet heute. Ich weiß nicht, ob du das wusstest, aber ich dachte, dass er auch kommen würde.", fuhr sie fort und schien ein wenig enttäuscht zu klingen, da sie anscheinend immer noch nicht ganz die Hoffnung aufgegeben hatte, dass Wesley sie irgendwann akzeptieren würde.
Ich fand das wirklich stark von ihr, wieviel Hoffnung sie hatte.
"Ich kann ihn dir mal geben, wenn du möchtest.", schlug ich ihr vor und linste ins Wohnzimmer.
"Ja, sie hielt kurz inne, das wäre sehr nett.", sagte sie höflich.
Ich ging wieder zu den anderen und hielt Wes mein Handy hin.
"Wer ist das?", fragte Wes.
"Deine Stiefmutter.", antwortete ich.
Er zog beide Augenbrauen hoch, nahm mir dann aber doch das Handy aus der Hand und verließ das Zimmer.
Jetzt war ich dort alleine mit Cassy.
"Annabelle?", fing sie dann doch überraschenderweise an mich anzusprechen.
"Mmh!", murmelte ich und sah zu ihr.
"Ich will dir nicht deinen Freund wegnehmen. Ich hab nur sonst niemanden, Sie schniefte, Meine Mutter hat mich rausgeworfen und meine Freunde wollen nichts mehr mit mir zu tun haben."
Eine Träne kullerte über ihre Wange, die sie sofort wegwischte. Ich wusste nicht, ob sie so emotional wegen der Schwangerschaft war oder ob sie immer so war.
Ich kannte sie nicht so gut, wie ich dachte. Für mich war sie von Anfang an nur die Bitch gewesen.
Vorurteile halt!
"Es ist okay.", beruhigte ich sie, dass ich damit kein riesengroßes Problem hatte.
"Ich wollte nicht, also schwanger werden. Ich wurde vergewaltigt.", sagte sie und blickte zum Boden.
Wirklich gedacht, dass sie mir jemals so etwas vertrauliches sagen würde, hätte ich nicht gedacht.
"Hat der Typ wenigstens seine Strafe bekommen?", fragte ich sie, doch sie schüttelte nur den Kopf.
"Das ist nicht so einfach, wie du dir das vorstellst.", seufzte sie und kratzte sich am Kopf.
"Hör auf dich immer überall einzumischen!", hörte ich Wesley im Flur herumschreien.
Er sollte sich wohl besser mal etwas beruhigen.
"Okay, wir machen uns fertig.", verabschiedete sich Wesley laut vom Telefon.
Er legte auf.
"Fuuck!", brüllte er und schmiss irgendwas auf den Boden im Flur, das laut zersplitterte.
Erst dann merkte ich, das es mein Handy gewesen war. Er kam ins Wohnzimmer gestürmt, rot wie eine Tomate.
"Was ist—?", wollte ich fragen, ob alles in Ordnung war, aber brach ab, weil er mich grob vom Sofa schubste.
"Tu mir den Gefallen und halt die Klappe, Annabelle!", sagte er und fuhr sich gestresst durch die Haare.
Na, vielen Dank!
Ich wollte wohl lieber nicht wissen, was jetzt schon wieder passiert war.
Wes war wütend und er ließ es an mir aus.
"Oben auf meinem Bett liegt ein Kleid. Zieh das an und richte dich her! Wir feiern hier jetzt eine Hochzeit.", wandte er sich an mich, bevor seine ganze Aufmerksamkeit dann bei Cassy lag.
Eine Hochzeit?
Ich hatte ja mitbekommen, dass Wes Stiefbruder anscheinend heiratete, aber die Feier fand hier statt? Ich hatte mir den Tag heute echt wesentlich anders vorgestellt. Vor allem weil ich dachte er wäre etwas ruhiger, weil Wesley endlich mal Klartext mit mir geredet hatte.
Anscheinend gab es ja immer noch...Probleme.
"Leg mal einen Gang zu, Annabelle! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.", fuhr er mich an, als ich mich noch keinen Zentimeter von der Stelle bewegt hatte.
"Komm mal bisschen runter, Scott!", schnaufte Cassy empört und verdrehte dabei die Augen.
Er atmete laut aus und drehte sich dann wieder in meine Richtung.
"Es tut mir leid! Ich wollte dich nicht anschreien."
Er senkte den Kopf leicht.
Dieses in Selbstmitleid verfallen konnte er echt schlecht.
"Ich weiß, aber rede nie wieder so mit mir!", warnte ich ihn, dass das für mich alles andere als okay ging.
"Werd ich nicht!"

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