disaster auf dem feld

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Heute war der Tag der Tage und ich marschierte soeben mit den anderen Cheerleadern auf das Feld, um diesen komischen Tanz vorzuführen, den ich absolut überhaupt nicht konnte. Ich hatte echt schlecht geschlafen und war verdammt müde. Vielleicht funktionierte die Musik ja irgendwie nicht. Das war meine letzte Hoffnung, die dann leider wieder verging, als aus den fetten Lautsprechern die ersten Töne eines Popsongs herausschalten.
Für einen Moment stand ich einfach nur da und tat gar nichts, während alle anderen mit diesen Wuschelndingern und ihren Ärschen wackelten.
Konnte mich nicht einfach jemand hier rausholen? Hilfe?
Das Mädchen, das links stand, schubste mich nach rechts. Einfach aus Reflex schubste ich sie zurück und versuchte mit den anderen mitzuhalten.
Ich sah schon Wes lachendes Gesicht vor mir, wenn ich hier irgendwie wieder lebend herauskam. Dann plötzlich drückte mich jemand zurück und ich merkte, dass das jetzt Sophies Part war.
Sie machte irgendwas mit ihren Händen und Füßen, was mich an mich selbst erinnerte, als ich sturzbesoffen auf einem Tisch in Cedrics Haus getanzt hatte. Irgendwann kam sie dann wieder zurück und wir machten wieder alle zusammen was, wobei ich überhaupt nicht mitkam.
Danach sahen sie mich alle erwartungsvoll an und ich verstand, das ich jetzt wohl mit meinem Solo dran war.
Wäre es eine gute Idee jetzt einfach in Ohnmacht zu fallen?
Vermutlich schon, aber stattdessen tänzelte ich irgendwie nach vorne und machte eben das, was mir gerade einfiel. Es musste eher wie twerken statt tanzen aussehen, weil ich irgendwann jemanden hörte, der durch die Zähne pfiff.
Die Musik passte gut zu meinem Einsatz, da diese Frau gerade irgendwas von "Sex" sang. Irgendwann kamen die anderen zu mir und machten noch irgendwelche anderen Tanzschritte, aber ich verschwand in der Menge und versteckte mich weiter hinten. Nachdem wir dann fertig waren, klatschten alle laut und wir liefen wieder zwischen den beiden Mannschaften hindurch, wobei ich konstant angestarrt wurde.
Ja, okay! Vielleicht hatte ich es doch ziemlich verkackt.
Alle anderen Mädels holten ihre Sache aus den Umkleiden, um danach das Spiel anzusehen, aber ich verkroch mich erstmal kurz auf den Toiletten, wo ich mich dann auch übergeben musste. Mir war so verdammt schlecht in diesem Moment. Wieso das so war, wusste ich nicht wirklich?
Wahrscheinlich war ich einfach zu aufgeregt gewesen und mich etwas zu sehr in alles hineingesteigert. Als ich mein Gesicht nochmal gründlich gewaschen hatte, beschloß ich dem Spiel nun Aufmerksamkeit zu schenken, denn ich hatte es Wes ja versprochen.

Jubelschreie erklangen und ich realisierte, dass das Spiel wohl aus war und wir gewonnen hatten. Also unsere Jungs eben. Alle waren aufgestanden und klatschten, während ich noch auf der Tribünenbank saß und gelangweilt Chips fraß. Alle umarmten sich glücklich, aber ich verstand einfach gar nichts. Wie konnte man nur so für diesen Sport begeistert sein? Ich stand auf und bewegte mich zu den Kabinen. Ich wollte mich extra beeilen, damit die Menge mich nicht zerquetschte. Die Mannschaften duschten immer zuerst und zogen sich anschließlich um. Das wusste ich dank meines Bruders. Also setzte ich mich auf die Bank und wartete ab. Ich wusste gar nicht, dass Jungs solange duschen konnten. Meine Chips machten das Warten etwas erträglicher.
"Du musst hier rausgehen, Belle!", hörte ich plötzlich jemand hinter mir sagen.
Erschrocken drehte ich mich um. In der Tür stand der Trainer der Footballmannschaft. Mein Dad und er waren gut befreundet, weshalb wir uns ziemlich gut kannten.
"Hallo George!", begrüßte ich ihn lachend und hielt ihm die Chipspackung hin, damit er auch zu greifen konnte.
Allerdings lehnte er dankend ab.
"Komm schon! Ich will hier nicht ewig mit dir rumdiskutieren.", bat er mich.
"Ich setze mich dahin und niemand merkt überhaupt, dass ich da bin. Tue einfach so, als hättest du mich nicht gesehen!", bettelte ich und setzte mich in eine Ecke, von der man mich nur sehen konnte, wenn man ganz genau hinschaute.
"Du bist anstrengend.", meinter er und ließ mich tatsächlich in Ruhe.
"Du weißt, dass ich das nur mache, weil ich weiß, dass du nicht spannerst oder einen Aufstand anzettelst.", sagte George zum Abschied und verschwand außer Sichtweite.
Gott sei Dank! Keine zwei Minuten später hörte ich Stimmen und die ersten Jungs kamen herein. Ich kannte sie vielleicht vom Sehen oder so.
Alle trugen ein Handtuch um ihre Hüfte und man konnte ihre durchtrainierten Körper gut sehen. Da fand ich ja tatsächlich die Schrift auf meiner Chipsverpackung interessanter. Deshalb aß ich noch eine handvoll und laß dann, wieviel Fett ich gerade in mich reingestopft hatte.
"Sie hat sich ja schon ziemlich geil bewegt, also ich kann nicht verstehen, wieso du sie noch nicht hart durchgenommen hast.", hörte ich irgendjemand sagen.
"Red nicht so über meine Schwester! Ist das klar?", zischte mein Bruder den Typen an.
Sie redeten also über mich.
Wenige Sekunden später kamen auch Ja, Wes und im Schlepptau einen Typen, der anscheinend neu hier war, heraus. Wesley sah den unbekannten Junge böse an.
"Du hast sie also schon durch.", erriet der Unbekannte.
Wenn wir so auffliegen würden, wäre das wirklich mehr als lächerlich.
"Kümmere dich um dein eigenes Leben! Oder hast du gar keines?", ärgerte Wes ihn und drückte ihn etwas mehr auf Abstand.
Ich kam mir vor wie im Kino und kramte wieder in der Packung herum, während Wes dem Unbekannten einen bösen Blick zu warf und sein Handtuch von der Hüfte entfernte.
Durch die Geräusche, die ich dadurch machte, drehte sich Wes in meine Richtung um. Ich konzentrierte mich wieder auf das Etikett und laß erneut, wieviel Fette und Kohlenhydrate dadrinnen waren. Natürlich konnte er mich sehen.
"Was machst du hier?", fragte Wes mich.
Dadurch drehten sich gleich mehrere Köpfe nach mir um. Langsam sah ich auf.
"Ich warte auf dich.", lächelte ich und schmatzte genüsslich.
"Hast du das Gespräch mitbekommen?", wollte er wissen.
Wie es aussah, hatte er nicht wirklich vor sich irgendetwas umzubinden.
"Nein, ich habe etwas viel interessanteres gelesen. Dein Gelaber langweilt mich.", log ich und versuchte mir die Brösel von den Händen zu machen.
"Okay, ich bin gleich fertig.", versprach er mir und drehte sich endlich wieder um, da ich mich anstrengen musste nicht zwischen seine Beine zu sehen.
Mein Bruder beobachtete uns die ganze Zeit genau.
"Ich warte hier.", bestimmte ich und fragte die anderen nichtmal, ob das in Ordnung war. Wir waren hier ja nicht im Kindergarten. Da konnte man sich doch schon etwas zusammenreißen.

One day you'll understand whyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt