deja-vu

2K 56 3
                                    

Ich versuchte mir eine Träne wegzuwischen, die mir gerade die Wange herunterlief. Nicht auch noch Cassy sollte mich so sehen.
Mit meiner Linken schon blutverschmierten Hand wischte ich sie weg, wobei ich mir sicher war, dass das Blut jetzt überall in meinem Gesicht verteilt war.
"Hast du ein Taschentuch wegen meiner Nase?", wollte ich von ihr wissen.
"Handschuhfach."
Ich entdeckte dort eine volle Packung.
"Ich wollte das nicht, sie wollte unbedingt aus dem Auto. Also bin ich weitergefahren und irgendwer muss sie angefahren haben. Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nichts. Ich kann nichts machen verdammt!", wurde ich beim Sprechen immer lauter.
"Es ist doch nicht deine Schuld.", ermunterte sie mich und fuhr in eine Einfahrt, in die ich sicher nicht wollte.
Leider hatte ich nicht wirklich auf den Weg geachtet.
"Was zum Teufel machst du da?", fuhr ich sie an und schaute mich verzweifelt um.
"Wesley, ich kann nicht auf dich aufpassen und die anderen würden dir nur Schaden zufügen. Bitte! Ich meine es doch nur gut.", versuchte sie irgendwie zu mir durchzudringen.
Wie konnte sie mir das nur antun?
"Sie sind deine Familie und sie werden gut auf dich aufpassen. Nur für eine Nacht, bis du wieder einen klaren Kopf hast.", redete Cassandra weiter auf mich ein und versuchte ihr Handeln zu rechtfertigen.
"Wieso? Wieso tust du mir das an?", brüllte ich sie an in dem Wissen, dass ich so weg war, dass ich nirgendwo ohne ihre Hilfe konnte.
Nichtmal aus dem Wagen!
Sie hielt direkt vor der Haustür, ohne noch etwas zu sagen und stieg aus um mir aus dem Auto zu helfen.
"Ich mache das nicht für mich, Wesley. Ich tue das alleine für dich.", erinnerte sie mich, bevor sie mich aus dem Auto transportierte, mich stützte und mir bis zur Tür half.
Ich wehrte mich nicht, weil ich ihr nicht wehtun wollte.
Cassy klingelte.
Es dauerte einen Moment, bis Agnes verschlafen im Pyjama in der Türangel auftauchte.
Sie rieb sich die Augen und sah zwischen Cas und mir hin und her. Das Licht des Bewegungsmelders von draußen schien direkt auf uns.
"Wesley, um Gottes Willen!", sagte sie überrascht und sah dann zu meiner Begleitung.
"Kommt doch rein!", bat sie uns beiden dann an.
"Ich muss leider gehen.", sagte Cassy entschuldigend eher zu mir als zu meiner Stiefmutter.
Bitte nicht!
Ich sah sie flehend an.
Sie zog mich in eine Umarmung und sorgte dabei dafür, dass ich nicht umfiel.
"Es tut mir leid. Es tut mir so so leid. Ich wünschte ich müsste das nicht tun.", flüsterte sie mir ins Ohr und küsste mir auf die Wange, bevor sie sich noch für die Unannehmlichkeiten entschuldigte und dann ging.
Ich hielt mich am Türrahmen fest und versuchte mich ein wenig zusammenzureißen.
Ich hasste Cassy dafür.
"Komm her, Wesley! Lass mich dir einmal helfen!", schlug Agnes vor und ich hatte keine andere Wahl, als das zu tun.
Mein Dad saß im Wohnzimmer und schaute Football mit einem Bier in der Hand.
Die Hochzeit war anscheinend schon beendet.
Mögen Braut und Bräutigam ein schönes Leben in meinem Haus haben.
"Michael!", rief Agnes nach meinem Vater, der sich sofort nach ihr umdrehte.
Wie er da saß, es sich gut gehen ließ, während ich immer noch mit der ganzen Scheiße leben musste, die er mir angetan hatte.
Ich riss mich von Agnes los, glücklich darüber dass ich alleine aufrecht stehen konnte.
"Guten Abend, mein Sohn!", begrüßte mein sonst ja auch immer ach so freundlicher Vater mich.
"Verspürst du nicht ein wenig Schuld, weil du mein Haus verschenkt hast?", fragte ich ihn total ernst und versuchte mich zusammen zu reißen.
Ja, ich wusste, was gleich passieren würde!
Ich wäre auch ohne auf Koks zu sein so aggressiv, aber dass förderte es natürlich noch ein wenig besser.
"Wesley, das ist mein Grundstück.", rief dieser mir in Erinnerung.
"Und das ist...
Ich griff in das Regal rechts von mir und holte die Engelsfigur aus Glas heraus, die sicher von meiner Mutter war.
Eine Schande, dass er sie hier austellte!
Ich ließ sie fallen und sie zerschellte klirrend auf dem Boden
...entschuldige, es WAR deine Figur.", giftete ich ihn an und wünschte ihn mir so gerne in die Hölle, wo er hingehörte meiner Meinung nach.

One day you'll understand whyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt