epilog 3/

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"Darf ich Ihnen einen Drink ausgeben?", fragte mich eine Stimme von hinten und ich merkte, dass der Mann ungefähr in meinem Alter mit mir sprach.
"Ähm..."
Er trug ein beiges Hemd, dass zu seiner braunen Hose echt gut passte.
Ich warf einen kurzen unsicheren Blick auf die Uhr. Halb zehn!
"Kommen Sie! Sie mögen doch sicher Wodka Lemon.", erriet er genau das, was ich eigentlich gerade bestellen wollte.
Wie gruselig!
"Na, gut!", willigte ich doch ein und ließ mir von dem Mann mein Getränk ausgeben, dass er mit Karte bezahlte.
Er drehte mir kurz den Rücken zu und reichte mir dann freundlich meinen Drink.
"Vielen Dank!", sagte ich höflich und schenkte ihm ein freundliches Lächeln.
"Was macht denn eine so schöne Frau alleine in so einem Restaurant?", informierte er sich und schien darüber scharf nachzudenken.
Ich wusste nicht, ob ich mich eher geschmeichelt oder unwohl fühlen sollte.
"Ein etwas aus der Bahn geratener Geschäftsterm in.", meinte ich knapp und nahm einen ziemlich großen Schluck aus dem kleinen Glas.
Das war hier aber auch echt teuer, bemerkte ich, als ich auf die Karte sah.
Stellten die den ganzen Alkohol etwa selbst her?
"Oh, das ist mir aber auch schon ein paar Male passiert. Machen Sie sich nichts daraus!", beruhigte mich der Mann und tätschelte dabei meine Schulter.
Es war doch wirklich unangenehm.
Ich schaute mich um, ob jemand in der Nähe war, den ich kannte und der mir aus der Patsche helfen konnte, aber da war wirklich niemand.
Wo war denn Wesleys Cousin hin verschwunden?
Ich musste echt mal auf die Toilette gehen und als ich vom Barhocker hüpfte, wurde mir ganz schwummrig.
"Sie sind ja ganz wackelig auf den Beinen.", bemerkte auch der Typ und stützte mich sofort, wofür ich ihm sehr dankbar war.
"Ich müsste mal aufs Klo.", sagte ich leise mit piepsiger Stimme und versuchte die Umgebung richtig zu realisieren.
"Ich helfe Ihnen.", bat er mir an und an ihm geklammert, beförderte mich der Blonde Richtung Toiletten.
Dort war gar nichts los.
"Geht es Ihnen wirklich gut?", wollte er wissen.
Meine Augen brannten, wieso war ich denn so müde?
Was geschah mit mir? Natürlich vertrug ich keinen massigen Alkohol, aber etwas mehr ging da auf jeden Fall.
Mir war übel.
War das jetzt peinlich, wenn ich den freundlichen Kerl auch noch voll kotzte!
Ich kippte nach vorne um und der Mann fing mich mit seinen schützenden Armen auf und verfrachtete mich in die Damentoiletten.
Letztendlich merkte ich erst dann, was wirklich los war, als der Typ mich grob auf eines der Waschbecken drückte und mein Kleid hochschob.
Das war jetzt nicht wirklich sein Ernst?
Mhmm, Annabelle wieso hatte er dir wohl einen Drink ausgegeben?
Denk mal ganz scharf nach!
Ich wollte schreien, aber meine Stimme war weg.
Wehren konnte ich mich auf keinen Fall.
Meine Augenlider wurden schwerer und im Unterbewusstsein hatte ich diese Stimme, die mir sagte:
Lass es einfach über dich ergehen! Niemand will dir helfen.
Ich nickte ein, nachdem ich ein lautes Geräusch gehört hatte.
Meine Lider waren einfach zu schwer, sodass ich meine Augen nicht aufhalten konnte.

P.O.V. Wesley:

Ich wusste nicht, ob es es funktionieren würde. Natürlich wollten wir Annabelle nehmen, denn sie und ihre Arbeit waren einfach exzellent. Sie war schlau und taff geworden und ich bereute es verpasst zu haben, wie sie über sich hinaus gewachsen war.
"Ist das jetzt deine Ex wie in einem Märchen oder wie soll ich mir das vorstellen?", begrüßte mich Simon, der anscheinend von seinem Bargang zurück gekommen war.
Ich zuckte mit den Schultern.
"Das hindert dich aber jetzt nicht daran mit ihr zu arbeiten, ihr Chef zu sein?", wollte er wissen.
"Nein, ich verhalte mich äußerst diskret.", antwortete ich monoton.
"Ach, das weiß ich doch!", stimmte mein Cousin mir zu und klopfte aufmunternd auf meine Schulter.
"Ich muss mal.", sagte ich, eher weil ich es hasste, dass er mich anfasste und nicht weil ich dringend aufs Klo musste.
"Jaja!"
Ich erhob mich, hielt an der Bar Ausschau nach Annabelle, aber konnte sie nicht finden, weshalb ich mich dann zu den Klos bewegte.
Ein paar der Angestellten begrüßten mich freundlich und wünschten mir noch einen schönen Abend.
Ein wenig Schleimerei, weil ich ihr Chef war!
Da stand ich dann in dem leeren Gang alleine und hätte am liebsten gegen die Wand gehauen, bis ich mir alle Fingerknöchel gebrochen hatte.
Was für ein Scheißtag und was für ein Scheißzufall?
Ich sollte heimgehen und mal wieder ein wenig schlafen, denn das hatte ich wirklich nötig.
"Halt still!", hörte ich jemand aus der Damentoilette rufen und wunderte mich, dass die Stimme so männlich klang.
Leise lief ich ein paar Schritte näher und sah dann durch den Türspalt einen blonden Mann so um die dreißig.
Ein weiß, schimmerndes Kleid!
Ich riss die Tür komplett auf und entdeckte das Geschehnis dort sofort und ich konnte mir auch schon vorstellen, wie es entstanden war.
Der Typ bemerkte mich sofort, weshalb ich schnell handelte und ihn erstmal mit voller Wucht gegen die Wand hinter ihn schubste.
Ekelhafter Perverser! Fuck!
"Sind Sie verrückt?", hörte ich die Stimme des Mannes und schaffte es gerade noch Annabelle's Körper vor dem Aufprall des Bodens zu bewahren.
Wer war der Verrückte von uns beiden noch gleich?
Sie lag so halb am oder im Waschbecken des großen Bads.
Der Blonde holte aus und schlug mir mit frontaler Wucht ins Gesicht.
Gute Nacht!
Ich taumelte zurück und konnte nichtmehr verhindern, dass die leblose Annabelle auf dem Boden knallte, aber der Aufprall war Gott sei Dank nicht ganz so hart gewesen.
Noch ein Schlag in die Rippen, ehe ich es schaffte meine Rettung aus dem Anzug zu ziehen.
Ich spuckte Blut und merkte erst dann, dass ich mir selbst die Lippe durchgebissen hatte.
"Sie wollte es so.", behauptete der Mann und zeigte mit der rechten Hand auf Annabelle.
"Sie haben meine Freundin unter Drogen gesetzt, um sie dann zu vergewaltigen. Erzählen Sie mir keine Scheiße!", schrie ich fuchsteufelswild und richtete tatsächlich meine Waffe auf ihn, die ich übrigens für alle Fälle seit den Drohbriefen, man würde mich umbringen, wenn ich Shawn nicht seinem Vater gebe, immer zur Sicherheit dabei hatte.
Er entdeckte sofort, was ich dort in meiner linken Hand hatte.
"Okay, okay! Es tut mir wirklich leid.", entschuldigte er sich sofort und hob seine Hände in die Höhe, um mir zu zeigen, dass er niemandem mehr etwas tat.
Ich bückte mich zu Belle ohne diesen Wiederling aus den Augen zu lassen und schüttelte sie leicht.
"Hey, wach auf!"
Ich checkte ihren Puls. Sie lebte noch!
Sanft hob ich sie mit beiden Händen hoch.
"Kommen Sie nie wieder in mein Restaurant!", sagte ich zu dem Kerl, bevor ich meine Waffe wieder einsteckte und die Toiletten mit Annabelle im Arm verließ.
Eigentlich hätte ich jetzt die Polizei rufen sollen, aber dann hätte ich echt ziemlich große Probleme wegen illegalem Waffenbesitz.
Trotzdem konnte ich es immer noch nicht fassen, dass dieser Mann gerade tatsächlich Belle unter Drogen gesagt hatte, nur damit er seine Befriedung hatte, während sie total weggetreten war.

One day you'll understand whyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt